Akkorde lernen und üben – Basiswissen für das Klavier


Für das freie Klavierspielen ist es zwingend notwendig, dass du die wichtigsten Akkorde sicher am Klavier spielen kannst. Die meisten Songs lassen sich mit drei bis vier verschiedenen Akkorden begleiten. Während beim Gitarrenunterricht oder beim Keyboard-Spielen und Keyboard lernen meist viel Wert auf das Lernen und Verbessern des Akkordspiels gelegt wird, wird das Thema beim Klavierunterricht oft nur stiefmütterlich behandelt. Dabei kannst du es recht schnell lernen und es zeigen sich auch schnell Erfolge. In diesem Beitrag erfährst du alles über das Akkorde lernen und üben, um einen riesen Schritt in Richtung freies Spielen und Begleiten zu machen.

Akkorde lernen und üben - Basiswissen für das Klavier

Was ist überhaupt ein Akkord?

Ein Akkord ist die Verbindung von mindestens drei Tönen zu einem Zusammenklang. Bei einem Akkord müssen die Töne aber nicht alle gleichzeitig erklingen, sondern können auch nacheinander angeschlagen werden. Je nachdem, welche Töne das sind, ergibt sich ein ganz eigener Charakter. Ein Dur-Akkord in der Grundstellung besteht zum Beispiel aus einer großen Terz unten und einer kleinen Terz oben – was für den „freundlichen“ Klang sorgt. Beim Moll-Akkord ist die kleine Terz unten und die große oben – schon klingt der Akkord nicht mehr freundlich, sondern recht traurig. 

Um Akkorde verstehen zu können, solltest du unbedingt schon einige Grundkenntnisse mitbringen. Wichtig ist, dass du die verschiedenen Tonarten kennst, und verstehst, wie sie innerhalb des Quintenzirkels miteinander in Verbindung stehen. Auch Intervalle bestimmen zu können ist eine Grundvoraussetzung.

Wofür sind Akkorde wichtig?

Eine Melodie ohne Akkorde ist ziemlich fad. Das hast du vielleicht schon erfahren, als du von einem Stück nur die rechte Hand gespielt hast. Akkorde sorgen für die Farbe im Stück. Wenn du frei Klavier spielen willst, übe unbedingt Akkorde, um dem Stück Leben einzuhauchen. Wenn du alle Akkorde verstehst und beherrschst, wird es dir irgendwann leicht fallen, zu improvisieren und einfach drauflos spielen zu können.

Wie lerne ich „Akkorde spielen“?

Ein bisschen Theorie ist dafür notwendig – ich zeige dir eine Anleitung mit den ersten 5 Schritten, mit denen du dir ganz schnell Grundkenntnisse über Akkorde aneignen kannst und den ersten Schritt in Richtung freies Klavierspielen machst.

1. Schritt: Dreiklänge

Beim Akkorde lernen solltest du zuerst das Prinzip von Dreiklängen verstehen.

Akkorde lernen und üben - Basiswissen für das Klavier

Du siehst hier einen D-Dur-Dreiklang, der aus einer großen Terz unten und einer kleinen Terz oben besteht. Daneben ist der entsprechende Moll-Dreiklang mit einer kleinen Terz unten und der großen Terz oben. Das ist bei allen anderen Tonarten gleich.

Wie du Dur und Moll erkennst, liest du hier >>

2. Schritt: Umkehrungen

Dreiklänge gibt es nicht nur so wie hier in der Grundstellung, sondern auch in Umkehrungen. Sie sorgen für ein bisschen Abwechslung. Die Töne sind die gleichen – nur in anderer Konstellation.

Akkorde lernen und üben - Basiswissen für das Klavier

Die große Terz (d‘ – fis‘) und eine Quinte (d‘ – a‘) bilden die Grundstellung des Akkords. Daneben siehst du die 1. Umkehrung (Sextakkord) – sie besteht aus der kleinen Terz (fis‘ – a‘) und einer Sexte (fis‘ – d“). Die 2. Umkehrung nennt man auch Quartsextakkord, sie besteht nämlich aus einer Quarte (a‘ – d“) und einer Sexte (a‘ – fis“).

3. Schritt: Hauptdreiklänge

Vor allem ist es wichtig, zu verstehen, wie verschiedene Akkorde miteinander in Verbindung stehen. Es wäre ja langweilig, wenn ein Stück nur aus einem Akkord bestehen würde – und es ist kein Zufall, dass du bei Stücken in derselben Tonart immer die gleichen Akkorde finden wirst.

