22 Dinge, die ich in knapp 30 Jahren Klavier gelernt habe (auch auf die harte Tour)


Klavier spielen ist wie Drogen nehmen.

Einmal angefangen, wird es schwer, wieder aufzuhören.

Falls du auch Klavier spielst, wirst du wissen, wovon ich spreche. Falls nicht, würde ich dir das Klavier lernen nicht empfehlen, wenn du Angst vor Endorphinen, tollem Gemeinschaftsgefühl, Stolz und einer unglaublichen Bereicherung deines Lebens hast.

In diesem Artikel möchte ich 22 Lektionen aus meinen knapp 30 Jahren Klavier mit dir teilen.

1) Früh beginnen hilft (aber spät beginnen schadet nicht)

“Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt.”

Diese Zitat fällt mir immer ein, wenn Leute kommen und sagen: “Hätte ich nur als Kind Klavier gelernt, dann könnte ich es jetzt viel besser. Ich tue mich ja soo schwer mit dem Lernen.”

Ja, früh anfangen hilft. Aber spät anfangen auch.

Ich hatte das Glück, dass ich früh mit dem Klavier lernen anfangen durfte. Im Herbst 1997 sagte meine Mutter zu mir “Ab nächste Woche kommt eine Klavierlehrerin zu uns nach Hause, du und deine Schwester habt ab jetzt Unterricht”.

Ich war damals 7 Jahre, sie 6 und wir haben mit dem Unterricht begonnen. Hat mir das frühe Starten geholfen? Auf jeden Fall, denn ich habe mich leicht gelernt und schnell Fortschritte gemacht.

Im Nachhinein habe ich aber vieles “falsch” gemacht, suboptimal geübt, war oft faul, unkonzentriert und meinem damaligen Ich hätte ich mit dem heutigen Wissen so Einiges beibringen können (Ob das Kinder-Ich aber darauf gehört hätte, ist sehr fragwürdig).

Was Hänschen nicht lernt…das kann ich so überhaupt nicht bestätigen. Über meinen Blog, meinen Newsletter und viele andere Kanäle bin ich immer wieder im Austausch mit Personen, die erst im Erwachsenenalter mit dem Klavierspielen begonnen haben.

Viele davon sind inzwischen richtig gute Pianisten und haben andere überholt, die als Kind angefangen haben.

 

Pianobeat

2) Ein gutes Instrument ist Gold wert

Mein Vater besitzt einen wunderschönen, alten Flügel als Erbstück. Auf dem macht das Spielen richtig Spaß, der Klang ist super und auch das “Gefühl beim Spielen” ist erstklassig.

Neben dem Flügel besitzt er ein weiteres Erbstück: ein altes, völlig verstimmtes Klavier, auf dem das Spielen absolut keinen Spaß macht.

Wenn wir nur das letztere Instrument gehabt hätten, wäre ich wohl bei Weitem nicht der passable Hobbypianist, der ich jetzt bin. Auf einem verstimmten, in die Jahre gekommenen Instrument zu spielen, macht einfach keine Lust.

Wenn du es wirklich ernst meinst: Leg dir mindestens ein gutes E-Piano zu. Ein gutes akustisches Klavier oder gar ein Flügel ist natürlich noch besser, aber natürlich deutlich teurer.

Lieber spielst du auf einem guten Digitalpiano als auf einem gebrauchten, verstaubten akustischen Klavier, das du in Kleinanzeigen von einer Haushaltsauflösung als vermeintliches Schnäppchen gekauft hast.

Und Keyboards? Einfach nur nein! Das ist ein anderes Instrument. Ein Kontrabassist holt sich ja auch kein Cello zum Üben, weil praktischerweise die Oma noch eins übrig hat.

3) Commitments sind unverzichtbar


Wenn du schon einmal Sport gemacht hast, mit dem Ziel fitter und gesünder zu werden, hattest du vielleicht schon einmal einen Trainingspartner. Ihr habt euch jeden Montag und Donnerstag um 18 Uhr im Fitnesscenter getroffen und es gab keine Ausreden, nicht zu erscheinen. Dieses Commitment hat dich davor bewahrt, wegen akuter Müdigkeit, Unlust oder einem schiefen Zehennagel die Verabredung abzusagen. Was sich in deinen Trainingsfortschritten gezeigt hat.

