Du siehst ein Stück und willst außer „5 Kreuze, igitt“ auch sofort erkennen, in welcher Tonart das Stück ist? Oder du möchtest einen Song, den du hörst, nachspielen?
Damit du die Tonart bestimmen kannst, benötigst du ein klein wenig Rüstzeug, das ich dir in diesem Artikel gebe.
Inhalt
Stell dir vor, du bist mit einem Kind im Zoo. Ihr steht vor einem Gehege und nach einiger Zeit entdeckt ihr das Tier darin. Wenn deine Begleitung wie die meisten Kinder ist, wird es sofort den Namen des Tieres ausrufen. Es hat keine Probleme, sofort die Tierart zu bestimmen.
Wenn du beim Bestimmen der Tonarten ähnlich treffsicher wie ein Kind im Zoo beim Bestimmen der Tierarten sein willst, dann bekommst du in diesem Beitrag das nötige Rüstzeug.
Was ist eine Tonart?
Die Tonart eines Liedes ist das Tonmaterial, aus dem das Stück komponiert ist. Sie gibt also wichtige Informationen darüber, welche Töne und Akkorde im Lied vorkommen werden. Wenn ein Stück in der Tonart C-Dur geschrieben ist, werden die Töne und Akkorde hauptsächlich auf der C-Dur-Tonleiter basieren.
Jede Tonart hat dabei eine Tonleiter mit unterschiedlicher Abfolge der Halbtonschritte, aus der die Vorzeichen entstehen. Die Vorzeichen sind ein wichtiges Merkmal für die Tonarten. C-Dur hat zum Beispiel keine Vorzeichen, G-Dur hat ein Kreuz usw.
Zur Bestimmung der Tonart musst du aufpassen, denn manche Lieder ändern ihre Tonarten. Dabei gibt es oft in der Mitte des Songs einen auffälligen Übergang (die sogenannte Modulation). Der Wechsel der Töne und Akkorde lässt sich aber leicht bemerken.
Hier liest du alles über die verschiedenen Molltonleitern >>
Welche Tonarten gibt es?
Grundsätzlich gibt es für jeden Ton der chromatischen Tonleiter eine Dur-Tonart und eine Moll-Tonart, das bedeutet, es gibt 12 Dur-Tonarten und 12 entsprechende Moll-Tonarten.
Du unterscheidest das Tongeschlecht, also Dur und Moll, indem du die Terz der jeweiligen Tonleiter vom Grundton aus betrachtest. Ist es eine große Terz, ist die Tonart Dur, und ist es eine kleine Terz, ist es Moll. Viel einfacher geht es aber nach Gehör: Dur klingt fröhlich, während Moll sich eher traurig anhört.
Jede Dur-Tonart besitzt eine parallele Moll-Tonart, sie befindet sich drei Halbtöne tiefer als der jeweilige Grundton. Beispielsweise ist a-Moll die parallele Tonart zu C-Dur.
Nachdem die Basics jetzt wieder aufgefrischt sind, geht’s zum eigentlichen Thema: wie bestimme ich eine Tonart?
Tonart bestimmen anhand von Vorzeichen
Eine gut geeignete und einfache Möglichkeit, wie du die Tonart eines Songs oder Stücks erkennen kannst, ist anhand der Vorzeichen. Jede Tonart hat eine unterschiedliche Anzahl an Vorzeichen.
Dafür kannst du dir den sogenannten Quintenzirkel zur Hand nehmen.
Mehr den Quintenzirkel erfährst du hier.
Er listet die Tonarten in ihrer Reihenfolge mit ihren jeweiligen Vorzeichen auf. Dabei fällt auf, dass die Reihenfolge der Tonarten immer eine Quinte Abstand zur vorherigen Tonart ist, also z.B. von C zu G. Dabei steigt auch mit jeder Tonart die Vorzeichenanzahl, hier also von 0 zu einem Kreuz. Bei den b-Tonarten ist es das gleiche, F-Dur mit Quintabstand zu C hat ein b mehr als C.
Im Inneren des Kreises sind die parallelen Molltonarten abgebildet. Sie haben die gleichen Vorzeichen wie die Dur-Tonarten, und befinden sich, wie bereits erwähnt, eine kleine Terz unter dem Grundton der Dur-Tonart.
Wenn du also in einem Stück vier Kreuze siehst, brauchst du bloß im Quintenzirkel nachzusehen – es kann also nur E-dur oder cis-Moll sein.
Da Ges und Fis auf dem Klavier theoretisch derselbe Ton ist, sind Ges-Dur und Fis-Dur identisch.
Das sieht auf den ersten Blick nach sehr viel aus – aber du musst den Quintenzirkel nicht auswendig lernen, denn es gibt zwei berühmte Merksprüche, die ich dir empfehlen kann.
