Wenn du gerade damit beginnst, die ersten Songs zu improvisieren, hast du dich bestimmt schon mit Akkorden beschäftigt. Dabei hast du dir vielleicht schon folgende Frage gestellt: Welche dieser unzähligen Akkorde passen eigentlich zusammen? In welcher Reihenfolge muss ich sie spielen, damit es sich gut anhört? All das erfährst du in diesem Artikel.
Inhalt
Grundlagen über Akkorde
Falls du dich noch nicht bereits damit auskennst, solltest du dir zuallererst ein paar musiktheoretische Grundlagen aneignen. Was ist ein Akkord? Wie ist er aufgebaut? Was ist der Unterschied zwischen Dur und Moll und was hat es mit dem Quintenzirkel auf sich?
Nachdem du dich ein bisschen mit der Thematik vertraut gemacht hast, erkläre ich dir nun, welche Akkorde harmonisch zusammenklingen und warum.
Akkorde einer Tonleiter
Eine Tonleiter hat bekanntlich 7 Töne (oder 8, wenn man den letzten auch mitzählt). Verwendet man Akkorde mithilfe dieser sieben Töne, die tonleitereigenen, sogenannten diatonischen Töne, klingen sie harmonisch. Das heißt, sie passen zusammen.
Betrachten wir zum Beispiel die C-Dur-Tonleiter. Sie besteht aus den Tönen C, D, E, F, G, A und H. Mit jedem dieser Töne kann ein Dreiklang gebildet werden. Es gibt also 7 diatonische Dreiklänge für jede Tonleiter.
Stufen
Jeder dieser Akkorde entspricht einer Stufe dieser Tonart. Die Stufen werden mit römischen Ziffern gekennzeichnet (große Zeichen für Dur-Akkorde und kleine Zeichen für Moll-Akkorde). Vielleicht kennst du schon die wichtigsten Stufen: die Stufen I, IV und V, auch Tonika, Subdominante und Dominante genannt.
Eine Stufe entspricht dem Dreiklang aus den tonleitereigenen Tönen. Die Stufe V ist demnach ein Dreiklang mit dem 5. Ton der Tonleiter als Grundton. Die Stufen können sowohl Moll- als auch Dur-Akkorde sein, je nach Verteilung der Halbtonschritte, die die Tonleiter vorgibt.
Im Folgenden habe ich dir die Stufen der C-Dur-Tonleiter veranschaulicht:
Die siebte Stufe ergibt einen verminderten Moll-Akkord, den wir zunächst vernachlässigen.
Der Quintenzirkel
Der Quintenzirkel, den du auf meinem Blog vielleicht schon kennengelernt hast, gibt dir besonders wichtige Auskunft darüber, welche Akkorde zusammenpassen. Denn Akkorde, die quintverwandt sind, klingen besonders gut zusammen.
Im Quintenzirkel sind alle Töne zu ihren jeweils benachbarten mit dem Abstand von einer Quinte nach oben oder unten verwandt.
Befindest du dich in C-Dur, ist also G-Dur und F-Dur eine gute Wahl. Vielleicht fällt dir hier auf, dass das genau die Subdominante und Dominante sind, also die Stufen IV und V.
Vor allem die parallelen Molltonarten sind nicht zu vergessen. Besonders natürlich hört sich der Übergang von einer Durtonart zu der entsprechenden parallelen Molltonart an. In C-Dur kannst du also von den Stufen I, IV und V in Dur zur jeweiligen Parallelstufe vi, ii und iii in Moll wechseln.
Akkordfolgen
Ich stelle dir nun einige beliebte und schöne Akkordfolgen vor, die du ausprobieren kannst. Dabei beruhen nicht alle Akkorde auf den Stufen. Manchmal wird zum Beispiel eine Stufe von Dur zu Moll geändert oder andere Töne hinzugefügt. Ich kennzeichne deswegen die jeweilige Stufe in Dur mit großen römischen Zahlen (V) und in Moll mit kleinen (v).
Zur besseren Veranschaulichung sind die Beispiele in C-Dur, aber natürlich kannst du jedes Schema auf eine beliebige andere Tonart anwenden.
Der Pop-Klassiker
Wusstest du, dass du mit nur 4 Akkorden so gut wie jeden Popsong begleiten kannst?
I – V – vi – IV
C – G – Am – F
Das ist mit Abstand die beliebteste Akkordfolge in der Popmusik. Mehr darüber kannst du hier nachlesen. Natürlich kannst du das Schema auf jede beliebige andere Tonart anwenden.
