Buchtest: „Piano-Akkorde Schritt für Schritt“


Wenn du frei und ohne Noten Klavier spielen willst, ist es unverzichtbar, Akkorde im Schlaf zu beherrschen. Bernard Janssen und Uwe Scheid haben mit „Piano-Akkorde Schritt für Schritt“ ein Buch herausgebracht, das dir genau dabei helfen soll. In diesem Beitrag erfährst du, was ich von dem Buch halte und ob es meine Kaufempfehlung erhält.

Aufsteller

Akkord-Lehre oft nicht Unterrichtsbestandteil

Viele Pianisten, die klassischen Klavierunterricht hatten, können sich nicht mal eben ans Klavier setzen und Lieder begleiten oder nach Gehör spielen. Gute Klavierlehrer bauen zwar immer wieder Musiktheorie und Akkordlehre in ihren Unterricht ein, aber der Schwerpunkt bleibt meistens der gleiche: Immer neue Stücke nach Noten spielen.

Wer nicht gerade einen Klavierkurs in Improvisation oder Jazz belegt hat, kann häufig nicht wirklich mit Akkorden umgehen. Doch für das freie Spielen sind sie unverzichtbar.

Vielleicht kannst du gerade noch so die Grundakkorde in ein paar Tonarten spielen. Vielleicht schaffst du auch noch Umkehrungen oder Septakkorde. Aber was sind verminderte, was sind übermäßige und was sind Major-Septakkorde? Da kreisen bei den meisten viele Fragezeichen um den Kopf.

Welche Akkorde zusammenpassen, kannst du hier nachlesen >>

Leadsheets sind voll von Akkordsymbolen

Songbücher oder einzelne Noten von modernen Stücken haben meistens die Melodie und Akkordbezeichnungen abgedruckt. Auf Portalen wie Ultimate Guitar oder 911tabs.com findest du sogar nur die Songtexte mit Akkordbezeichnungen.

Gitarristen können meistens mühelos mit den Symbolen umgehen, da die Gitarre vor allem ein Begleit- und kein Melodieinstrument ist. Aber auch das Klavier kannst du hervorragend zum Begleiten verwenden. Egal, ob du mit der rechten Hand die Melodie mitspielst oder Gesang untermalst.

Aber da sind wir wieder beim Problem: Was bedeuten all diese Symbole? Und genau hier setzt das Buch „Piano-Akkorde Schritt für Schritt“* an.

Buchtest: "Piano-Akkorde Schritt für Schritt"

Ringbuch perfekt für den Notenständer

Das Erste was mir auffiel: Das Buch besitzt keine Paperback-„Bindung“, sondern ist ein Ringbuch. Dadurch ist es perfekt für den Notenständer und man braucht keine Wäscheklammern oder sonstige Hilfsmittel, um die Seiten offenzuhalten.

Bei Noten wie den Song-Sammlungen von Einaudi oder Top Charts Gold stört mich genau das immer wieder.

Gemeinsames Werk von Lehrer und Schüler

Beim Buch hat sich der erfahrene Klavierlehrer Bernard Janssen mit einem seiner Schüler, Uwe Scheid, zusammengetan. Ziel ist es, die Grundlagen der Akkordlehre praxisnah zu vermitteln, damit am Ende das freie Begleiten und das Spielen von Leadsheats kein Problem mehr ist.

Damit floss in das Buch die jahrelange Erfahrung eines Pianisten und Klavierlehrers ein. Häufig haben aber die „Meister“ nicht mehr den Blick für die Sicht der Schüler und können die Probleme beim Lernen nicht mehr nachvollziehen. Der Klavierschüler Uwe Scheid hat genau diese Sichtweise eingebracht, was man dem Buch auch anmerkt, aber dazu später mehr.

„Piano-Akkorde Schritt für Schritt“ ist im Eigenverlag Learning-Chords erschienen. Es kostet 24,50 € und ist direkt bei den Autoren auf www.piano-akkorde.de oder bei Buchhändlern wie Amazon erhältlich.

Sehr strukturierter Aufbau

Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt:

  • Allgemeine Harmonielehre
  • Akkorde und Akkordsymbole
  • Anleitung zum Spielen nach Leadsheets

Wahrscheinlich würdest du am liebsten gleich in die Praxis einsteigen und drauflos spielen, aber ohne ein Mindestmaß an Wissen über Harmonielehre und ein bisschen Musiktheorie ist das zum Scheitern verurteilt.

Buchtest: "Piano-Akkorde Schritt für Schritt"

Musiktheorie kompakt und verständlich

Im ersten Kapitel geben die Autoren deswegen eine kompakte und sehr übersichtliche Einführung in die Musiktheorie. Ein hervorragender Schreibstil und etliche farbige Grafiken und Abbildungen sorgen dafür, dass die Inhalte klar und deutlich, aber alles andere als trocken sind.

Selbst wenn du meinst, in Musiktheorie bereits firm zu sein, schadet es nicht, wenn du das Kapitel zumindest überfliegst. Oder wusstest du etwa, wo unsere Tonleiter und unsere Intervalle herkommen?

Vollständige Übersicht über alle gängigen (und weniger gängigen Akkorde)

Nach dem Theorieunterricht geht es dann endlich auf die Straße, beziehungsweise in die Akkordlandschaft. Das 2. Kapitel fängt absolut bei Null an. Was ist ein Akkord? Und was ist eine Umkehrung? Diese Fragen werden geklärt, bevor es zur Sache geht.

Anschließend kommen der Reihe nach die verschiedenen Akkordkategorien – von den „normalen“ Dur- und Moll-Akkorden bis hin zu jazzigen Klängen wie Nonakkorden.

