Vor kurzem habe ich mit der Orgel einen großen Chor bei einem Konzert begleitet (und davor in den Proben auch am Klavier). Dabei ist mir wieder aufgefallen, wie wertvoll das Begleiten für die eigenen Fähigkeiten ist. In diesem Beitrag gebe ich dir 5 Gründe, warum du unbedingt öfter mit dem Klavier begleiten solltest.
1. Du hast einen Grund zum Üben
In den letzten Monaten habe ich hauptsächlich „für mich“ Klavier (bzw. Orgel) gespielt. Ich habe weder etwas augeführt noch ein Video aufgenommen oder ähnliches.
Daran ist natürlich nichts falsch und zwangloses Klavierspielen macht unglaublich Freude. Einige meiner Einheiten am Klavier sahen aber in etwa so aus:
- Ich versuche, etwas auswendig zu spielen. Ich krieg’s nicht so hin, wie ich es mir in meinem inneren Ohr vorstellen oder wie ich es schon einmal konnte. Etwas frustriert wechsel ich zum nächsten Repertoire-Stück (mit ähnlichen Ergebnissen)
- Ich ziehe Noten raus und spiele ein weiteres Repertoire-Stück. Weil ich nicht auswendig spiele, gelingt es mir an entscheidenden Stellen oft etwas besser. Aber auch nicht so, wie es schon mal geklungen hat.
- Ich nehme mir ein Stück aus meiner Wunschliste vor, das ich demnächst ja mal lernen wollte. Überraschenderweise schaffe ich es mehr schlecht als recht, das Stück vom Blatt zu spielen.
- Ich spiele etwas frei nach Gehör – einen aktuellen Popsong, einen Evergreen oder ich improvisiere
Ohne wirkliches Ergebnis stehe ich vom Klavierhocker auf und mache etwas anderes.
Vielleicht hast du ja selber schon einmal ähnliche Erlebnisse am Klavier gehabt, ich jedenfalls bin immer etwas unzufrieden nach solchen Einheiten.
Ein Weg wäre natürlich, etwas strukturierter ranzugehen, einen Plan zu machen und mich wirklich konsequent einem oder mehreren Stücken zu widmen.
Oder: In einigen Wochen habe ich einen Auftritt und mir bleibt nichts anderes übrig, als bis zum Tag X gut vorbereitet zu sein. Der Hausarbeit-Abgabe-Effekt also :-).
Wenn mich jemand fragt, ob ich ihn bei seinem Auftritt begleiten oder gemeinsam musizieren will, sage ich immer gerne zu. Denn ich habe endlich wieder ein Ziel und einen wirklichen Grund zum Üben.
Ich lege auch dir ans Herz, möglichst viele dieser Gelegenheiten zu nutzen und möglicherweise auch aktiv danach zu suchen.
2. Eine andere Vorspielsituation
Das klassische Klaviervorspiel sieht so aus: Gemeinsam mit deinem Lehrer bereitest du im Unterricht ein Stück vor, das du dann nach reichlichem Üben vorträgst. Klassenvorspiele, wo meistens überwiegend andere Schüler und deren Familie zuhören, sind ein schöner Weg, um langsam mit der Vorspielsituation vertraut zu werden. (=> Tipps zum Klaviervorspiel findest du hier)
Wenn du aber jemandem begleitest, bist du nicht die Hauptperson auf der Bühne. Die größere Aufmerskamkeit vom Publikum bekommt der Solist, das Ensemble oder der Chor. Es richten sich nicht mehr alle Blicke auf dich und du stehst alleine im Mittelpunkt. Das dürfte dein Lampenfieber doch deutlich reduzieren.
Mit einer oder mehreren anderne Personen auf der Bühne zu stehen und etwas vorzutragen, ist eine völlig andere Situation und eine echt schöne Erfahrung.
Vielleicht kennst du das auch vom Sport: Mit einer Mannschaft auf dem Feld zu stehen, ist etwas komplett anderes als in einem Einzelsport ein Turnier zu bestreiten.
3. Du lernst, besser zu begleiten
Neben der Gitarre ist das Klavier wohl das populärste Begleitinstrument. Wenn es ein bisschen kompakter transportabler wäre, dann würde das Klavier vermutlich auch am Lagerfeuer der Gitarre ernsthafte Konkurrenz machen 😉
Sobald jemand Wind davon kriegt, dass du Klavier spielst, werden Anfragen nach „Kannst du mich/uns mal begleiten?“ nicht lange auf sich warten lassen. Und wenn es nur das Begleiten des Trällerns am Weihnachtsbaum ist.
Wenn du einigermaßen souverän begleiten kannst, machst du dir in deinem Umfeld viele Freunde ;-). Spontane Jamsessions, das Querflötenvorspiel deiner Nichte oder das gemeinsam einstudierte Geburtstagslied für die Mutter – Gelegenheiten zum Begleiten gibt es viele.
Umso besser, wenn du viele Gelegenheiten nutzt, das Begleiten zu üben. Beim Begleiten sind zum Beispiel andere Fähigkeiten wichtig als beim Solo-Piano:
- Bei Fehlern weiterspielen
- Gut mitzählen und auch bei Pausen nie den Überblick verlieren
- Auf das Tempo des Partners einstellen
- Immer die richtige Lautstärke wählen
4. Du musizierst gemeinsam mit anderen
Gemeinsam zu musizieren macht unglaublich Spaß. Das ist einer der Hauptgründe, warum Musiker sich zu Bands zusammentun, gemeinsam im Chor singen oder im Orchester spielen. Beim Klavier als Solo-Instrument ist es mit etwas mehr Aufwand verbunden, gemeinsam zu musizieren. Dafür ist das Klavier ein universelles Begleitinstrument und hört sich mit Streichinstrumenten, Blasinstrumenten, Orchester, Jazz Bands, Rock-Bands, Solo-Gesang oder mit einem Chor gleichermaßen gut an.
Sich gemeinsam ein Stück zu erarbeiten und am Auftritt zu feilen, ist ein unglaublich schöner Prozess.
5. Du zeigst , was du kannst
Wenn du jemanden am Klavier begleitest, kannst du endlich anderen deine Fähigkeiten zeigen. Wenn ihr gemeinsam nach etwas Üben als eingespieltes Team auftretet, ist das ein echt schönes Gefühl. Du kannst beweisen, dass du nicht nur als Solo-Pianist echt schöne Töne aus deinem Instrument locken kannst, sondern auch im Zusammenspiel mit anderen glänzt.
Am Ende des Auftritts bekommt ihr euren verdienten Applaus, der eure Arbeit und eure Leistung würdigt. Doch auch wenn du dich nur mit anderen zum gemeinsamen Musizieren ohne einen Auftritt im Hinterkopf triffst, bringst du deine Piano-Fähigkeiten in eine Gruppe ein und zeigst, was du kannst 🙂
Also – worauf wartest du? Such dir eine Gelegenheit, mit anderen zu musizieren und mit dem Klavier zu begleiten – es lohnt sich!
Begleitest du oft andere am Klavier? Und was hast du dabei gelernt? Ich freue mich auf deinen Kommentar!