Auch beim Klavier helfen feste Commitments, Ausreden zu vertreiben und dranzubleiben. Trag dir Übezeit fest in deinen Kalender ein und blocke dir Zeit. Erzähl deinen Freunden und Kollegen, dass du jeden Tag nach der Arbeit übst und wenn sie nachfragen, ob du gestern geübt hast, willst du nicht mit “Hm, nein, also gestern ausnahmsweise nicht!” antworten.

Lege fest, dass du erst dann eine Folge deiner Lieblingsserie ansehen darfst, wenn du geübt hast. Egal, wie dein Commitment aussieht: Es wird dir beim Dranbleiben helfen.

Mein Commitment als Jugendlicher sah übrigens so aus: Ich durfte immer genauso viel Zeit am Computer verbringen, wie ich Klavier geübt habe. Die Zeiten wurden in einem Büchlein festgehalten und von meiner Mutter kontrolliert.

Wenn ich Lust auf eine Runde Rollercoaster-Tycoon hatte, musste ich mich wohl oder übel noch einmal an meine Haydn-Sonatine setzen.

4) Gelegenheiten für Auftritte suchen


Eines der stärksten Commitments ist es, dein Können zu zeigen und aufzutreten. Und dabei meine ich nicht, vor Hunderten von Zuhörern auf einer großen Bühne zu spielen.

Schülervorspiele, eine Einlage bei einer Geburtstagsfeier oder einfach nur ein Hauskonzert für deine Familie – nutze jede Gelegenheit, die zu kriegen kannst, um vorzuspielen.

Wenn du ein Stück zum Besten gibst, hast du gar keine andere Wahl, es wirklich gut zu lernen und zu beherrschen (okay, die andere Alternative ist, dich zu blamieren).

Wahrscheinlich wirst du bei deinen ersten Auftritten fürchterlich nervös sein, aber mit jedem Mal wird es ein Stück besser, versprochen.

Hier findest du meine Top-Tipps, mit denen jeder Auftritt zu einem Erfolg wird.

Bei meinem ersten Schülervorspiel war ich fürchterlich nervös. So nervös, dass meine Noten mit einem lauten Rumms auf die Saiten des Flügels geflogen sind (ich hab’ auswendig gespielt).

Mit jedem Mal wurde meine Nervosität weniger und mittlerweile bin ich nur noch leicht angespannt. Ich bin mir sicher, auch bei dir wird es ähnlich laufen. Und du wirst von jedem Auftritt profitieren.

22 Dinge, die ich in knapp 30 Jahren Klavier gelernt habe (auch auf die harte Tour)
Mittlerweile liebe ich Auftritte. Etwas Anspannung ist aber normal 🙂

5) Es gibt keinen Ersatz für regelmäßiges Üben

Es gab in meiner Jugend viel zu vielen Wochen, da habe ich von einer Klavierstunde zur nächsten genau 0 Minuten geübt. Die Fortschritte ließen natürlich zu wünschen übrig und so habe ich für ein Stück dann schon einmal 4 Monate benötigt.

Worauf ich da gehofft habe? Dass sich meine Finger auf wundersame Art und Weise das Stück aneignen? Klingt im Nachhinein echt dumm. Das Geld für ein paar Stunden hätten sich meine Eltern da sparen können.

Für Üben gibt es einfach keinen Ersatz. Zumindest, bis es eine Maschine gibt, wo du dein Gehirn anschließt und ein Stück “herunterladen” kannst.

Hier findest du meinen Top-Tipps, um dich zum Üben „aufzuraffen“ >>

6) Es gibt Jahreszeiten

Diese übearme Zeit in meiner Jugend war definitiv ein Winter in meiner Klavierkarriere. Genauso gab es aber auch Frühling und Sommer, wo ich mehrere Stunden am Tag geübt habe.

