„Ich hab einfach kein Talent“, „Ich übe einfach zu wenig“ – das sind zwei Gründe, die man oft für mangelnden Erfolg am Klavier hört. Doch häufig liegt ein ganz anderes Problem vor: mangelnde Konzentration beim Üben! In diesem Beitrag erfährst du, wie du deine Konzentration Schritt für Schritt hochfahren kannst, um rasante Fortschritte zu erzielen.
Die Gedanken schwirren…
Du kennst bestimmt die Situation: Du sitzt am Klavier, beginnst zu üben und sofort schwirren die Gedanken in deinem Kopf herum. „Was esse ich heute abend?“ „Ich muss unbedingt heute noch zur Post gehen!“ „Habe ich die Heizung in meinem Zimmer aufgedreht?“.
So geht es dann ständig weiter und die Tasten bekommen deutlich weniger Aufmerksamkeit als gut für sie wäre. Besonders in unserer heutigen Zeit, die voll von Hektik und Multitasking ist, haben wir häufig verlernt, uns voll auf unsere aktuelle Aufgabe zu konzentrieren.
Wenn du beim Klavier-Üben ganz bei der Sache bist, erzielst du viel schnellere Ergebnisse. Die folgenden Tipps helfen mir ganz gut, mich beim Üben voll zu konzentrieren und die Aufmerksamkeit so gut es geht auf das Üben zu richten.
1. Ablenkungen ausschalten
Entferne alle möglichen Ablenkungen aus. Schalte dein Handy auf lautlos und leg es außerhalb deiner Reichweite ab. Räum dein Blickfeld frei von allen Ablenkungen wie Briefe, zu viele Noten auf dem Klavier oder andere Gegenstände, die deine Konzentration rauben können.
2. Ankommen
Setz dich ans Klavier und aktiviere alle Sinne. Fühle den Klavierhocker auf deinen Oberschenkeln. Fühle deine Füße auf dem Boden. Achte auf die Geräusche in deiner Umgebung. Achte auf mögliche Gerüche. Lass deinen Blick etwas schweifen und betrachte die Tasten, den Notenständer, die Pedale und den Korpus deines Klaviers.
Atme jetzt ein paar Mal tief durch. Konzentrier dich auf deinen Atem und merke, wie sich der Alltag langsam aus deinem Kopf verabschiedet. Stell dir vielleicht einen kleinen Ventilator vor, der sämtliche fremde Gedanken einfach hinten aus deinem Kopf herauspustet. Du wirst immer ruhiger und bist jetzt bereit für deine Übeeinheit.
3. Motivation
Rücke deine Motivation ins Bewusstsein. Warum willst du jetzt gerade üben? Was willst du heute erreichen? Willst du das Stück komplett beherrschen? Willst du eine bestimmte Passage fehlerfrei spielen können? Wie fühlt es sich an, wenn du dein Ziel erreichst? Stell dir die Freude vor, wenn du dein Übeziel erreicht hast.
4. Beginne zu spielen
Schlag jetzt deine Noten auf (wenn du sie noch brauchst) und beginne zu spielen. Nimm das Spielen mit so intensiv wie möglich wahr. Fühle die Tasten, höre die Musik und lass sie richtig durch dich hindurchfließen.
Wenn du eine bestimmte Passage immer wieder und wieder übst, wird es deinem Gehirn schnell langweilig. Denn es hasst es, immer wieder gleiche Aufgaben zu verrichten und schweift dann gerne ab. Wenn du feststellst, dass deine Gedanken abschweifen, bring sie sanft (!) wieder zurück und ärgere dich nicht.
5. Pause
Wenn du schon eine Zeit lang geübt hast und es dir immer schwerer fällt, die Konzentration aufrecht zu erhalten, mach eine Pause. Steh kurz auf, beweg dich ein bisschen und lass deine Gedanken frei laufen. Schau aber nicht auf dein Handy oder an deinen Computer, sondern lass einfach nur deine Gedanken fließen.
Setzt dich anschließend wieder ans Klavier und versuche wieder wie in Schritt 2 am Klavier anzukommen. Das sollte jetzt etwas schneller gehen als zu Beginn deiner Übe-Einheit.
