4 Tipps, die jedes Vorspielen zu einem echten Erfolg machen


Langsam wird es ernst und du stellst deine Klavierkenntnisse anderen Leuten vor. Manche Leute bekommen allein bei dem Gedanken schon Schüttelfrost, aber ganz ehrlich – du hast doch Klavier gelernt, um irgendwann anderen Leuten deine Fähigkeiten zu zeigen 🙂 In diesem Beitrag erfährst du, wie dein Vorspielen oder Konzert zu einem echten Erfolg wird!

1. Bereite dich gut vor

Wenn du dein Stück oder deine Stücke gut und sinnvoll (!) geübt hast, ist das schon die halbe Miete. Du hast die Stücke nicht nur täglich zweimal durchgespielt, sondern dich vor allem an die schweren Stellen gewagt und diese immer wieder wiederholt? Sehr gut – damit hast du schon einen soliden Grundstein gelegt. (Mehr über konzentriertes Üben erfährst du hier).

Die Vorbereitung solltest du genau auf das Vorspielen ausrichten. Ein Olympionik zum Beispiel richtet auch seine ganze Vorbereitung auf den Wettkampf aus, sodass er an diesem entscheidenden Moment seine Topform hat. Dasselbe solltest du auch tun! Auch wenn es bei dir vielleicht nicht um eine Goldmedaille geht, möchtest du doch zeigen, was du kannst.

Am besten ist es, wenn du deine Vortragsstücke schon einige Zeit vor dem Vorspielen technisch beherrschst. Du kannst es dann weitestgehend fehlerfrei spielen und auch die schwierigen Passagen gehen dir locker von der Hand. Im Optimalfall hast du dann noch einige Tage Zeit, um dich nur dem Ausdruck zu widmen. Versuche, zu ergründen, welche Stimmung das Stück vermitteln soll. Versetze dich dann auch in diese Stimmung und transportier diese dann in dein Spiel. Wenn du dir YouTube-Videos von großen Pianisten ansiehst, kannst du eine Sache bemerken: Sie alle scheinen voll im Stück aufzugehen und die ganzen Emotionen selbst zu durchleben.

Wenn du es schaffst, die Stimmung des Stücks auf das Publikum zu übertragen, wird dein Vortrag hervorragend!

Mehr zum Thema ausdrucksvolles Spielen findest du hier

2. Visualisiere die Vorspielsituation

Das Visualisieren von Zielen und wichtigen Situationen ist längst keine Geheimwaffe mehr. Bei den Topstars – egal ob es sich um Sportler, Artisten oder Musiker handelt – gehört das Visualisieren untrennbar zu einer erfolgreichen Performance. Und auch wenn du keine solch großen Ambitionen hegst – du möchtest ja doch möglichst gut vorspielen oder?

Vorspielen Tipps

Dann mach dir diese Waffe zu Nutze! Keine Angst – das ist weder spirituell-abgehoben noch unfassbar schwierig. Aber es gehört schon ein bisschen Konzentration dazu. Es gibt viele verschiedene Arten, wie du deinen Auftritt visualisieren kannst. Mir hilft folgender Ablauf:

  • Stell dir den Raum, in dem du vorspielst so detailliert wie möglich vor. Nutze alle Sinne und versuche, Farben, Gerüche, Töne intensiv wahrzunehmen.
  • Stell dir vor, wie du ans Klavier gehst, den Deckel aufmachst, deine Noten auf den Ständer legst (wenn du nicht auswendig spielst), dich auf den Stuhl setzt und deine Hände auf die Tasten legst. Wie fühlen sich die Tasten an? Wie fühlt sich der Stuhl an, auf dem du sitzt? Welche Kleidung trägst du? Je mehr Details du visualisierst, desto intensiver und realer wird das für dein Gehirn. Visualisiere unbedingt immer aus der Ego-Perspektive, also sieh dich NICHT von außen!
  • Fühl dich absolut selbstbewusst und unbesiegbar. Wenn dir das schwerfällt, rufe dir Situationen ins Gedächtnis, wo du dich genau so gefühlt hast. Übertrag dann diese Gefühle auf deine Vorspielsituation. Fühl dich noch ein Stück selbstbewusster.
  • Fang nun in deiner Vorstellung an, dein Stück zu spielen. Mit deinem unerschütterlichem Selbstbewusstsein weißt du genau, dass du eine absolut geniale Performance hinlegen wirst. Wenn du dein Stück mental spielen kannst – perfekt! Wenn nicht, dann macht es auch nichts. Es geht darum, dass du das Gefühl von absoluter Sicherheit in deinem Gehirn verankerst.
  • Beende dein Stück (oder dein letztes Stück), stehe von deinem Stuhl auf und genieße den Applaus und das geniale Gefühl, das du nach deinem hervorragenden Vorspiel hast.