Die parallele Moll-Tonart ist immer drei Halbtöne unter dem Grundton des Dur-Dreiklangs. Aus C-Dur wird dann a-Moll, aus D-Dur h-Moll usw.

Die Hauptdreiklänge einer Tonart sind die Tonika, also der Dreiklang auf dem Grundton, die Subdominante auf der IV. Stufe der jeweiligen Tonleiter und die Dominante auf der V. Stufe.

Akkorde lernen und üben - Basiswissen für das Klavier

Hier siehst du C-Dur (Tonika), F-Dur (Subdominante) und G-Dur (Dominante). Diese Akkorde sind quintverwandt – die Dominante löst sich in die Tonika auf. Das nennt man einen Quintfall.

Wenn man den G-Dur-Dreiklang hört, erwartet man automatisch einen C-Dur-Dreiklang, damit sich die Spannung wieder in Wohlgefallen auflöst. Noch stärker wird dieses „Streben“ zur Auflösung eine Quinte tiefer bei einem (Dominant)Septakkord, den du im nächsten Abschnitt kennenlernst.

Die Dreiklänge sind schon mal eine gute Basis. Mit C-Dur, a-Moll, G-Dur und F-Dur kannst du schon die allermeisten Popsongs – wie zum Beispiel „Perfect“ von Ed Sheeran oder „Stand by Me“ von Ben E. King – ganz einfach begleiten. Es lohnt sich also schon, allein diese Dreiklänge zu können, denn dann kannst du sofort hunderte Songs problemlos spielen.

Mehr darüber, wie du mit vier Akkorden Hunderte von Songs begleiten kannst, erfährst du hier.

Welche Akkorde sehr gut zusammenpassen und welche Akkordfolgen sich super anhören, findest du hier >>

 4. Schritt: Weitere Akkorde

Um die Klänge noch abwechselnder zu gestalten, kannst du sie hintereinander spielen, oder auch in der linken und rechten Hand aufteilen, um ihn ein bisschen weiter zu verteilen. Die verschiedenen Anordnungen von Akkorden nennt man Voicings. Du wirst schnell merken, wie viele unterschiedliche und schöne Klänge du dadurch erzeugen kannst. Du kannst zum Beispiel auch den Grundton verdoppeln, also eine Oktave höher einen vierten Ton dazu greifen – und schon klingt der Akkord satter und voller.

Weiterhin kannst du Akkorde mit einem weiteren Ton anreichern und zu einem Vierklang machen.

Ein besonders populärer Vierklang ist der Septakkord, der auch gern in der Jazzmusik verwendet wird. Der Grundton und der oberste Ton bilden eine Septime. Je nach Dreiklang und welche Septime (klein, groß oder vermindert) darübergessetzt wird, gibt es verschiedene Septakkorde.

Akkorde lernen und üben - Basiswissen für das Klavier

Hier siehst du den Dominantseptakkord, den häufigsten Septakkord. Dabei wurde dem G-Dur-Dreiklang eine kleine Septime hinzugefügt. Dieser G-7-Akkorde schreit gerade danach, zu C-Dur aufgelöst zu werden und in aller Regel kommt nach einem Dominantseptakkord der Akkord der Tonika.

G7-C

Natürlich gibt es noch viele weitere Akkorde, aber die wichtigsten hast du jetzt schon kennengelernt. Für andere Akkorderweiterungen gibt es im Internet eine Vielzahl an Listen, mit denen du weitere Akkorde kennenlernst und nachschlagen kannst, wie sie aufgebaut sind.

5. Schritt: Üben, üben, üben!

Theorie ist zwar sehr wichtig, aber ohne dich ausgiebig ans Klavier zu setzen, kommst du natürlich auch nicht weit. Das Spielen von Akkorden übst du ganz einfach durch das Spielen von Akkorden. Aber wo fängst du am besten an? Für die Basics empfehle ich ein Theoriebuch. Das mit Abstand beste Akkorde-Lernbuch, das ich bisher in den Händen gehalten haben, ist „Piano-Akkorde Schritt für Schritt“.

Akkorde lernen und üben - Basiswissen für das Klavier
Eine ausführliche Rezension zu diesem tollen und alles andere als trockenen Lehrbuch findest du hier.

Als Nächstes nimmst du dir am besten ein Liederbuch, das mit Akkorden versehen ist. Eine Alternative sind kostenlose Webseiten für Gitarristen wie UltimateGuitar, hier gibt es Akkorde für fast alle Songs.

Akkordbezeichnungen

Meistens tragen die Akkorde englische Bezeichnungen.

C-Dur wird dann notiert mit „C“ oder „Cmaj“ für C major, englisch für C-Dur.

