Noten lesen lernen ist keine Hexerei. Wenn du dir die Grundlagen aneignest und regelmäßig übst, wirst du schnell Fortschritte machen und es vielleicht sogar bereuen, das Noten lesen lernen nicht früher gelernt zu haben. In diesem Beitrag gebe ich dir eine kleine Einführung in die Musiknotation und stelle dir verschiedene Möglichkeiten vor, wie du Noten lernen kannst.
Der berühmte österreichische Dirigent Clemens Krauss wurde einmal gefragt, warum er nicht auswendig dirigiere. Die Antwort „Warum? Ich kann doch Noten lesen!“
Was selbstverständlich für Dirigenten und auch für Berufsmusiker ist, meiden viele Hobbypianisten ähnlich wie Johann Sebastian Bach Quintparallelen in seinen Harmonien: Das Notenlesen!
Warum du unbedingt den Schritt vom Musik-Analphabeten weg machen solltest und Noten lesen lernen keine Hexerei für dich ist, liest du in diesem Beitrag.
Inhalt
4 Gründe, warum du Noten lesen lernen solltest
Es gibt Leute, die können beachtlich gut Klavier (und insbesondere auch andere Instrumente) spielen, ohne Noten lesen zu können. Und es gibt Leute, die kommen ohne Lesen und Schreiben zu können gut durchs Leben.
Wenn du es mit dem Klavier spielen wirklich ernst meinst, dann solltest du dich nicht selbst limitieren, indem du aufs Noten lesen lernen verzichtest.
Ja – es erfordert etwas Anstrengung und Übung, aber ich verspreche dir, dass es sich rechnen wird. Wie bei jeder Sprache und Schrift – und nichts anderes ist die Notation – kommst du eine Zeit lang auch gut ohne zurecht. Aber auf lange Sicht wird sich Musiknoten lernen auszeichnen und dich weiterbringen, das verspreche ich dir zu 100 %.
Noten lernen am Klavier – es geht schneller als du denkst
Noten lesen zu lernen kommt dir vielleicht auf den ersten Blick wie eine unüberwindbare Hürde vor. Dir sagen diese Notenlinien mit Knödelchen und Hälschen ähnlich viel wie chinesische Schriftzeichen und du kannst dir nie vorstellen, diese Gebilde entziffern zu können.
Aber das Noten lesen lernen geht schneller als du denkst. Wenn du dran bleibst und regelmäßig übst, stellen sich die ersten Fortschritte schon sehr schnell ein. Du wirst überrascht sein, wie schnell du vorankommst und wie du Schritt für Schritt immer besser Noten lesen kannst.
Du kannst neue Stücke deutlich schneller lernen
Wenn du keine Noten lesen kannst, wirst du neue Stücke immer mit nach Gehör, mit Trial-and-Error oder mit einem YouTube-Video lernen. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber wenn du die Noten von deinem neuen Stück lesen kannst, beschleunigst du dein Lernen deutlich.
Du kannst Stücke vom Blatt spielen
Stücke vom Blatt spielen zu können, ist wirklich eine der coolsten Klavier-Fähigkeiten. Jemand legt dir Noten auf das Klavierpult und du spielst einfach drauflos. Nebenbei kannst du damit auch andere beeindrucken 😉 Auch beim gemeinsamen Musizieren ist ein gutes Blattspiel ausgesprochen nützlich.
Zwischen der Fähigkeit, Noten zu lesen und viele Stücke mit richtigem Rhythmus vom Blatt spielen zu können, liegt noch einiges an Übung. Mit dem Wissen hast du aber zumindest die Grundfertigkeiten dafür und kannst endlich Noten lesen lernen und ab sofort fleißig üben.
