Thomas Forschbach ist einer der bekanntesten Online-Klavierlehrer. Er bietet mehrere Kurse an, zum Beispiel für Anfänger oder zum Thema „Blattspiel“. In diesem Beitrag habe ich seinen Fortgeschrittenenkurs unter die Lupe genommen. Ob ich ihn empfehle, kannst du in diesem äußerst ausführlichen Test nachlesen.
Für wen ist der Online-Kurs?
Du hast bereits die ersten Grundkenntnisse am Klavier erworben und kannst bereits einige leichte Stücke problemlos spielen. Vielleicht kannst du auch schon Noten lesen oder hast schon einige Unterrichtsstunden hinter dir. Das ist der ideale Einstiegspunkt für „Tipps und Tricks für Fortgeschrittene“.
Auch wenn du schon mehrere Jahre Klavier spielst und sehr weit fortgeschritten bist, kannst du in dem Kurs noch einiges lernen. Viele „klassische Pianisten“ haben Inhalte wie freies Spielen, Improvisieren oder Blues nie wirklich gelernt – und genau da setzt der Kurs von Thomas Forschbach einen Schwerpunkt.
Wenn du noch Anfänger bist, empfehle ich dir eher den Einsteigerkurs „Piano Komplete“ von Thomas Forschbach.
Zum Anfängerkurs >>>> Hier findest du meinen ausführlichen Test von „Piano Komplete“
Was lernst du in diesem Online-Kurs?
Der Schwerpunkt des Kurses „Tipps und Kniffe für Fortgeschrittene“ liegt im freien Spielen, dem Spielen von Akkorden und von schönen Phrasen und Soli, die dein Spiel so richtig aufpeppen.
Zum Kurs >>Wenn du den Kurs gründlich durchgearbeitet hast, kannst du dich auf folgende Fähigkeiten freuen:
- Du fühlst dich in allen 12 Tonarten zu Hause und nicht nur in C- oder F-Dur
- Du beherrscht nicht nur Grundakkorde, sondern interessante Varianten sowie jazzige Klänge und Blues-Akkorde
- Du kannst deine Zuhörer mit raffinierten Soli beeindrucken
- Du hast ein gutes Rhythmusgefühl und peppst dein Spiel mit richtigem Groove auf
- Du kannst dich einfach ans Klavier setzen und drauflos improvisieren
- Du kannst Melodien schnell und einfach nachspielen
Alles in allem werden hier also viele Fähigkeiten vermittelt, die auch so viele fortgeschrittene Pianisten gerne hätten. Du lernst frei und ohne Noten zu spielen und dein Spiel richtig „voll“ und interessant klingen zu lassen.
Zum Kurs >>Aufbau des Onlinekurses
Der Klavier Online-Kurs „Tipps und Kniffe für Fortgeschrittene“ ist in 8 Module aufgeteilt:
- Master the Keys
- Voicings & Special Chords
- Licks & Phrasen
- Slave to the Rhythm
- Improvisation Vol. 1 und Vol.2
- Skalen & Soli
- Melodie finden
Die Module bestehen meistens aus rund 10 Videos, es gibt auch kürzere und längere. Ich habe nirgendwo gefunden, wie viele Stunden Videomaterial insgesamt enthalten sind, aber es dürften wohl mindestens 30 Stunden sein.
Laut Thomas Forschbach stecken in dem Kurs 3 Jahre Klavierunterricht.
Wie gut sind die Module?
Die Module und auch die Versprechen von Thomas Forschbach hören sich sehr gut an – aber können die Videos das auch halten? Ich habe den Online-Klavier-Kurs auf Herz und Nieren getestet und will dir meine Einschätzung natürlich nicht vorenthalten 😉
Master the Keys – lerne die Tonarten kennen
Als Voraussetzung für dieses Modul empfiehlt Thomas Forschbach, dass du alle Dur- und Molltonleitern spielen kannst. Falls das nicht der Fall ist oder du dein Wissen auffrischen willst, gibt es als Wiederholung noch einmal die Lektion aus dem Anfängerkurs von Thomas Forschbach.
In diesem Modul kommst du nicht an etwas Musiktheorie vorbei, sie wird aber sehr lebendig vermittelt und immer an Beispielen verdeutlicht. Von Basics wie Tonika, Subdominante und Dominante geht es zu Umkehrungen und wie du damit ein Stück effizient und „schön“ begleitest oder zu raffinierteren Akkorden wie der Stufe II, III oder VI. Die Königsübung ist das Transponieren einer Melodie in jede mögliche Tonart. Das bedarf wirklich viel Übung – auch ich tue mich je nach Stück und Tonart oft schwer damit.
Mein Fazit zu dieser Lektion:
- Inhalte werden sehr gut und klar vermittelt
- Es gibt klare und sinnvolle Übungsanweisungen
- Ein PDF als Zusammenfassung, mit Übungen oder mit Übetipps wäre sehr sinnvoll – dann kann man auch ohne Videos gut üben
Kann man nach der Lektion automatisch in allen Tonarten flüssig spielen? Jein – du bekommst das Rüstzeug, aber üben musst du immer noch selbst. Und es erfordert viel Übung, damit du dich in allen Tonarten wohl fühlst und in allen gut spielen kannst. Der Aufwand lohnt sich aber auf jeden Fall!