Vielleicht fällt dir diese Übung am Anfang schwer, aber je öfter du sie machst, desto natürlicher und einfacher wird es für dich. Wenn du dann tatsächlich der Moment des Vorspielens gekommen ist, ist das für dein Gehirn gar nichts neues und aufregendes mehr. Du hast es mental schon so oft durchlebt und schon zur Routine geworden. Wenn du gut visualisiert hast, sollte sich auch im tatsächlichen Vorspielen deine geübte Selbstsicherheit einstellen.

Wenn dein Gedankenkarussel doch noch einmal startet, nimm dir am Klavier noch einmal ein paar Sekunden Zeit. Schließe die Augen und hol dir wieder das Gefühl absoluten Selbstbewusstseins und Unfehlbarkeit hervor. Öffne langsam die Augen und beginne mit deiner Performance.

3. Kümmer dich um das Drumherum

Selbst wenn du sonst eher zum kreativen Chaoten neigst, solltest du dich so gut es geht im Vorfeld organisieren. Kopiere deine Noten und klebe sie so zusammen, dass du nicht umblättern musst.

(Ein heißer Tipp: Die Klaviermappe „Amalia Dur“. Hier findest du einen ausführlichen Test der Klaviermappe.)

Oder besorge dir jemanden, der dir während des Vorspielens beim Umblättern hilft. Such dir schon ein paar Tage dein Outfit zurecht und probiere es einmal am Klavier aus. Dein Kleid mag vielleicht für den Galaabend perfekt passen, ist aber am Klavierhocker nur störend. Für die Männer: Wähle kein zu enges Hemd, wo dir die Krawatte deinen Hals zuschnürt. Und probiere unbedingt aus, ob du mit deinen Schuhen auch das Pedal gut bedienen kannst.

Am Tag des Vorspielens solltest du nicht mehr zu viel üben. Zu groß ist die Gefahr, dass du Panik bekommst, wenn du dich zu oft verspielst. Lass es am Vorspieltag ruhig angehen, bewege dich ein bisschen und gehe an die frische Luft. Trinke genügend, aber nicht soviel, dass du während des Vorspielens dann ganz andere Probleme bekommst… Iss nicht zu viel, sonst besteht die Gefahr, dass dir das Essen schwer im Magen liegt und dich träge und müde macht. Dusche dich, pflege dich mit guten und wohltuenden Produkten und ziehe dir schöne Kleidung an.

Fahre oder gehe unbedingt rechtzeitig los, damit du entspannt und stressfrei ankommst. Damit ist alles bereit für den großen Moment…

4. Genieße es!

Du hast wochenlang geübt. Dich durch schwierige Läufe gequält, halsbrecherische Sprünge mit der linken Hand gemeistert und deine Familie oder deine Nachbarn können das Stück schon nicht mehr hören. Jetzt kommt der Moment, an dem du dich dafür belohnst. Egal ob du einen dummen Fehler gespielt hast oder nicht ganz so ausdrucksstark, als du eigentlich vorhattest – dadurch, dass du dich getraut hast, hast du schon gewonnen. Wenn du nicht gerade bei einem Wettbewerb vorspielst oder deine Besucher viel Eintritt bezahlt haben, hast du nichts zu „verlieren“.

Viele deiner Zuhörer würden sich das wahrscheinlich niee trauen, vor Menschen vorzuspielen. Genieße dein Vorspielen – trotz der leichten (oder auch heftigen) Angespanntheit, die du vielleicht hast. Wenn es dein erstes Vorspiel ist – Glückwunsch! Du hast einen tollen ersten Schritt gemacht und andere Menschen mit deinem Talent erfreut. Wenn du schon ein paar Mal vorgespielt hast, wirst du vielleicht gemerkt haben, dass es mit jedem Mal besser wird. Es wird immer normaler für dich, vorzuspielen.

Frage einmal einen Profimusiker (wenn du einen kennst), wie sein erstes Vorspielen war. Ich trau mich wetten, dass dessen erster Auftritt alles andere als souverän war.