Bonus: Du kannst deine eigenen Noten schreiben
Wenn du Noten lesen kannst, hast du alle Voraussetzungen, um Noten zu schreiben. Damit hast du viele Möglichkeiten, unter anderem:
- Deine eigenen Melodien aufs Papier bringen
- Deine Improvisationen notieren
- Eigene Begleitungen von Popsongs notieren
Das Schreiben von Noten erfordert auch noch einmal Übung und kann anfangs echt frustrierend langsam sein. Aber auch hier gilt wie oft in der Musik: Die Übung macht den Meister! Wichtig zu wissen ist, dass das Noten lesen und insbesondere das Blattspiel lebenslanges Lernen ist.
Einen Überblick über die besten Notationsprogramme findest du hier >>
Noten lesen zu lernen hat sich absolut ausgezahlt
Ich kenne keinen Pianisten oder anderen Musiker, der es bereut, Noten lesen gelernt zu haben. Dagegen kenne ich mehrere, die es gerne viel früher gelernt hätten.
Noten lernen leicht gemacht
So, du bist jetzt motiviert, das Noten lernen endlich anzugehen. Hier erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie du endlich das Noten lesen lernen kannst.
Die Notation (Notenschrift) in der Musik verstehen
Tonhöhe
Noten werden auf einem System mit fünf Notenlinien geschrieben. Auf den fünf Notenlinien und auf den angrenzenden Zwischenräumen haben insgesamt elf Töne Platz (Halbtöne – die „schwarzen Tasten“ betrachten wir später). Für Töne außerhalb dieses Umfangs werden Hilfslinien benötigt.
Je höher eine Note steht, desto höher ist der Ton. Welche Linie für welchen Ton steht, gibt der sogenannte Notenschlüssel an. Beim Klavierspielen begegnest du üblicherweise dem Violinschlüssel (G-Schlüssel) und dem Bassschlüssel (F-Schlüssel). Andere Instrumente und Zusammensetzungen nutzen auch andere Schlüssel, wie den Bratschenschlüssel (für die Viola) oder den Tenorschlüssel (jeweils C-Schlüssel)
Der Violinschlüssel gibt an, dass sich auf der zweiten Linie von unten das g‘ befindet, der Bassschlüssel, dass sich das kleine f auf der zweiten Linie von oben befindet.
Um die Töne verschiedener Oktaven unterscheiden zu können, müssen sie ggf. genauer bezeichnet werden, zum Beispiel ist das c“ das in der Mitte des Violinschlüssels.
Die anderen Töne lassen sich dann aus der Klaviertastatur herleiten – ein „Feld“ weiter nach oben/unten ist eine weiße Taste weiter nach oben/unten.
Am Anfang kommst du nicht drum herum, dir die einzelnen Noten und Töne zu merken. Alternativ kannst du verschiedene Hilfsmittel zu den Notennamen zu jeder Notenlinie nutzen, von denen ich weiter unten einige vorstellen werde.
Eine weitere Hilfe sind Merksprüche, die als Eselsbrücken für die einzelnen Töne fungieren können.
Vorzeichen- und Versetzungszeichen
Mit den Linien und Zwischenräumen aus dem Notensystem lassen sich nur die „ganzen Töne“, also die weißen Tasten auf dem Klavier darstellen. Für die Halbtöne wie cis, es oder fis benötigt man Versetzungs- beziehungsweise Vorzeichen.
Versetzungszeichen stehen vor der Note, auf die sie sich beziehen und haben folgende Funktion:
- Das Kreuz (#) erhöht die Note um einen Halbton. Beispielsweise wir dann aus C ein Cis
- Das B (b) erniedrigt die Note um einen Halbton, aus einem E wird dann ein Es
- Das Auflösungszeichen hebt bisher gültige Versetzungs- und Vorzeichen auf. Beispielsweise wird dann aus dem Es wieder ein E.
- Für manche Tonarten werden erweiterte Versetzungszeichen benötigt: Das Doppelkreuz und das Doppel-B. Diese erhöhen bzw. erniedrigen die Note um zwei Halbtöne.
Neben den Versetzungszeichen gibt es auch Vorzeichen, die am Anfang der Zeile hinter dem Notenschlüssel stehen und für die gesamte Zeile gelten. Tonarten, die nicht gerade C-Dur oder a-moll sind, würden sehr viele Versetzungszeichen benötigen, was zu einem unübersichtlichen Notenbild führen würde. Deswegen werden die „Standard-Vorzeichen“ der jeweiligen Tonart immer an den Zeilenanfang geschrieben und gelten für alle Oktaven.