6. Abschluss
Wenn du dein Übe-Ziel erreicht hast oder keine Zeit mehr hast, spring nicht sofort auf und beginne mit der nächsten Aufgabe. Bleib noch kurz sitzen und reflektiere deine Übe-Einheit. Bist du zufrieden? Hast du dein Ziel erreicht? Wie zufrieden bist du mit deiner Konzentration?
Atme jetzt noch ein paar Mal tief durch und schließ damit deine Übe-Session ab.
Übung macht den Meister!
Nicht nur Klavier-Stücke, sondern auch Konzentration und Aufmerksamkeit sind Fähigkeiten, die du üben musst. Wenn du beim Üben die genannten sechs Schritte wiederholst, wirst du dich immer besser konzentrieren können und deine Erfolge werden sich beschleunigen.
Wie lange sollte ich Klavier üben?
5 Tipps, wie du dich immer zum Üben aufraffen kannst
Probier es aus und hinterlass mir einen Kommentar 🙂
Du Unkonzentriertheit ist meiner Auffassung ein Problem von fehlenden oder zu unkronkreten Übemethoden.
Meine folgende Links sind wahrscheinlich zwar ad hoc nicht einmal für Gitarristen verständlich
http://www.gitarrenunterricht-frankfurt.de/2016/10/28/bewegungsreiniger/
http://www.gitarrenunterricht-frankfurt.de/wp-content/uploads/2016/10/bewegungskommandos-klopfen.pdf
Was ich damit darstellen will, was ich unter konkreter Übemethode verstehe, dann kann man den Kopf beschäftigen und er schweift nicht ab.
Das Problem ist aber, und da bin ich dann auf der Lehrerseite, diese Übemethoden so aufzubereiten, sodass der Schüler sie akzeptiert und anwenden kann.
Hallo!
Vielen Dank für diesen Artikel!! Ich ärgerte mich diese Woche die GANZE Zeit, dass ich mich nicht konzentrieren konnte, während ich am Üben war…
Aber ich hoffe, dass die kommende Woche viel besser klappt. Ich werde deine Tipps probieren :))
Als Kind hatte ich Klavierunterricht, zum Üben würde ich mehr oder weniger gezwungen, ich hatte einfach keine Lust. Irgendwann, ich kam von der Schule nach Hause, war das Klavier weg. Nach dem ersten Schock fand ich es aber gar nicht mehr so schlimm. Die Jahre vergingen, die Begeisterung für die Musik hat mich jedoch immer begleitet und auch fasziniert. Ich würde älter , und der Wunsch irgendwann wieder Klavierunterricht zu nehmen würde fast zur Manie. Dann war es soweit, ich suchte mir eine Lehrerin und kaufte mir das schönste gebrauchte Klavier was ich bekommen könnte. Das ist jetzt 7 Jahre her. Ich habe das Glück, täglich üben zu können, bin ganz bei mir, wenn ich mir ein Stück erarbeiten muß und stolz wie Oskar, wenn sich das Üben gelohnt hat,
Bei Ihren Tips mußte ich schmunzeln, habe mich oft wiedererkannt
Natürlich gehe ich noch regelmäßig zum Unterricht. Ach ja, ich bin 74 Jahre Noch ein Dankeschön für die guten Tipps
Ich finde es immer schön, wenn die Sehnsucht nach dem Klavierspielen wieder kommt. Toll, dass Sie noch regelmäßig spielen und noch Erfolge erzielen. Wieder mal ein gutes Beispiel, dass es keine Ausreden gibt (Ich bin zu alt etc.). Viel Erfolg und Spaß weiterhin 🙂
Ich fange gerade an, Keyboard zu spielen, ein Klavier passt nicht in meine kleine Wohnung, und nehme gerade soviel von euren Tips hier auf. Ich lese schon eine gefühlte Ewigkeit, obwohl ich langsam mal schlafen gehen müsste. Ein ganz großes Danke an euch❤
Übrigens, diesen Satz: „Fühle den Klavierhocker auf deinen Oberschenkeln“?? wollte ich zum Ändern vorschlagen, aber ich hab gegrinst über beide Ohren…lasst ihn so stehen.
Vielen Dank für das schöne Kompliment, freut uns wenn wir mit den Artikeln weiterhelfen 🙂
Das mit der zu kleinen Wohnung kenn ich aus meiner Stundentenzeit 😀
Ja der Satz klingt so schon lustig, gemeint ist natürlich, dass man sich der Umwelt bewusst wird und auch die Sitzfläche bewusst wahrnimmt 🙂