Auch deine Motivation wird wellenförmig verlaufen. Es ist ganz normal, dass man nicht immer topmotiviert ist und es kaum erwarten kann, aufzustehen und sich gleich ans Klavier zu hocken.

Wenn deine Winter aber sehr lange dauern und eher an eine Eiszeit erinnern, kann es sehr helfen, Kontakt zu Menschen zu suchen, die gerade in einer anderen Jahreszeit sind. Gut möglich, dass dich diese Personen aus dem Winterschlaf wecken.

7) Keine Brechstange

Schon seit Wochen übe ich an einer Stelle aus einem Lauf aus einer Mozart-Sonate. Und es sind einfach keine Fortschritte erkennbar. Egal, einfach noch härter üben. Ich beginne zu verkrampfen und es geht noch weniger vorwärts.

Diese Szene habe ich nur zu oft in ähnlicher Art und Weise erlebt. Mit der Brechstange geht es aber nur selten voran. Das Stück einfach mal ein paar Tage (oder Wochen) beiseitezulegen und etwas anderes spielen, hat bei mir dann Wunder gewirkt.

8) Gemeinsame Freude, doppelte Freude

In unserem Haushalt spielte Musik eine sehr große Rolle. Wie erwähnt, habe ich gemeinsam mit meiner Schwester Klavier gelernt. Mein Vater spielt ebenfalls Klavier und Querflöte, mein Bruder hat Querflöte gelernt, meine kleine Schwester Klavier und Geige, mein kleiner Bruder Akkordeon und meine mittlere Schwester Harfe (ja, ich habe 5 Geschwister).

Bei vielen Gelegenheiten haben wir gemeinsam musiziert. Ich habe meinen Bruder auf der Querflöte mit dem Klavier bei Schülervorspielen begleitet, ich habe meine kleine Schwester an der Geige mit der Orgel begleitet, wir haben gemeinsam Weihnachtslieder gespielt und vieles mehr.

Ich habe unser gemeinsames Musizieren (meistens) sehr geliebt. (Manche halbpeinliche Auftritte bei Geburtstagsfeiern und bei Senioren-Fasching mal ausgenommen). Es war ein toller Gegensatz zum vielen Üben alleine und war eine tolle gemeinsame Aktivität mit der Familie.

Beim Musizieren mit Freunden, im Chor oder in verschiedenen Ensembles gilt das Gleiche. Es macht einfach doppelt so viel Spaß, gemeinsam Musik zu machen.

Chor-auftritt
Gemeinsam musizieren macht doppelt Spaß. Foto: Felix Hacker

9) Auch das Klaviergedächtnis ist ein Sieb

Du kannst ein Stück auswendig, hast so viel geübt, dass du denkst, du wirst es nie wieder vergessen?

Das habe ich auch schon oft gedacht. Circa 1000 Mal eine Stelle in der zweiten Brahms Rhapsodie geübt und wenige Monate später konnte ich nicht mal mehr die Noten auswendig.

Leider ist das Klaviergedächtnis ähnlich zuverlässig wie das Gedichtsgedächtnis (oder kannst du den Zauberlehrling etwa noch komplett auswendig?) – was nicht gepflegt wird, kommt weg.

Regelmäßige Repertoirepflege hilft dagegen und zum Glück sind bekannte Stücke immer recht schnell wieder aufgewärmt. Auch wenn es ärgerlich ist und ich mir immer wieder denke “Ich konnte das Stück vor drei Monaten perfekt auswendig – wieso ist es jetzt weg aus meinem Hirn?”.

10) Der Ausflug zu anderen Instrumenten hilft

Okay, mein zweites Instrument war die Orgel. Das ist in etwa so, wie wenn ein Deutscher von seinem Auslandssemester in Österreich erzählt. Aber auch da gibt es neue Fähigkeiten und Eigenschaften, die es zu lernen gilt.

Bei der Orgel ist zum Beispiel die Artikulation eines der wichtigsten Elemente. Es gibt keine Variation im Anschlag wie beim Klavier, aus diesem Grund kommen Legato, Portato und Staccato viel deutlicher raus. Dieser Fokus auf die Genauigkeit in der Artikulation hat mir beim Klavierspielen sehr geholfen.

