Sind Online-Klavierkurse gleichwertig oder sogar besser als herkömmlicher Klavierunterricht mit einem ausgebildeten Klavierpädagogen? Diese Frage bekomme ich in letzter Zeit sehr häufig gestellt. Ob es einen Sieger gibt, erfährst du in diesem Beitrag.
Online-Klavierkurse boomen. Während es vor einigen Jahren noch ganz wenige Anbieter gab, sind mittlerweile viele Klavierlehrer auf den Digitalisierungs-Zug aufgesprungen. Mittlerweile hat man sogar die Qual der Wahl, ob man jetzt von Franz Titscher, Thomas Forschbach, Joja Wendt oder bei Plattformen wie flowkey oder Skoove lernen will.
Häufig entsteht der Eindruck, 1:1-Unterricht sei lediglich ein Relikt aus der Vergangenheit und längst überflüssig geworden – online Klavier lernen sei die Zukunft!
Hat tatsächlich schon eine Art Wachablösung stattgefunden? Für wen ist welche Lernform die richtige? Welche Vorteile hat welches Unterrichtskonzept?
Onlinekurse: Selbstständiges und kostengünstiges Lernen im eigenen Tempo
Früher war das Klavierspielen wohlhabenden Leuten vorbehalten. Ein Klavier bzw. Flügel war und ist teuer in der Anschaffung und auch Klavierstunden von einem ausgebildeten Lehrer kostet seinen Preis. Preisgünstige Klaviere (bzw. E-Pianos) und subventionierter Unterricht in Musikschulen haben in den letzten Jahrzehnten das Klavierspielen auch „Normalverdienern“ ermöglicht.
Hier geht’s zum ausführlichen Beitrag rund um Klavier lernen
Nochmal günstiger wird das Klavier lernen mit Onlinekursen. Eine einmalige Investition von rund 200 € und hat man genügend Material, um kräftige Fortschritte im Klavierspiel zu erreichen. Das ist eine tolle Möglichkeit, um sich selbstständig das Klavierspielen beibringen zu lassen, ohne große Summen ausgeben zu müssen.
Ein großer Vorteil von Onlinekursen neben den geringen Kosten liegt fast auf der Hand: Du kannst dir die Zeit frei einteilen und in deinem eigenen Tempo lernen. Ob vor der Arbeit, am Abend wenn die Kinder im Bett sind (dann am besten mit Kopfhörern am E-Piano :D) oder in der Mittagspause – solange du dein Smartphone/Tablet/Notebook und ein Piano in der Nähe hast, kannst du dich jederzeit an die Klaviatur setzen. Wenn du einmal mehr Zeit hast, kannst du gleich mehrere Lektionen am Stück machen. Und hast du mal ein paar Wochen gar keine Zeit, musst du keine Stunde verschieben (wie du dir Zeit zum Üben schaffst, liest du hier nach).
Wenn du bestimmte Inhalte nicht sofort verstehst, schaust du dir das Video einfach nochmal an. Mir ging es häufig früher im Klavierunterricht so, dass ich zuhause nicht mehr genau wusste, was meine Lehrerin genau gesagt hat (auf die Idee „Mitschreiben“ bin ich erst erstaunlich spät gekommen :-D). Beim Video gibt’s dieses Problem nicht – sofern du noch weißt, an welcher Stelle du nachschauen musst.
Vorteile von Onlinekursen
- Der Preis: Online-Kurse sind deutlich günstiger als herkömmlicher Klavierunterricht
- Du lernst individuell und in deinem eigenen Tempo
- Lernen von überall aus möglich
- freie Zeiteinteilung
- Wiederholen und Überspringen von Lektionen ist möglich
Meine Lieblings-Onlinekurse:
Ich habe einige (natürlich noch längst nicht alle) Online-Klavier-Kurse getestet (eine Übersicht vom Gastautor Ferdinand Maurer findest du auch hier) und empfehle die folgenden:
- „Spielend Klavier Lernen“ von Franz Titscher: umfassender Kurs für Anfänger und Fortgeschrittene, sehr sympathischer Lehrer => hier gehts zum Kurs für 197 €
- „Piano Komplettkurs“ von Thomas Forschbach: ebenfalls ein umfassender Kurs für Anfänger und Fortgeschrittene, recht „modern inszeniert“ => hier gehts zum Kurs für 199 €
- flowkey: In dieser App hast du neben Grundlagenvideos auch jede Menge Stücke zur Auswahl, die du erlernen kannst => hier kannst du flowkey ab 9,99 € pro Monat nutzen
- Skoove: Die App funktioniert ähnlich wie flowkey, ich habe sie aber bisher noch nicht ausführlich getestet => hier kommst du zu Skoove
Herkömmlicher Klavierunterricht: Individuelle Betreuung durch ausgebildete Pädagogen
Wenn du Klavier lernen wolltest, war bis vor einigen Jahren der so ziemlich einzige Weg: Such dir einen Lehrer! Bei anderen Instrumenten wie bei Gitarre oder Flöte gibt es oft einen kostengünstigen Gruppenunterricht. Ob jemand schon auf die Idee gekommen ist, Klavierunterricht in der Gruppe anzubieten, weiß ich nicht. Auf jeden Fall empfehle ich unbedingt einen individuellen Unterricht. Wie du einen guten Klavierlehrer findest, kannst du hier nachlesen.