C-moll wird notiert mit „Cm“ oder „Cmin“ für C minor (c-Moll).

Aufpassen musst du, wenn der Akkord als „B“ bezeichnet wird. Damit ist in der Regel unser „H“ gemeint. Die schwarze Taste einen Halbton unter dem „H“ heißt in der englischen Bezeichnung „Bb“.

Auch die anderen schwarzen Tasten werden etwas anders angegeben, als wir es in Deutschland gewohnt sind. Unser „Es“ wird zu „Eb“, unser „Fis“ wird zu „F#“. Mit ein bisschen Übung hast du die englischen Akkordbezeichnungen allerdings schnell drin.

Auch von Zahlen, die ab und zu in den Bezeichnungen auftauchen, darfst du dich nicht verwirren lassen. „C7“ bedeutet zum Beispiel ein Dominantseptakkord.

Du willst dir die Akkord-Grundlagen beibringen lassen? Im empfehlenswerten Videokurs von Thomas Forschbach sind Akkorde ein wichtiger Bestandteil >>

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Sehr empfehlenswert ist auch der Pianoclub von Daniel Hunziker, wo du alles zum Thema freies Spielen mit Akkorden, Begleiten und Pop-Cover mit Akkordbegleitungen lernst.

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Nicht zu vernachlässigen ist auch der richtige Fingesatz bei Akkorden, mit dem du dir das Spielen deutlich leichter machen kannst.

Ab an die Tasten

Viel wichtiger, als das Lesen und Verstehen der Akkordbezeichnung ist dann natürlich, dass die richtigen Tasten gedrückt werden. Wenn bei dir diese Kenntnisse etwas verblasst sind (oder nie vorhanden waren :D), empfehle ich die Website http://keychord.com/. Hier werden die Tasten zu den verschiedenen Akkorden angezeigt. Auch kompliziertere Klavierakkorde wie Septakkorde, verminderte und übermäßige Dreiklängen findest du hier.

Frei Klavier Spielen

Nun nimmst du dir das Lied und versuchst die Akkorde der Reihe nach zu spielen. Am Anfang wirst du noch bei jedem Akkord überlegen müssen, aber mit der Zeit muss man immer weniger nachdenken und die Finger huschen automatisch zur richtigen Lage.

Nimm dann weitere Lieder, um andere Akkorde in das „Fingergedächtnis“ zu bekommen. Wenn du alle Akkorde in der Grundstellung beherrschst, solltest du auch die Umkehrungen üben. Du wirst merken, dass die Griffe immer sehr ähnlich sind, egal ob der Akkord fis-moll oder a-moll lautet.

Wenn du die Akkorde dann immer mehr verinnerlicht hast, kannst du dazu übergehen, dir erste Begleitmuster (engl: Patterns) anzueignen.

Fazit:

Die Fähigkeit, einen bestimmten Akkord sofort und ohne Überlegen spielen zu können, ist eine wichtige Voraussetzung für das freie Spielen und das Erlernen von Begleitmustern. Nebenbei schulst du auch dein Gehör. Nach einer bestimmten Zeit weißt du genau, wie ein Dur-Akkord oder ein verminderter Akkord klingen sollen. Wenn du dir einen Akkord vorstellen kannst, ohne ihn zu spielen, ist dein Gehör schon sehr gut geschult. Ansonsten heißt es „Üben“. Das kann dir leider auch die beste Anleitung nicht ersparen 😉

Eine Einführung zum Thema freies Spielen von Popsongs findest du hier


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  1. „Wer im Unterricht immer wieder etwas von Musiktheorie mitbekommen hat, wird wahrscheinlich wissen, dass ein Durakkord in der Grundstellung eine kleine und eine große Terz besitzt, der Mollakkord eine große und eine kleine Terz.“

    Das ist so formuliert, dass es nicht falsch ist. Aber es suggeriert, dass beim Durakkord erst die kleine Terz und dann die große kommt und es beim Mollakkord andersrum ist, was schlichtweg falsch ist. Andersrum ist es richtig.

    1. Vielen Dank für den Hinweis, das ist in der Tat missverständlich formuliert!

  2. Meine Nachbarin hat einen Klavierunterricht angefangen! Ehrlich gesagt, hilft ihr das Fingergedächtnis Training den Kampf gegen Vergesslichkeit zu führen. Mich wundert nur, wie hilfreich uns das wird, was wir in der Jugend nicht geschafft haben, Danke für die interessanten Infos zur musikalischen Grammatik!

    1. Eine schöne Art, das Gehirn frisch zu halten ?

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