 

22 Dinge, die ich in knapp 30 Jahren Klavier gelernt habe (auch auf die harte Tour)
Obwohl sehr ähnlich, bietet die Orgel völlig neue Herausforderungen

Im Jugendalter hab ich mir ein bisschen Gitarrespielen beigebracht und das hat mir sehr beim Spielen nach Akkorden weitergeholfen. Wie sind klassische Popsongs aufgebaut? Welche Akkordverbindungen hören sich gut an?

11) Clever üben schlägt viel üben

“Du übst noch 30 Minuten Klavier, bevor du zu deinem Freund darfst!” – schon von klein an lag bei mir der Fokus auf der Übedauer.

Dass intelligent genutzte 15 Minuten viel besser sind als eine Stunde Stücke durchspielen, habe ich damals noch nicht verstanden. Erst viel später habe ich gelernt, wie man richtig übt. Und wie ich auch aus begrenzter Zeit am meisten raushole.

Mit meinen Übeprinzipien und sehr intelligent genutzter Zeit habe ich es geschafft, teilweise ein fortgeschrittenes Stück pro Woche zu lernen. Die Nocturne Op. 9 No 2. von Chopin hatte ich nach zwei Tagen drauf.

Ich ärgere mich im Nachhinein sehr, dass ich mich nicht früher mit intelligentem Üben beschäftigt habe. Mir ist es ein besonderes Anliegen, dieses Ärgernis anderen zu ersparen und meine gesammelten Learnings aus fast 30 Jahren Klavier üben zu teilen. Du wirst damit wirklich viel Zeit sparen.

Hier geht’s zu meinem E-Book, der meine gesammelten Schätze zu intelligentem Üben enthält >>

12) Fokus!

Ich war ungefähr 10 Jahre alt. Da bekam ich zum ersten Mal von meiner Klavierlehrerin zu hören, dass ich unkonzentriert beim Unterricht sei. Sie hatte recht: Ich war mit meinen Gedanken schon beim Fußballspielen im Garten, anstatt mich auf die Tasten zu konzentrieren.

Später war es dann die nächste Schulaufgabe, die nächste Uni-Klausur oder ein wichtiges Volleyball-Spiel, das mir im Kopf umherspukte, während ich am Klavier saß.

Das Thema Fokus beim Klavierspielen bleibt eine Lebensaufgabe. Aber es ist dringend notwendig, denn wenn ich mit den Gedanken woanders bin, wird mein Spiel gleich um zwei Klassen schlechter.

Wirkungsvolle Maßnahmen für mehr Fokus sind:
Smartphone weg! Am besten in einen anderen Raum
Vor dem Üben ein paar tiefe Atemzüge nehmen
Alle Sinne auf das Spielen einstimmen: Wie fühlen sich die Tasten an? Wie hört sich der Klang an? Wie sehen die Noten aus? Wie riecht es im Raum?

Hier findest du mehr zum Thema Konzentration beim Klavier spielen.

13) Lehren hilft (egal, wie gut man ist)

Ich dachte lange, dass ich wohl kaum jemand etwas am Klavier beibringen könne. Dazu wären doch mindestens 30 Jahre Erfahrung und ein Studium notwendig.

Als meine kleine Schwester mit dem Klavierspielen begonnen hat, habe ich festgestellt, dass ich ihr durchaus auch Dinge beibringen kann. “Versuch doch mal, mehr aus dem Handgelenk zu spielen”, “Schau, das hier ist ein D-Dur-Arpeggio. Das ist die Quinte in der Tonart des Stückes und leitet dann wieder zu G-Dur über.”

Diese Kleinigkeiten zu erklären, haben sie noch einmal fester in mir verankert. Immer, wenn ich kleine Dinge erklärt oder gelehrt habe, hat es mich selbst vorangebracht. Auch das Schreiben hier und der Austausch mit euch Lesern bringt mich selbst auch sehr weiter.

Auch wenn ich (noch) keinen Unterricht gegeben habe: Jedes Lehren hilft mir selbst unglaublich weiter.