Die meisten Klavierlehrer sind studierte Klavierpädagogen, bei denen der Unterricht häufig einen wesentlichen Bestandteil ihrer Einnahmen sind. Wie jeder guter Handwerker und jeder Anwalt, den du für seinen Zeiteinsatz bezahlst, kostet natürlich auch ein Klavierlehrer entsprechendes Geld. In der Regel kostet eine Klavierstunde (meistens 30 oder 45 Minuten) zwischen 30 und 70 €. Bei einmal in der Woche Unterricht sind das schnell dreistellige Ausgaben pro Monat, Ausgaben für Unterrichtsmaterial kommt dann noch hinzu.
Der Privatunterricht bei einem Klavierlehrer hat natürlich auch seine Vorteile. Du wirst im Unterricht individuell betreut und der Klavierlehrer geht genau auf deine Fähigkeiten ein. Ein guter Klavierlehrer erkennt eine fehlerhafte Technik sofort und hilft dir, diese zu korrigieren. Auch auf falsch eingeübte Noten oder einen mangelhaften Ausdruck wirst du schnell hingewiesen. In der Regel kannst du auch eigene Wünsche einbringen und dein Lieblingsstück gemeinsam mit dem Lehrer einüben. Wenn du fleißig übst, wirst du kaum schnellere Fortschritte erzielen als mit regelmäßigem Unterricht. Wenn du wöchentlich oder zweiwöchentlich Unterricht hast, übst du in der Regel auch. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Wenn du nicht geübt hast, merkt das der Lehrer sofort und die Stunde wird dann unangenehm bis sinnlos.
Häufig organisieren Klavierlehrer auch Klassenvorspiele, bei denen du deine ersten Vorspielversuche im kleinen Kreis machen kannst. Meine Top-Tipps zum Vorspielen findest du hier. Viele Leute mögen zwar Vorspielsituationen nicht, aber es gibt für mich keinen besseren Weg, um ein Stück wirklich zu perfektionieren (auf der Bühne willst du schließlich glänzen).
Vorteile vom herkömmlichen Klavierunterricht:
- Individuelle Betreuung
- Korrektur von Fehlern und ständiges Feedback
- Motivation zum Üben bei regelmäßigem Unterricht
- Sehr schnelle Fortschritte möglich
Klavierunterricht in der Nähe finden
Eine gute Anlaufstelle, um einen Klavierlehrer zu finden, ist die örtliche Musikschule. Zudem kann ich dir auch empfehlen, das wirklich gute Verzeichnis von Superprof zu durchstöbern, um einen Klavierlehrer in deiner Nähe zu finden. Darüber hinaus listet dir Superprof auch gute Klavierlehrer für den Online-Unterricht auf.
Fazit: Beide Lernarten haben ihre Berechtigung
Der beste Weg, um richtig gut Klavier spielen zu lernen, ist für mich immer noch der private Unterricht. Relativ hohe Kosten und wenig zeitliche und örtliche Flexibilität lassen viele aber über Alternativen nachdenken. Und der Onlinekurs ist hier eine sehr gute Alternative. Zu einem echt fairen Preis kannst du dir Videos von erfahrenen Lehrern (oder in einer App wie flowkey) ansehen und zu Hause selbstständig und in deinem Tempo lernen.
Natürlich kannst du auch beides Arten kombinieren. Beim Privatunterricht lernst du die richtige Technik und meisterst deine Lieblingsstücke, während du dir im Onlinekurs beispielsweise Jazzpiano oder freies Spielen aneignen kannst.
Wie lernst du Klavier spielen? Per Privatunterricht oder bevorzugst du Onlinekurse?
Danke sehr informativ ihr Beitrag und für mich richtig! Der private Unterricht ist am besten! Damit das Sinn macht , muss ich möglichst täglich üben , leider bleibt dann kaum noch Zeit , um nebenher noch freies Spiel online zu lernen, eigentlich eine tolle Idee privat und online zu kombinieren, aber selbst für mich als Rentnerin zeitlich schwierig ?
„Zeit“ ist ja häufig die knappe Ressource beim Klavier lernen. Toll, dass Sie als Rentnerin noch Unterricht nehmen 🙂
Hallo lieber Beat!
Danke wieder mal für den echt tollen Beitrag. Ich sehe es genau so – habe auch mit einer Klavierlehrerin begonnen um mir keine Fehler anzulernen. Auch ist die Motivation bei einer persönlichen Stunde höher und es wird genau auf Dich eingegangen. Ich habe sogar beide Online-Kurse von flowkey und auch von skoove! Natürlich kenne ich auch die anderen von YouTube-Videos … als zusätzliche Hilfe übe ich nach der „TonGenau-Methode“! Diese Lernhilfe gibt mir Sicherheit und unterstützt mich auch bei der Schnelligkeit – somit stellen sich schnellere Erfolge ein. Zwischendurch stelle ich sie weg und verwende sie wieder bei einem neuen Stück. Du hast ja schon sogar über „mein Produkt“ so perfekt berichtet – danke nochmals!
Weiterhin alles Gute Dein Berni
Finde auch die Kombination unschlagbar 🙂
Und deine Lernhilfe ist einfach super!
Hallo,
ich habe erst vor kurzem angefangen Klavier zu spielen. Ich habe mir direkt ein Digital Piano gekauft und probiere es erstmal komplett ohne Lehrer nur mithilfe von Videos und Büchern. Das ist allerdings auch nicht mein erstes Instrument von daher kann ich mich noch an ein paar grundlegende Sachen erinnern die mir dabei helfen. Bisher läuft das echt gut, und die laufenden Kosten sind gleich null.
Toller Beitrag ich denke auch das man beide Wege problemlos einschlagen kann, es kommt halt auf die Person selbst an.