Im Klavierunterricht werden die meisten früher oder später mit dem Metronom konfrontiert. Den meisten wird es die ersten Male wie mir ergangen sein – man hegt eine ziemliche Abneigung gegen dieses tickende Etwas. Heute möchte ich auf meinem Klavier-Blog der Frage nachgehen, ob der „Taktgeber am Klavier“ wirklich nur eine lästige Erfindung zum Quälen von Klavierschülern ist oder ob das Gerät auch seine Berechtigung besitzt.
Was ist ein Metronom?
Das Metronom ist ein Gerät, das gleichmäßige Schläge vorgibt. Das geschieht meist durch ein Geräusch, es gibt mittlerweile aber auch stumme Metronome, die die Schläge durch Blinken angeben. Das Tempo des Metronoms lässt sich exakt anpassen und die Schläge pro Minute (auch bpm für Beats per minute) lassen sich genau einstellen. Viele Metronome beherrschen auch verschiedene Takte, der erste Schlag eines Taktes klingt dann deutlich anders als die anderen Zähleinheiten.
Früher gab es ausschließlich mechanische Metronome mit der typischen Form, heutzutage sind auch elektronische Modelle weit verbreitet. Mittlerweile lässt sich sogar auf Smartphones ein zuverlässiges Metronom installieren, sodass kein zusätzliches Gerät mehr gekauft werden muss.
Wie stelle ich das Metronom richtig ein?
Grundsätzlich schlägt der Taktgeber in Vierteln, also im 2/4, 3/4, und 4/4 Takt jeweils 2, 3 oder 4 mal pro Takt. Beim 6/8 Takt musst du umdenken, hier schlägt es in punktierten Vierteln. Das entspricht drei Achteln, also schlägt es im 6/8 Takt zwei mal, im 9/8 Takt drei mal und im 12/8 Takt vier mal. Das Tempo ist bei den allermeisten Stücken angegeben und du kannst die Schläge pro Minute an der Skala deines Metronoms ablesen.
Hier würdest du als Endtempo 50 bpm einstellen.
Oft ist aber bei Stücken nur die italienische Tempobezeichnung wie andante oder allegro und nicht die Geschwindigkeit in bpm angegeben.
Für diesen Fall habe ich dir die jeweiligen Schläge auf der bpm-Skala zu den wichtigsten Tempi aufgelistet:
Wozu ist das Metronom nützlich?
Aber Gleichmäßigkeit und Timing sind nicht die einzigen Gründe, warum das Metronom so hilfreich ist. Vor allem hilft es dir, rhythmische Besonderheiten zu verstehen und dein eigenes Rhythmus-Gefühl zu entwickeln. Wenn du eine schwierige Stelle in deinem Stück hast, wo du den Rhythmus noch nicht ganz verstehst, kannst du das Metronom zum Beispiel auf Achtel stellen. Es schlägt dann im 4/4-Takt nicht mehr vier mal sondern acht mal, und du kannst bei schnellen Noten ganz genau feststellen, wie viele Töne auf jede Zählzeit passen und ob die Töne jeweils auf den Schlag kommen oder nicht.
Wie lässt sich das Metronom beim Üben einsetzen?
Wenn du gerade erst ein neues Stück angefangen hast und teilweise noch mit dem Notenlesen beschäftigt bist, wird dir das Metronom keine große Hilfe, sondern eher ein Störfaktor sein. Benutze es am besten erst dann, wenn dir die Noten vertraut sind und das Stück schon einigermaßen beherrschst.
Doch auch dann sollte man unbedingt der Verlockung widerstehen, allzu schnell mit dem Endtempo zu spielen. Es nützt nämlich nichts, das Stück noch so schnell draufzuhaben, solange das Tempo nicht gleichmäßig ist. Denn so hört jeder Laie, wenn du manche Teile noch nicht so gut kannst. Außerdem besteht die Gefahr, dass du dich oft verhaspelst. Hier kann das Metronom eine wertvolle Hilfe sein, dein Tempo konsequent durchzuhalten.
Du solltest dir nun eben nicht sofort dass angegebene Endtempo vorknöpfen, beginne lieber mit einem langsamen Übetempo.