Merkspruch für die Kreuz-Tonarten
Geh du alter Esel hole Fische
Merkspruch für die b-Tonarten
Frische Brezen essen Asse des Gesangs
Möchtest du beispielsweise bei einem Stück mit 5 b-Vorzeichen die Tonart festlegen, brauchst du bloß den zweiten Merkspruch aufzusagen und pro Wort mitzählen – das fünfte Wort sagt dir die richtige Tonart: Des-Dur. Sollte dein Stück in Moll sein, musst du von Des nur drei Halbtöne tiefer zählen, dann landest du bei b-Moll.
Dur oder Moll?
Wenn du die Vorzeichen-Methode anwendest, gilt es herauszufinden, ob das Lied in Dur oder Moll geschrieben ist. Die Tonleitern sind hinsichtlich ihrer Töne und Vorzeichen identisch. Aber der erste und der letzte Akkord des Stückes sind oft das entscheidende Merkmal für Dur oder Moll.
Schauen wir uns zum Beispiel das Sea Shanty „Wellerman“ an:
(Hier siehst du, wie du die Noten von Wellerman bekommst)
Tonart erkennen nach Gehör
Falls du keine Noten zur Hand hast, kannst du die Tonart alternativ auch nach Gehör erkennen. Auch diese Methode ist sehr einfach und schnell.
Wie bereits erwähnt hören die allermeisten Stücke auf dem Grundton ihrer jeweiligen Tonart auf. Wir gehen also nach dem gleichen Prinzip wie vorher vor, nur dass wir uns jetzt den letzten Akkord anhören.
Wellerman Schluss Audiobeispiel
Wenn man sich den letzten Akkord anhört, merkt man sofort, dass er sich traurig anhört – wir befinden uns also in einer Moll-Tonart. Aber welche Moll-Tonart ist es?
Dazu muss man sich nur den Grundton des letzten Akkordes merken. Der Grundton ist immer der im Akkord dominanteste Ton, der oft mehrmals vertreten ist. Mit ihm endet auch die Melodie des Liedes. Man kann ihn also sehr leicht heraushören und sich einfach den letzten Ton der Melodie merken. Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du die letzten Takte noch einmal nachsingst.
Den Ton, den du jetzt im Ohr hast, kannst du dann gleich auf dem Klavier nachspielen und schon hast du den Ton der richtigen Tonart. Probiere es selbst aus – in diesem Fall solltest du bei c-Moll landen.
Die allermeisten Songs enden mit dem Grundton. Sollte das nicht der Fall sein, ist der letzte Ton die Quinte. Wenn du also die Tonart wie gerade beschrieben nicht bestimmen kannst, mach einfach dieselbe Methode noch einmal mit der Quinte.
Tonart bestimmen nach Akkorden
Wenn du nur die Akkorde von einem Song gegeben hast, wie bei vielen Gitarrennoten, kannst du die Tonart auch über die Akkorde bestimmen. Das geht ganz einfach in drei Schritten:
1. Als erstes musst du dir nur die Akkorde heraussuchen, die im Stück vorkommen. Meistens werden dafür die amerikanischen Akkordbezeichnungen benutzt.
Im Beispiel Wellerman kommen folgende Akkorde vor:
Cm (c-Moll), Fm (f-moll), G7, Ab (As-Dur) und Eb (Es-Dur)
2. Als nächstes schaust du dir an, welche Töne in den Akkorden vorkommen:
- Cm: C, Es, G
- Fm: F, As, C
- G7: G, H, D, F
- Ab: As, C, Es
- Eb: Es, G, B
3. Wenn du dir die Töne ansiehst, findest du drei Vorzeichen: Es, As, und B. Nun kannst du entweder im Quintenzirkel nachschauen, oder den Merkspruch aufsagen. Bei drei b-Vorzeichen kommst du dann auf Es-Dur bzw. c-Moll.
Achtung: nicht alle Akkorde passen immer perfekt in eine Tonart, denn nicht jeder Komponist hält sich immer an diese Struktur. Es gibt also Ausnahmen, wie in diesem Beispiel der G7-Akkord, der ein H beinhaltet, aber davon sollst du dich nicht beirren lassen.
Mit diesen Methoden kannst du jetzt ganz einfach Tonarten bestimmen. Probiere sie einfach aus und entscheide, welche dir am leichtesten fällt.
Wie so vieles andere auch ist das Tonart bestimmen eine Übungssache. Je öfter du das machst, desto schneller geht es auch. Irgendwann musst du nicht mehr nachdenken und du weißt die Tonart des Songs automatisch.
Mit etwas Übung bist du dann genauso schnell wie ein Kind im Zoo.
Was du dir merken solltest:
Die einfachste Methode ist meistens die Vorzeichen-Methode, denn du kannst sie fast immer anwenden – du brauchst nur die Vorzeichen am Anfang eines Stückes zu schauen.
Der letzte Akkord eines Stückes ist meistens in der Grundtonart, aber nicht immer. Wenn du dir zu 100 % sicher sein willst, validiere dein Ergebnis am besten mit einer anderen Methode.
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