- Beat Köck
- Juni 2, 2022
- 1:47 pm
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Der Quintenzirkel ist eins der wichtigsten Modelle in der Musiktheorie. Doch was ist der Quintenzirkel überhaupt? Wozu braucht man ihn beim Klavierspielen und warum sollte man ihn verstehen? Eine Antwort auf diese Fragen und eine einfache Quintenzirkel-Erklärung gebe ich dir in diesem Blogartikel.
Was ist der Quintenzirkel?
Der Quintenzirkel sieht auf den ersten Blick vielleicht kompliziert aus, ist aber im Prinzip ganz einfach und sehr nützlich.
Der Quintenzirkel heißt Quintenzirkel, weil dort alle 12 Tonarten in der Abfolge von Quinten, also einem Intervall von fünf Tönen, angeordnet sind. Die Durtonarten sind dabei außerhalb des Kreises, die Molltonarten innerhalb.
Wofür braucht man den Quintenzirkel?
Der Quintenzirkel zeigt dir, wie die Tonarten miteinander in Verbindung stehen. Du kannst ablesen, wie viele Vorzeichen eine Tonart hat, was die parallelen Molltonarten und die Stufenakkorde einer Tonart sind.
Hier kannst du den Quintenzirkel kostenlos als PDF herunterladen und ausdrucken.
Wenn du ihn verstehst, hast du automatisch ein tiefes Verständnis von Tonarten und Harmonien, was dir beim Klavierspielen sehr hilfreich sein wird.
Ich zeige dir nun Schritt für Schritt, was der Quintenzirkel genau anzeigt.
1. Quintabstände
Vom C zum G, vom G zum D usw. ist jeweils ein Abstand von fünf Tönen (der erste und letzte Ton wird mitgezählt). In dieser Reihenfolge kannst du die Tonarten auch im Quintenzirkel ablesen: Vom C beginnend im Uhrzeigersinn zum G usw.
In die andere Richtung funktioniert es genauso: wenn du vom C fünf Töne abwärts gehst, landest du beim F, dann beim B usw.
2. Vorzeichen
Schön und gut, aber was bringt denn jetzt diese Anordnung in Quintabständen?
Mit die wichtigste Funktion des Quintenzirkels ist, dass er dir anzeigt, welche Vorzeichen eine Tonart hat. So kannst du bei jedem Stück in wenigen Sekunden die Tonart bestimmen.
Und so geht’s:
C-Dur hat keine Vorzeichen. Wenn wir uns nun im Uhrzeigersinn in der rechten Hälfte des Zirkels bewegen, sind wir bei den Kreuztonarten, in der anderen Richtung bei den b-Tonarten:
Kreuztonarten:
- G-Dur: 1 Vorzeichen (Fis)
- D-Dur: 2 Vorzeichen (Fis, Cis)
- A-Dur: 3 Vorzeichen (Fis, Cis, Gis)
- E-Dur: 4 Vorzeichen (Fis, Cis, Gis, Dis)
- H-Dur: 5 Vorzeichen (Fis, Cis, Gis, Dis, Ais)
- Fis-Dur: 6 Vorzeichen (Fis, Cis, Gis, Dis, Ais, Eis)
b-Tonarten
- F-Dur: 1 Vorzeichen (b)
- B-Dur: 2 Vorzeichen (b, Es)
- Es-Dur: 3 Vorzeichen (b, Es, As,)
- As-Dur: 4 Vorzeichen (b, Es, As, Ges)
- Des-Dur: 5 Vorzeichen (b, Es, As, Ges, Des)
- Ges-Dur: 6 Vorzeichen (b, Es, As, Ges, Des, Ces)
Das kannst du alles im Quintenzirkel ablesen – mit jedem Quintabstand kommt ein Vorzeichen hinzu.
Merksprüche für den Quintenzirkel
Damit du den Quintenzirkel nicht auswendig lernen musst, empfehle ich dir zwei Merksprüche. Diese gibt es sowohl für Kreuz- als auch für b-Tonarten.
Merkspruch für die Kreuz-Tonarten
Geh du alter Esel hole Fische
Merkspruch für die b-Tonarten
Frische Brezen essen Asse des Gesangs
Sag den Quintenzirkel-Merksatz einfach vor dir auf und zähle die Wörter mit: bei 3 b-Vorzeichen wärst du zum Beispiel bei es-Dur.
3. Parallele Molltonarten
Sie befindet sich immer drei Halbtöne, also eine kleine Terz unterhalb der Durtonart. Die parallele Molltonart zu C-Dur wäre also a-Moll. Sie hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonart.
4. Stufenakkorde
Ein weiterer Grund, warum dir der Quintenzirkel hilft, ist die Anordnung der Stufenakkorde.
In jeder Tonart gibt es drei wichtige Akkorde: Tonika, Dominante und Subdominante. Die Tonika ist die I. Stufe einer Tonart. Die Dominante ist die V. Stufe und somit eine Quinte über dem Grundton, die Subdominante ist die IV. Stufe und eine Quinte unter dem Grundton. Du findest also im Quintenzirkel die drei wichtigsten Akkorde immer benachbart aneinander.
Beispiel:
- C-Dur (Tonika)
- G-Dur (Dominante)
- F-Dur (Subdominante)
Mehr über das Spielen von Akkorden kannst du in meinem Beitrag über Akkorde nachlesen.
Enharmonische Verwechslung
Vielleicht ist dir an der Abbildung des Quintenzirkels schon aufgefallen, dass für die untersten drei Tonarten jeweils Kreuzvorzeichen und b-Vorzeichen abgebildet sind. Grund dafür ist die enharmonische Verwechslung. Diese kommt zustande, wenn ein Ton zwei Bezeichnungen hat.
Ein Fis ist z.B. derselbe Ton wie ein Ges, ein Gis derselbe wie ein As.
So sind auch Ges- und Fis-Dur identisch. Die Kreuztonart H-Dur könnte theoretisch auch die b-Tonart Ces-Dur sein und die b-Tonart Des-Dur ist das gleiche wie die Kreuztonart Cis-Dur.
Fazit – Anwendung des Quintenzirkels
- Tonart bestimmen: du kannst die Tonart jedes Stückes anhand der Vorzeichen erkennen
- Stücke begleiten: wenn du nur die Melodie gegeben hast, kannst du anhand der Stufenakkorde die allermeisten Songs begleiten
- Stücke transponieren: der Quintenzirkel ermöglicht es dir, Stücke ganz einfach in andere Tonarten zu transponieren, denn du hast sofort die richtigen Akkorde parat
- Komposition und Improvisation: mithilfe der richtigen Harmonien kannst du auch ganz frei eigene Songs spielen
Hallo,
zum graphisch dargestellten Quintenzirkel: Ich nehme mal an, es handelt sich um einen Flüchtigkeitsfehler. Die Tonart Ges hat meines Wissens 6 b´s als Vorzeichen und nicht wie hier dargestellt 7 b`s.
Beste Grüße Rainer
Hallo Rainer,
vielen Dank – du hast völlig Recht, das ist ein „Druckfehler“.
Ich werde heute noch eine korrigierte Version hochladen.
Leider ist G-Dur mit einem Eis abgebildet.