14) Vorbilder

Mein erstes Klaviervorbild war meine Lehrerin. Sie schaffte es mühelos, jedes Stück, das ich spielen wollte, vom Blatt wiederzugeben. “Wow, das möchte ich auch mal können!”

Später habe ich gerne Videos von Wilhelm Kempff, Krystian Zimerman, Valentina Lisitsa oder Igor Levit gesehen, und mich hat ihre Spielweise unglaublich beeindruckt.

Ich werde nicht mal ansatzweise so gut sein wie einer von diesen tollen Pianisten, aber sie inspirieren mich jedes Mal, wenn ich ein Video sehe, ein Stückchen besser zu werden.

Igor Levit
Igor Levit in der Carnegy Hall 2022, Quelle: Wikimedia

15) Nicht vergleichen

In der dritten Klasse durften wir im Musikunterricht etwas auf unserem Instrument vorspielen. Eine Klassenkameradin von mir war deutlich besser am Klavier als ich. Auch im Gymnasium war eine richtig gute Pianistin in meiner Klasse.

“Wow, warum sind die besser als ich? Was mache ich falsch? Lohnt es sich überhaupt noch, dass ich Unterricht nehme?”

Zum Glück habe ich nicht aufgehört und habe irgendwann aufgehört, mich mit anderen zu vergleichen. Sich mit anderen zu vergleichen, egal, ob es um das Auto, das Haus, den Job oder die Klavierkenntnisse geht, ist ein todsicheres Rezept für Unzufriedenheit.

16) Audio clever nutzen

In meinen ersten Klavierjahren bekam ich den einzigen Höreindruck von meinen Stücken, wenn meine Lehrerin es mir vorgespielt hat. Später habe ich dann vereinzelt Schallplatten von meinem Vater angehört, wo “meine” Stücke drauf waren. Irgendwann gab es dann die ersten MP3s und noch viel später dann YouTube und Spotify. Mittlerweile kannst du dir per Knopfdruck jedes halbwegs bekannte Stück in zig Varianten anhören. Dieses Kennenlernen und auditive Analysieren von Stücken und das Vergleichen von verschiedenen Interpretationen hilft mir unheimlich beim Lernen. Ein paar Mal habe ich schon den Fehler gemacht, mich zu sehr auf eine Aufnahme zu versteifen, was meine eigene Interpretation ziemlich eingeschränkt hat. Ich wollte immer dieser Einspielung nacheifern und habe mich überhaupt nicht mehr selbst mit der Interpretation beschäftigt. Mittlerweile achte ich darauf, mir verschiedene Versionen anzuhören und mir auch immer meine eigenen Gedanken dazu zu machen.

17) Hinterm Horizont geht’s weiter

Viele Jahre gab’s bei mir im Unterricht ausschließlich Klassik (ich meine damit nicht die Epoche, sondern die Stilrichtung). Mein erstes “anderes” Stück war “Hello Goodbye” von den Beatles, auf eigenen Wunsch. Damals hatte ich schon 6 Jahre Unterricht und es hat mir unglaublich gefallen, mal etwas anderes zu spielen. Gänzlich andere Musik habe ich dann außerhalb des Unterrichts gespielt. Ich habe mir mehr Noten für Popsongs besorgt. Außerdem habe ich angefangen, frei nach Akkorden zu spielen, Jazz- und Blues-Piano gelernt und in einer Band gespielt. Jede Erweiterung meines pianistischen Horizonts hat mich sehr bereichert. Mittlerweile sehe ich Klaviermusik wie ein Buffet. Ich kann mir immer wieder aussuchen, worauf ich Lust habe.

18) Unbedingt Improvisieren

Als Kind habe ich schon damit begonnen, meine eigenen Lieder zu erfinden. Später hat mich Improvisieren sehr fasziniert. Als ich mit dem Orgelspielen begonnen habe, war es dort fester Bestandteil meines Unterrichts. Auch am Klavier habe dann immer mehr experimentiert und improvisiert. Welche Akkordverbindungen hören sich gut an? Welche Melodien funktionieren? Wie könnte ein kleines Solo in einer Melodiepause aussehen? All das findest du heraus, wenn du improvisierst und dich damit beschäftigst, wie Musik aufgebaut ist und wie Songs funktionieren, die du gerne hörst.
Yamaha P-45. Quelle: Yamaha.