Zum Kurs >>Licks & Phrasen
Hier stellt Thomas Forschbach einzelne kleine Phrasen und Elemente vor, wie zum Beispiel kleine Läufe in der Blues-Tonleiter , Vorschlagnoten oder den Quartvorhalt, die du immer wieder zwischendurch einbauen kannst – sei es als Solo oder als Verzierung deines Spiels. Wenn du diese Elemente immer wieder übst und sie dir in die Finger „übergehen“, dann hast du ein reiches Repertoire an kleineren Lückenfüllern. Weil auch hier wieder PDF-Beispiele fehlen, empfehle ich dir als Ergänzung „Boogie & Blues Piano“ von Wolfgang Wierzyk, wo viele dieser Patterns und Phrasen auch erklärt und in Beispiele eingebunden sind.
Fazit:
- Gute Sammlung von kleineren Elementen, die dein Spiel weiter bereichern
Voicings & Special Chords
In diesem Modul werden als erstes spezielle Akkorde vorgestellt, darunter unter anderem der verminderte Akkord, der Septakkord und der mit hinzugefügter None. Diese Akkorde besitzen alle einen ganz besonderen Klang und fügen deinem Spiel eine besondere Note hinzu. Neben der reinen Beschreibung gibt Thomas Forschbach immer auch an, wie du den Akkord verwenden kannst und bei welchen Verbindungen er sich gut eignet.
Als nächstes geht es um sogenannte „Voicings“, spezielle Akkordgriffe. Es geht darum, wie du deine Akkordtöne am besten aufteilst, damit sie schön klingen. Und davon stellt Thomas Forschbach richtig viele vor – die auch wieder dein Spiel noch schöner klingen lassen. Wenn du alle diese Voicings beherrscht, dann ist dein Spiel wirklich schon sehr sehr fortgeschritten. Vielleicht solltest du dir immer ein bis zwei vornehmen und die dann wirklich gut und in mehreren Tonarten beherrschen.
Mein Fazit zu dieser Lektion:
- Extrem gute Sammlung an Akkorden und Voicings, die alle erklärt und vorgespielt werden
- Perfekt auch als „Nachschlagewerk“
- Üben musst du diese Inhalte selber und es ist sehr viel Übung notwending, aber es lohnt sich
- Auch hier wären wieder eine PDF-Übersicht oder Übungsstücke super
Slave to the Rhythm
In diesem Modul wird erklärt, wie du am Klavier rythmisch spielst du begleitest. Als erstes erfährst du die wichtigsten Taktarten, dann wie ein Schlagzeug funktioniert und wie du am Klavier einen „Schlagzeugeffekt“ erzielst.
Das Herzstück dieses Modul ist Teil 2, wo du Begleitmuster wie Ballade, Soul oder Rumba lernst. Obwohl ich schon viele Begleitmuster kenne, habe ich hier noch einmal so einiges gelernt. Außerdem lernst du, wie du den Rhythmus eines Songs, den du am Klavier spielen willst, analysierst und auf das Klavier bringst.
Mein Fazit zu diesem Modul:
- Sehr gute Erklärung, was Rhythmus ist und wie du ihn erzeugst
- Umfangreiche und sehr gute Begleitmustersammlung
- Perfektes Rüstzeug für eine abwechslungsreiche Begleitung
Improvisation Vol.1 und Vol. 2
Würdest du auch gern einfach drauflosspielen und tolle Melodien einfach so aus deinen Fingern sprudeln lassen? In diesen beiden Lektionen zeigt dir Thomas Forschbach das Handwerkszeug dazu – und zwar Schritt für Schritt. Als erstes bekommst du gezeigt, wie du eine Melodie findest und dann wie du sie begleitest und ein wirklich stimmiges Stück daraus machst. Aus einer einfachen Melodie wird am Schluss wirklich ein ganz ansehnliches Stück. In Volume 2 bekommst du weitere Bausteine, um noch mehr Leben reinzubringen.
Wenn du die Schritte aus dieser Anleitung mehrmals mit verschiedenen Melodien durchgehst, bekommst du allmählich ein Gespür dafür und kannst auch auf Anhieb improvisieren ohne vorher basteln zu müssen.
Fazit:
- Sehr gute Schritt-für-Schritt-Anleitung anhand eines konkreten Beispiels
- Viele gute Anregungen für deine Improvisationen
Skalen & Soli
Egal, ob du in einer Band spielst, oder Solo-Piano spielst: Mit Soli zeigst du so richtig, was du kannst. Und Soli müssen nicht unbedingt besonders artistisch und virtuos sein, sondern einfach nur gut in den Kontext passen.