Du lernst nicht nur, welche Bezifferung für welchen Akkord steht, sondern auch, welche Tasten du auf dem Klavier drücken musst.

Wieder gibt es viele Abbildungen und Grafiken, die das Lernen sehr angenehm machen. Wenn du noch nicht viel mit Akkorden zu tun hattest, benötigst du bestimmt etwas Zeit, um den ganzen Input zu verdauen. Aber alles ist sehr verständlich geschrieben, was nicht zuletzt an den Schüler-Einsichten von Uwe Scheid liegen dürfte.

Anleitung zum Leadsheet-Spielen könnte etwas ausführlicher sein

Im dritten Teil beschreibt das Buch, was du jetzt mit den gelernten Akkorden anfangen kannst. Dazu werden dir verschiedene Begleitmuster vorgestellt. Leider werden nur absolute Basic-Patterns vorgestellt.

Wenn deine Begleitung wirklich etwas hermachen soll, solltest dir andere Patterns aneignen, zum Beispiel die rhythmischen Oktaven. Hier hätten die Autoren gerne noch ein bis zwei Seiten mit weiteren Begleitmöglichkeiten einbauen können.

Wie du mit Walking Bass begleiten kannst, findest du hier >>

Vollständige Akkordübersicht im Anhang

Im Anhang sind alle alle im Buch vorgestellten Akkorde in sämtlichen Tonarten aufgelistet. Die Übersicht ist echt Gold wert! Denn am Anfang deiner Akkord-Karriere wirst du immer wieder nachschlagen müssen, was jetzt nochmal Cm maj7 bedeutet.

Im Buch findest du dann die Antwort darauf. Die Akkorde sind im Notensystem notiert und du siehst auch, welche Tasten auf dem Klavier dazugehören.

Wenn du wissen willst, mit welchen Fingersätzen du Akkorde spielen sollst, empfehle ich dir diesen Beitrag >

Aufsteller fürs Klavier als Zubehör erhältlich

Als Ergänzung zum Buch ist auch ein Akkord-Aufsteller für das Klavier für 9,90 Euro erhältlich. Auf jeder Seite wird eine Durtonart (mit dazugehöriger Molltonart) behandelt und du siehst vier Akkorde abgebildet.

Buchtest: "Piano-Akkorde Schritt für Schritt"

Bei D-Dur sind das die Akkorde D-Dur, h-Moll, D7 und D°. Unten werden die tonleitereigenen Dreiklänge aufgelistet.

In der Mitte ist leider immer nur der Quintenzirkel zu sehen, den Platz könnte man deutlich sinnvoller nutzen. Zum Beispiel mit den leitereigenen Dreiklängen, wie es der Musiker-Kompass macht.

Fazit: Hervorragender Akkordkurs mit kleinen Schwächen

Insgesamt ist das Buch „Piano-Akkorde Schritt für Schritt“ von Bernard Janssen und Uwe Scheid hervorragend gelungen. Ich habe schon viele Bücher über Musiktheorie und Harmonielehrer in der Hand gehabt, doch zum Akkorde lernen ist dieses Buch einzigartig. Dank der Ringbindung ist das Buch perfekt zum Üben am Klavier geeignet. Und Üben ist natürlich auch bei diesem Kurs Grundvoraussetzungen. Nur wenn du die Akkorde wieder und wieder spielst, bilden sich Automatismen, die dafür verantwortlich sind, dass du ohne viel nachzudenken frei spielen kannst.

Der Aufbau ist sehr gut gelungen und man bekommt einen hervorragend strukturierten Kurs, der nur ein Ziel hat: Dich zum Akkord-Versteher zu machen und den Weg frei zum Spielen nach Gehör und Begleiten mit Lead Sheets zu machen.

Die Inhalte werden ausgezeichnet durch Abbildungen und Grafiken verdeutlicht.

Das letzte Kapitel könnte etwas ausführlicher sein. Anregungen für weitere Patterns bekommst du im Internet oder bei „ausformulierten“ Songnoten wie Top Charts Gold.

Auch als Nachschlagewerk ist das Buch super geeignet, die übersichtliche Auflistung aller Akkorde ist einfach klasse!

Den Aufsteller finde ich etwas unübersichtlich, hier würde ich als Alternative den Musiker-Kompass empfehlen.

Du willst auch im Dunkeln komfortabel üben? Lies hier meinen Erfahrungsbericht zur genialen Klavierlampe BenQ PianoLight >>

Update: Mittlerweile auch auf Englisch erhältlich

Mittlerweile gibt es das empfehlenswerte Buch auch auf Englisch. Wenn du jemanden kennst, der kein Deutsch spricht, aber trotzdem frei und mit Akkorden Klavier spielen will, ist die englische Version das ideale Geschenk 🙂

Pro:

  • Sehr gut strukturierter und verständlicher Akkord-Kurs
  • Viele Grafiken und Bilder
  • Vollständige Akkord-Übersicht im Anhang
  • Ringbindung

Contra:

  • Etwas mehr Begleitmuster wären wünschenswert

Insgesamt eine klare Kaufempfehlung für ein Buch, das in dieser Form einzigartig ist.

Mehr empfehlenswertes Klavier-Zubehör findest du hier >

* Ich habe das Buch kostenlos von den Autoren erhalten. Meine Meinung wurde dadurch aber nicht beeinflusst.


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lead sheet


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  1. Genau so etwas habe ich gesucht, um so früh wie möglich mit Schülern Liedbegleitung und freies Spielen zu Üben.
    Danke!

    1. Super – freut mich, wenn es weiterhilft! Bin auch ein sehr großer Fan dieses Buchs.

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