So schnell solltest du üben
Dafür gibt es eine einfache Regel, wie du das angemessene Tempo erkennst:
Das richtige Tempo hast du gefunden, wenn du auch die schwierigen Stellen fehlerfrei meistern kannst, ohne langsamer werden zu müssen. Sobald du irgendwo nicht mitkommst, ist das Tempo zu schnell. Wenn du dann dein Stück in diesem Tempo ein paar mal hintereinander ohne Fehler geschafft hast, darfst du dein Metronom etwas schneller stellen.
So langweilig es manchmal sein kann, die Stellen, die du schon gut kannst, in einem zu einfachen Tempo zu spielen – so effektiv ist es. Indem du dich langsam nach oben arbeitest, wirst du bald merken, wie schnell du Fortschritte in Richtung Originaltempo gemacht hast – und bleibst trotzdem präzise und gleichmäßig. Auch kurz vor der Aufführung eines Stückes kannst du mit dem Metronom noch einmal überprüfen, ob dein Vortrag auch gleichmäßig ist.
Hier findest du meine besten Tipps für weniger Langeweile beim Üben.
Wann sollte man auf das Metronom verzichten?
Viele Musikstücke besitzen ein durchgehendes Metrum, das für einen ganzen Satz oder den Teil eines Satzes gilt. Beispielsweise sollte Klaviermusik von Bach möglichst gleichmäßig gespielt werden (von einem eventuellem ritardando am Schluss einmal abgesehen).Wenn man sich bei romantischer Musik von Komponisten Chopin oder Liszt stur an das Metrum hält, geht häufig ein großer Teil der Ausdruckskraft dieser Musik verloren. Hier sollte man das Metronom nur als Richtlinie verwenden und sich nicht davon abhalten lassen, das Tempo leicht zu variieren und Rubato-Passagen ausdrucksvoll zu gestalten.
Du solltest dich auch nicht vom Metronom unter Druck setzen lassen. Wenn du merkst, dass du unsauber spielst, nur um mit dem Tempo vom Metronom mithalten zu können, bist du vielleicht noch nicht bereit für das Spielen mit Metronom. Dann verzichtest du besser auf das Hilfsmittel und übst die Stellen einzeln und sauber.
Welches Metronom ist empfehlenswert?
Meine Nummer 1 ist das Wittner Taktell Pyramidenform Metronom, das du in neu oder gebraucht bei Onlinehändlern wie Amazon in verschiedenen Farben bestellen kannst.
Es hat eine schöne Retro-Optik und ist hervorragend verarbeitet. Auch als Deko-Objekt macht es sich sehr gut und im Gegensatz zum Smartphone besteht hier keine Gefahr, vom Üben abgelenkt zu werden ;-).
Eine Alternative sind digitale Metronoms wie das MA-2 von Korg.
Hier hast du den Vorteil, dass du dir das Tempo auch „stumm“ auf dem Display anzeigen lassen kannst.
Fun Facts über das Metronom
- Györgi Ligeti hat mit „Poème Symphonique“ ein Werk nur für Metronome geschrieben, in dem 100 mechanische Metronome in verschiedenen Tempi erklingen
- Die Pendelforschung von Galileo Galilei ist Grundlage für die Entwicklung des Metronoms
- Beethoven war einer der ersten, der für seine Stücke Metronomangaben vorgab
Fazit: Ein nützliches Hilfsmittel, das aber mit Bedacht eingesetzt werden sollte
Einige Experten stehen dem Metronom sehr skeptisch gegenüber und behaupten, es würde die Entwicklung eines Rhythmusgefühls verhindern. Vielmehr solle man ein eigenes „inneres Metronom“ entwickeln. Diese Sichtweise hat meiner Meinung nach seine Berechtigung. Es ist wirklich wichtig, zu lernen, auch ohne Metronom ein Tempo gleichmäßig durchziehen zu können. Jedoch kann das Metronom bei diesem Lernprozess helfen, solange es nicht übermäßig eingesetzt wird. Obwohl es bei den meisten Schülern nicht übermäßig beliebt ist, sich an das tickende Gerät zu halten, so ist es meiner Ansicht nach dennoch enorm wichtig, das Metronom bereits im Unterricht einzubauen und auch beim Üben immer wieder einzusetzen.ang