Thomas Forschbach zeigt dir in dieser Lektion des Online-Kurses, welche Möglichkeiten für Soli es gibt. Er geht dabei auf Soli auf Basis von Tönen, Akkorden oder verschiedenen Skalen (z.B. Kirchentonarten) ein. Auch hier bekommst du wieder jede Menge Rüstzeug, mit dem du dann nach Belieben experimentieren kannst.
Fazit zum Modul:
- Gute und viele Anregungen für Soli
- Praxis Beispiele kommen etwas zu kurz
Melodie finden
Die hörst eine Melodie, willst sie nachspielen, aber es klappt einfach nicht? Dann ist dieses Modul Gold wert für dich! Dazu ist ein bisschen Musiktheorie nötig, denn die meisten Melodien passen gut in die Tonart und sind sehr „logisch“. In einer 3-Schritte-Anleitung erklärt dir Thomas Forschbach, wie du die Melodie von Songs schnell und einfach nachspielen kannst. In einem zweiten Kapitel bekommst du ein paar Intervall-Trainings-Videos zur Vertiefung. Um das Wissen zu vertiefen und zu verinnerlichen, hilft natürlich nur: Viel Üben 😉
Fazit:
- Gute Anleitung fürs Melodie hören und nachspielen
- Intervalltraining als Ergänzung
Gesamtfazit zum Klavier-Online-Kurs für Fortgeschrittene
Insgesamt finde ich den Fortgeschrittenen-Kurs von Thomas Forschbach sehr überzeugend. Du bekommst wirklich jede Menge Rüstzeug, damit du wirklich hörenswert Klavier spielen kannst. Bei jedem Video kannst du von oben auf die Klaviatur sehen und genau beobachten, was Thomas Forschbach gerade spielt. Eine zweite virtuelle Klaviatur oberhalb der eigentlichen zeigt dir mit leuchtenden Tasten an, welche Taste gerade betätigt wurde. Dadurch siehst du sehr deutlich, was gerade gespielt wird.
Thomas Forschbach erklärt sehr ausführlich und langsam, sodass wirklich jeder mitkommt. Notfalls kannst du jedes Video wieder zurückspulen und dir nochmal ansehen. Manchmal würde ich mir jedoch PDF-Dateien als Ergänzung wünschen, wo die wichtigsten Inhalte noch einmal aufgeführt sind. Auch zusätzliche Übungen als PDF wären vielleicht eine gute Ergänzung – würden aber dem Ansatz „ohne Noten lesen“ widersprechen.
Ich empfehle dir, die wichtigsten Elemente herauszuschreiben. So musst du nicht immer wieder in den Videos nachschauen, wie jetzt doch gleich der C-9 Akkord geht.
Das mag ich am meisten am Kurs von Thomas Forschbach:
- Sehr gute Erklärung von Akkorden und deren Eigenheiten
- Tolle Bausteine für deine Improvisationen
- Viele Begleitpatterns und gute Rhythmus-Schule
Das könnte noch verbessert werden:
- PDFs mit Zusammenfassungen
- Manchmal etwas mehr konkrete Beispiele
Wenn du den Kurs aufmerksam durcharbeitest und auch immer wieder die Videos pausierst und übst, dann verspreche ich dir, du wirst wirklich enorme Fortschritte machen.
Auch wenn du bereits meinst, du kannst schon gut improvisieren oder einigermaßen frei spielen, wirst du einiges mitnehmen. Auch ich hab noch einmal einige Dinge gelernt und für mich hat sich der Kurs auf jeden Fall gelohnt.
Zum Kurs >>Während ich empfehle, die Basics wenn möglich im 1:1-Klavierunterricht zu lernen (einen Vergleich von Online-Unterricht mit normalem Unterricht findest du hier), kannst du die Elemente Freies Spielen, Begleiten oder Improvisieren am Klavier sehr gut mit einem Online-Kurs lernen.
Und für diese Fähigkeiten ist der Kurs von Thomas Forschbach wirklich hervorragend geeignet. Mit lediglich 97 € finde ich ihn wirklich extrem günstig. Dieses Geld zahlst du bei 2 – 4 Privatstunden und in den ersten Stunden bekommst du auch nichts anderes erklärt, als in diesen Videos vorkommt (sogar viel weniger davon).
Wenn du den nächsten Schritt machen willst und besser frei spielen, improvisieren, in einer Band spielen oder begleiten willst, dann empfehle ich dir den Kurs wärmstens.
Zum Kurs >>
Je nachdem, wann du den Kurs kaufst, kommst du übrigens in den Genuss verschiedener Bonusinhalte wie zum Beispiel „Auf dem Kopf Klavier spielen“, „Der Weg ins Musikbusiness“ oder „Flinke Finger“.
Lieber Beat,
Nur als Hinweis: Offenbar kostet der Fortgeschrittenen-Kurs nicht mehr 97 Euro, sondern mittlerweile 199 Euro, bin eben dem Link gefolgt…
Lg Katharina
Vielen Dank für den Hinweis – ich checke das 🙂