19) Digitale Revolution auch am Klavier

Als ich mit dem Klavierspielen begonnen habe, waren alle meine Noten analog und gebunden. Schon in den darauffolgenden Jahren veränderte sich alles rasant. Kopien, PDF-Dateien von Noten, das Internet, Smartphones, YouTube – die Digitalisierung hielt natürlich auch vor dem Klavierspielen nicht halt.

Du kannst dich jetzt in dein Nest einigeln und sagen “Ich will nur Papiernoten, das Internet und die neumodischen Video-Inhalte interessieren mich nicht!”

Eine viel bessere Variante wäre: Die Vorzüge zu nutzen, die die digitale Revolution auch am Klavier bietet.

Du kannst dir Noten von fast all deinen Lieblingsstücken sofort downloaden und ausdrucken (die besten Seiten dafür findest du hier).

Es gibt Videokurse, wo du im eigenen Tempo Klavier lernen oder neue Fähigkeiten lernen kannst (die besten Kurse findest du hier)

Es gibt unzählige gute Apps fürs Smartphone und Tablet (die Apps für Pianisten besten findest du hier).

Die Digitalisierung bietet Möglichkeiten, vor denen ich vor 20 Jahren nur zu träumen gewagt hätte. Aber…

20) Es ist nicht alles Gold, was digital ist

So genial die Möglichkeiten von digitalen Angeboten auch sind. Sie bieten zwei große Gefahren

1) Es besteht die Gefahr, sich zu verzetteln

Noch ein neues YouTube-Video. Noch bessere Noten zu “Let it be”. Eine noch schönere App zum Noten lesen lernen

Um die Ecke wartet immer ein neues Angebot. Die Gefahr ist groß, sich ablenken zu lassen

2) Es gibt sehr viel schlechte Angebote

Bei Weitem nicht alle Inhalte im Web sind gut. Im Gegenteil: Manche davon können dir sogar schaden und dir falsche Dinge beibringen.

Ich habe schon echt schlechte Onlinekurse belegt oder für mangelhaft programmierte Apps bezahlt.

Einige Euro von mir sind über den Jordan gewandert, ohne dass ich eine nennenswerte Gegenleistung erhalten habe.

Um dir das zu ersparen, habe ich eine ausführliche Übersicht mit all den Onlinekursen, die ich getestet und für gut befunden habe, erstellt.

Hier kommst du zur Onlinekurs-Übersicht >>

21) Das Klavier ist das beste Instrument der Welt

So vielfältig einsetzbar, so universell für verschiedene Musikstile geeignet, so schön im Klang – das sind nur ein paar Punkte, die das Klavier zum besten Instrument der Welt machen. Kennst du irgendjemand, der sagt, ihm gefalle Klaviermusik nicht? Ich auch nicht. Gut, nicht jeder kann vielleicht etwas mit klassischer Musik anfangen, aber dann mit Jazz-Piano, Pop-Piano oder New Classic. Mit jedem Jahr lerne ich dieses Instrument mehr zu schätzen und werde es auch noch viele Jahrzehnte tun.

22) Ein lebenslanges Projekt

Klavier hat man nie gelernt. Man ist immer im Prozess des Lernens. Es gibt so viele neue Stücke, Musikstile und Möglichkeiten, neue Klänge aus dem Instrument zu locken, dass es bestimmt nie langweilig wird. Die Mutter einer Bekannten von mir war Konzertpianisten und hat auch im Alter von über 90 noch jeden Tag Klavier gespielt. Das ist auch mein Ziel und ich hoffe auf viele weitere Jahre und Jahrzehnte, die ich mich mit dem besten Instrument der Welt beschäftigen kann. Wie sieht es bei dir aus? Welche Dinge hast du auf deiner Klavier-Reise gelernt? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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