Zwischendominante
Ein Beispiel, wie man mit der Verwendung von Tönen außerhalb der Tonleiter trotzdem eine harmonische Akkordfolge binden kann, ist die Zwischendominante. Für einen etwas markanteren Akkordwechsel kannst du sie als Übergang zum Grundakkord benutzen. In C-Dur spielst du hierbei anstatt der Stufe ii in D-Moll einen Akkord in D-Dur.
I – vi – II – V – I
C – Am – D – G – C
Trugschluss
Der Trugschluss sorgt für einen Überraschungseffekt. Eine klassische Kadenz wäre die Akkordfolge Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika. Also I, IV, V und I. Doch anstatt der Rückkehr zur Grundtonart, die man nach der Stufe V eigentlich erwartet, fügt man die Stufe VI ein. Daher der Name „Trugschluss“.
I – IV – V – vi
C – F – G – Am
Emotionale Akkordfolgen
Die folgende Akkordprogression ist unverkennbar – vielleicht kennst du sie aus dem berühmten Pachelbel Kanon. Sie ist sehr emotional und schön, kein Wunder, dass sie auch in zahlreichen Popsongs auftaucht. Bekannte Beispiele sind unter anderem „Memories“ von Maroon 5 oder „Don’t look Back in Anger“ von Oasis.
I -V – vi – iii – IV – I – IV – G
C – G – Am – Em – F – C – F – G
Traurige Akkordfolgen
Wenn du eher eine melancholische Stimmung erzeugen willst, bietet sich zum Beispiel die folgende Akkordreihe an. Du kennst sie vielleicht aus „Clocks“ von Coldplay.
I – v – v – ii
C – Gm – Gm- Dm
Eine ähnliche Folge dürfte dir aus den Charts sehr bekannt vorkommen. Von der folgenden wunderschönen Akkordreihe ist unter anderem „Bittersweet Symphony“ von The Verve inspiriert.
I – v – VII (Halbton erniedrigt) – IV
C – Gm – B – F
Weitere beliebte Akkordfolgen
Diese Folge ist ebenfalls sehr beliebt in der Popmusik. Mir fallen auf Anhieb gleich zwei Songs von Green Day ein, die dieses Schema benutzen. Erkennst du die Parallelen zu „21 Guns“ und „Holiday“?
vi – IV – I – V
Am – F – C – G
Boogie Woogie Schema
Das zwölftaktige Boogie-Woogie-Schema, empfiehlt sich auch bestens zum Improvisieren. Das Prinzip ist außerdem sehr simpel – es sind nur 3 verschiedene Akkorde integriert. Mehr darüber erfährst du hier. Wenn du zum Beispiel an den Beatles Song „Can’t Buy Me Love“ denkst, wirst du merken, dass in den Strophen genau diese Akkordfolge verwendet wird.
C – C – C – C
F – F – C – C
F – G – C – C
C – C – C – C
F – F – C – C
F – G – C – C
Du willst Boogies am Klavier spielen lernen? Dann klickst du am besten hier.
Umkehrungen
Manchmal hören sich diese Akkordfolgen wie gezeigt noch etwas stumpf und wenig abwechslungsreich an. Das liegt daran, dass die Akkorde immer in der Grundstellung gespielt werden.
Oft hört es sich besser an, wenn man die Reihenfolge der Töne verändert, sodass der Grundton des Akkords nicht mehr an unterster Stelle ist. Wie das geht und wie viel das ausmachen kann, erkläre ich dir ausführlich in meinem Beitrag „Akkord-Umkehrungen – so einfach geht’s“.
Fazit: welche Akkorde passen am besten zusammen?
Damit sich deine Melodie harmonisch anhört, solltest du dich überwiegend an den Stufenakkorden der Tonleiter deiner Tonart bedienen.
Der Quintenzirkel ist ein tolles Hilfsmittel, das dir anschaulich darstellt, welche Akkorde miteinander harmonieren!
Am Ende lernst du aber am besten durch Ausprobieren und Experimentieren. Auch das Ausbrechen aus dem Stufenschema kann, wie ich dir anhand der Beispiele gezeigt habe, ein schönes Ergebnis liefern. Schließlich ist es das Gehör, das entscheidet, was sich gut anhört. Mit der Zeit wirst du ein Gespür dafür bekommen, welche Akkordfolgen sich anbieten!
Hallo,
bei Pachelbel ist dir ein Fehler unterlaufen, du spielst zwar ein e Moll Akkord, schreibst aber E dur
Du hast Recht – vielen Dank für den Hinweis, hab es korrigiert!