Notenwerte
Neben der Höhe ist die Dauer ein zweites wichtiges Merkmal eines Tons. Die Dauer des Tons wird neben der Tempoangabe mit der Form der Note angegeben.
Die Tondauer wird durch den Notenkopf, den Notenhals und die Fahne bestimmt.
Noten lesen üben: So gehst du vor
Die musikalische Notation ist ähnlich wie unser Alphabet eine Art Schrift, die du erst lernen und dann üben musst. Doch wie geht Noten lesen üben? Wie lange dauert es vom bloßen Erkennen einzelner aufgeschriebener Noten bis hin zu flüssigem Blattspiel?
Wie lange du zum Klavier spielen lernen rechnen musst, findest du hier >>
Bereits das Lernen dieser ganzen Zeichen, des Notensystem und noch dazu den italienischen Angaben ist nicht ganz einfach. Am Anfang musst du immer wieder nachsehen, mit der Zeit kannst du dir immer mehr merken und irgendwann ist dir die musikalische Notation in Fleisch und Blut übergegangen.
Genau so war es früher auch, als du lesen gelernt hast. Anfangs waren die Buchstaben nur komische Zeichen, mit denen du nichts anfangen konntest. Dann hast du in der Schule immer ein Zeichen nach dem anderen gelernt. Irgendwann musstest du nicht mehr nachdenken und die Buchstaben haben sich in deinem Gehirn automatisch und schnell in dazugehörige Wörter übersetzt.
Beim Noten lesen funktioniert der Weg komplett genauso und es führt kein Weg daran vorbei, regelmäßig zu üben und das Wissen in der Praxis anzuwenden.
Im Folgenden stelle ich dir ein paar Möglichkeiten vor, wie du das Noten lesen üben und meistern kannst. Alle vier Wege funktionieren und es ist eine Frage deiner Präferenzen und deines Budgets, welchen Weg du wählst. Eine Kombination von mehreren Wegen ist nicht nur möglich, sondern kann dein Lernen auch beschleunigen und es leichter machen.
Mit einem Klavierlehrer
Der Königsweg – aber auch der teuerste. Sofern du nicht mit dem ausdrücklichen Wunsch zum Lehrer gehst, nur frei und ohne Noten spielen zu wollen, sollte das Noten lesen lernen Bestandteil des Unterrichts sein.
In der Regel wirst du mit einfacheren und dann immer schwierigeren Stücken sowie speziellen Übungen an das Notenlesen herangeführt. Das Üben kann dir ein Lehrer nicht abnehmen, aber zumindest musst du dir nicht den Kopf zerbrechen, wie du am Besten vorankommst.
Was du bei der Auswahl eines Lehrers beachten solltest, kannst du hier nachlesen.
Autodidaktisch
Das Noten lesen kannst du dir ohne Probleme auch selbst beibringen. Du nimmst dir einfache Stücke vor, entzifferst jede Note und übersetzt sie in einen Ton. Mit der Zeit geht das immer schneller und du kannst dir schwerere Stücke vornehmen. Komplett autodidaktisch lernen kann sehr mühsam sein. Möglicherweise tauchen immer wieder Symbole auf, die du nicht kennst, und du musst entweder googeln oder einen Experten fragen.
Mit einem Buch
Mit einem Fachbuch oder einer Klavierschule geht das autodaktische Noten lesen lernen deutlich schneller. Ein ausführlicher Theorieteil gibt dir die Grundlagen und verschiedene Übungen helfen dir, diese zu verinnerlichen.
Es gibt auf dem Markt eine große Fülle an Büchern zum Thema Noten lesen lernen. Empfehlen kann ich unter anderem das Buch „Notenlesen lernen“ von Paul Riggenbach.