Gib dir selbst ein innerliches High-Five nach dem Auftritt und feier dich für deinen Mut und deine Performance 🙂

Erfolg

Mein erstes Vorspiel

Mein erstes Mal vorspielen war als Kind. Als Kind macht man sich ja meistens weniger Gedanken als als Erwachsener, aber aufgeregt war ich doch ziemlich. Ich konnte mein Stück (eine Sarabande von Händel) perfekt. Mein Vater gab mir damals schon den Tipp, dass ich mir das Vorspiels innerlich visualisieren sollte, um die Situation zu „üben“. Ich bin dann auf die Bühne gegangen und hab meine Noten auf den Flügel gelegt (ich konnte das Stück auswendig). Alles war komplett still und dann fielen mir die Noten mit einem lautem bchööööööööng in den Flügel. Ich weiß die Reaktionen der Zuschauer nicht mehr, aber ich hab mich davon zum Glück nicht beirren lassen und fehlerfrei vorgespielt 🙂

Wie war dein erstes Vorspielen? Wie oft spielst du aktuell vor? Und was sind deine besten Tipps? Ich freue mich auf deinen Kommentar 🙂


Tags

konzert, vorspielen


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  1. Danke für den tollen Blog! Ich habe früher sehr viel Klavier gespielt, aber seit Jahren nicht mehr. Meine erstes Vorspielen war sehr aufregend, aber hat unglaublich viel Spaß gemacht! In einer neuen Stadt möchte ich aber mein altes Hobby wieder anfangen, vorspielen werde ich wahrscheinlich nicht mehr aber meine Kinder vielleicht…:)
    LG Sophie

    1. Danke für deinen Kommentar, Sophie.
      Warum denn nicht? Du kannst ja parallel zu deinen Kindern wieder ein paar Stunden nehmen und dann im kleinen Rahmen was vorspielen 🙂

  2. Danke für Tipps! Ich erinnere mich an das erste Vorspielen des Bruders, was zu einem echten Erlebnis wurde https://klavier-stoll.de/verkauf-verleih/verkauf-muenchen Ein Klavierkauf, stimmen lassen, wochenlange Spielerei, endlich Wochenende, eine Torte gebacken, alle zusammen im Wohnzimmer gesammelt… Der arme Jürgen mit zitternden Armen begann sein Vorspiel, Stille! Eine stille Minute nach dem Spielen und ein lauter Beifall, sogar im Hofe:) Das hat er auch bis heute nicht vergessen:) Danke für ein gut gestimmtes Klavier und praktische Hinweise zum Verhalten!

  3. Danke für den Tipp mit dem Visualisieren. Ich will mich für das nächste Vorspiel mental besser vorbereiten, um keine Angst vor Blackout zu haben. Neulich hatte ich mit 40 Jahren mein erstes Klaviervorspiel. Zuhause beim Üben lief es glatt, aber vor Leuten im Konzertsaal zu spielen, ist schon eine andere Dimension. Das kann unsicher machen, plötzlich kommen Zweifel vor, auf welche Taste die Finger muss, obwohl beim Üben doch alles glatt ging… Ich war angespannt und kurz davor, aufzugeben, viel Angst vor Scheitern und Blamieren war da. Am besten hilft ein Tunnelblick, alles ausblenden, was stört, Bekannte grüßen ist dann gar nicht mein Ding. Also, ich habe ich etwas verspielt, aber die schwierigeren Passagen hingekriegt. Die Zähne zusammengebissen: Euch kriege ich, ihr Tasten!. Etwas Aggression half mir, entschlossen zu sein und nicht aufzugeben.

  4. Genau das hatte mir gefehlt! Ich habe jetzt meine Klavierprüfung und als ich das gelesen hatte, habe ich das Gefühl die Prüfung zu rocken! Danke!

  5. Guten Tag!
    Schöner Blogbeitrag. Bietet Informationen für alle. Gibt uns eine Idee über. Hoffe, bald mehr informative Artikel von Ihnen zu lesen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Simon

  6. Hallo,
    In der Tat ein Artikel, der einem weiterhilft! Großartig zusammengestellt. Das ist genau das, wonach wir gesucht haben! Herzlichen Dank dafür!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Graffitiartist
    (Graffitimarketing)

  7. Danke für die tollen Tipps. Ich war vor kurzem bei einem Auftritt, wo ein Pianist Schuberts Winterreise gespielt hat. Das war großartig. Auch der Sänger war klasse. Berühmt ist insbesondere das letzte Stück „Der Leiermann“. Hört es euch mal an, es ist ein Meisterwerk.

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