Apps zum Noten lesen lernen
Hilfe beim Noten lesen lernen kannst du auch von speziellen Apps erhalten (meine Lieblings-Klavier-Apps findest du hier).
Es gibt in den AppStores der einzelnen Betriebssysteme unzählige Apps, die dir mit Übungen und Theorieinhalten beim Noten lernen helfen und das Spielen von bestimmten Noten auf der Klaviatur ermöglichen. Apps gehen das Thema Noten lesen üben oft spielerisch an und können jede Menge Spaß machen.
Eine sehr empfehlenswerte App für iOS ist „Note Trainer“ (in der Basisversion kostenlos, die Pro-Variante kostet 4,49 €).
Onlinekurse
Eine Mischform aus Unterricht bei einem Lehrer und autodidaktischem Lernen ist das Noten lesen lernen mit einem Onlinekurs.
In Videokursen erklären dir ausgebildete Klavierpädagogen die Grundlagen des Notenlesens und geben dir Übungen zur Hand. Vorteil: Du bekommst die Inhalte „persönlich“ erklärt und kannst trotzdem selbstständig und in deinem eigenen Tempo lernen.
Manche Onlinekurse vermitteln die Kenntnisse auch mit ausführlichen PDFs mit Anleitungen und Übungen.
Vom Blatt – Klavier Lernen nach Noten von Franz Titscher
Der Online-Klavierlehrer Franz Titscher bietet neben seinem sehr empfehlenswerten Kurs „Spielend Klavier lernen“ auch einen PDF-Kurs zum Noten lesen und vom Blatt spielen lernen an.
Noten lernen in der flowkey App
flowkey ist eine innovative App für das Tablet oder Smartphone, bei dem du primär viele verschiedene Songs lernen kannst. Dadurch lernst du automatisch auch ein Stück weit das Noten lesen.
Zusätzlich gibt es beim Premium-Abo (ab 7,99 € monatlich) noch weiterführende Kurse, darunter speziell einen zum Thema „Noten lesen lernen“, bei dem du mit Videos und Übungen das Noten lesen gezielt trainieren kannst.
Bereit für Level 2?
Du hast es geschafft und kannst endlich Noten lesen? Herzlichen Glückwunsch – damit gehörst du nicht mehr zu den „musikalischen Analphabeten“.
Wenn du bei jeder Noten weißt, was sie bedeutet, bist du bereit für Level 2:
Das Blattspiel.
Blattspielen zu können ist weit mehr als nur Noten lesen zu können. Hier geht es darum, dass du ein Stück beim ersten Hinsehen („Prima Vista“) sofort spielen kannst. Welche Voraussetzungen brauchst du dafür?
- Schnelles Erkennen von Noten (teilweise viele davon gleichzeitig auf zwei Systemen)
- Lesen und Erkennen von Rhythmen
- Die Fähigkeit, zu spielen, ohne auf die Tasten zu sehen
Besonders das Lesen von Rhythmen bereitet vielen Schwierigkeiten, auch ich habe damit viele Jahre lang gekämpft. Was mir geholfen hat? Übung! Aber wenn du diese drei Fähigkeiten vereinst, hast du alles, um ein guter Blattspieler zu werden.
Ich hoffe, ich habe dir mit diesem Beitrag einen kleinen Motivationskick gegeben, endlich Noten lesen zu lernen. Du wirst es nicht bereuen – das kann ich dir versprechen! Egal für welchen Weg du dich entscheidest, um das regelmäßige Trainieren und Üben wirst du nicht herumkommen.
Wie hast du Noten lesen gelernt? Was hat dir am meisten Schwierigkeiten bereitet?
Ich freue mich über deinen Kommentar 🙂
Alles ganz nett mit dem Lernen des Notenlesens – aber alles so mechanistisch und konservativ, geradezu reaktionär. Da ist doch die moderne Neuropsychologie weiter.
Mailyn Rebecca Streit macht das viel viel besser, kreativer – und wahrlich hirngerechter.
Danke für deinen Kommentar 🙂
Hast du damit selbst Erfahrungen gemacht? Und wenn ja welche?