Klaviertechnik verbessern: Diese 5 Elemente vernachlässigen die meisten


Kennst du das Gefühl, dass du trotz vielen Übens am Klavier einfach nicht vorankommst? Sich dein Spiel einfach noch zu sehr nach Anfänger anhört? Hier zeige ich dir 5 grundlegende Klaviertechniken, die dein Klavierspiel sofort besser klingen lassen und du dich nicht mehr wie ein Klavierschüler nach 3 Monaten Unterricht anhörst.

1. Üben mit Metronom

Als ich als Grundschüler frisch mit dem Klavierspielen begonnen hatte, war ich beeindruckt, wie gleichmäßig mein Vater Klavier spielen konnte. Bei ihm hörten sich die Stücke aus meinem Unterricht richtig professionell an, während es bei mir immer etwas holprig klang.

Selbst wenn es fehlerfrei war.

Woran lag das?

Mein Vater spielte sehr exakt im Takt. Er hielt sich streng ans Metrum und jeder Ton war genau so lang wie er sein sollte.

Diesen „Fehler“, den ich als Anfänger machte, beobachte ich auch bei sehr vielen anderen, die frisch begonnen haben: ungleichmäßiges Spielen. Die Töne sind zwar richtig, aber das Timing stimmt nicht.

Mal wird eine Passage zu schnell gespielt, dann wieder zu langsam. Diese rhythmischen Schwankungen sind für Zuhörer sofort spürbar – selbst wenn sie keine musikalische Ausbildung haben.

Die Lösung? Das Metronom.

Klaviertechnik verbessern: Diese 5 Elemente vernachlässigen die meisten

Ich habe dieses tickende Monster im Unterricht gehasst. Aber es hat seinen Zweck erfüllt und mich Schritt für Schritt zu einem gleichmäßigen Spieler gemacht, indem es mein rhythmisches Gespür geschult hat.

Sobald du Passagen eines Stücks von den Noten her einigermaßen beherrscht, solltest du sie mit dem Metronom üben. Wähle ein zunächst langsames Tempo, das du dann langsam steigerst.

Warum ist das Üben mit dem Metronom oft so frustrierend?

Weil das Metronom kein Pardon kennt. Es ist gnadenlos ehrlich und zeigt dir sofort, wenn du vom Takt abweichst. Aber genau diese Ehrlichkeit macht es zu so einem wertvollen Werkzeug.

Regelmäßiges Üben mit dem Metronom verbessert nicht nur dein Timing, sondern auch deine allgemeine Spieltechnik. Es zwingt dich, jede Note bewusst zu spielen und fördert eine gleichmäßige Anschlagstechnik.

Denk daran: Selbst Profis üben ständig mit dem Metronom. Es ist also kein Hilfsmittel für Anfänger, sondern begleitet dich ein Leben lang.

Dank vieler Übesessions mit dem Metronom habe ich es mittlerweile sogar geschafft, gleichmäßiger als mein Vater zu spielen 🙂 

2. Pedaltechnik

„Das Pedal ist die Seele des Klaviers“ – der berühmte Pianist Arthur Rubinstein sprach aus, was viele Klavierlehrer wieder und wieder predigen: Ohne geschickten Pedaleinsatz bleibt selbst das technisch perfekteste Klavierspiel seltsam leblos.

(Wenn ich hier von „Pedal“ spreche, meine ich das rechte Pedal, auch Dämpferpedal genannt)

Ich erinnere mich noch gut an mein erstes bewusstes Erlebnis mit dem Pedal. Mein Lehrer spielte ein einfaches Stück zweimal vor – einmal ohne und einmal mit Pedal. Der Unterschied war verblüffend.

Ohne Pedal war es wie Pommes ohne Ketchup. Einfach langweilig und fad.

Mit Pedal dagegen verwandelte sich das Stück in einen beeindruckenden Klang.

Als ich es dann selbst versuchte, entstand nur ein verschwommener akustischer Brei.

Woran lag es?

Ich hatte das Pedal einfach gedrückt gelassen. Und es dann irgendwann wieder angehoben.

Und dann ohne Plan kurz später wieder gedrückt.

Pedalspiel ist mehr als nur simples Drauftreten und Abwarten.

Willkürliches Pedalspiel ist typisch für Anfänger.

Sie verwenden das Pedal entweder gar nicht oder drücken es, ohne es auf die Harmonien abzustimmen.

Pedalspiel Klavier

Okay, aber wie funktioniert es nun korrekt?

Folgende Faustformel lässt sich auf die allermeisten Stücke anwenden (bei denen ein Pedaleinsatz sinnvoll ist):

  • Du betätigst das Pedal nach dem ersten Anschlag
  • Beim Wechsel zu einem neuen Akkord bzw. einer neuen Harmonie hebst du das Pedal genau in dem Moment an, in dem deine Finger die neuen Tasten anschlagen
  • Unmittelbar danach drückst du das Pedal wieder herunter
  • Diesen Vorgang wiederholst du bei jedem Harmoniewechsel
  • Bei Passagen mit schnellen Harmoniewechseln oder Läufen verwendest du entsprechend weniger Pedal oder lässt es ganz weg
  • Bei langen, gleichbleibenden Harmonien kannst du das Pedal länger halten

Mit dieser Technik vermeidest du, dass sich Harmonien vermischen und sich der typische Klangbrei ergibt, der dich sofort als Anfänger auf dem Klavier outet.

Klingt einfach, aber warum ist das doch so schwierig?

Weil es sich dabei um eine zusätzliche Koordinationsaufgabe handelt.

Du musst eh schon darauf achten, dass du deine beiden Hände in den Griff bekommst und mit dem Pedal kommt noch eine dritte Ebene in dein Spiel.

Aber vertrau mir: Nach einiger Zeit bewussten Übens wirst du das Pedal bald ganz automatisch richtig einsetzen.

3. Akkordspiel

Ich höre schon deinen Protest: „Aber Beat! Akkorde sind doch keine Technik!“

Du hast recht: Akkorde selbst sind keine Technik.

Aber das Beherrschen des Akkordspiels, die Fähigkeit, sie flüssig zu greifen und zwischen ihnen zu wechseln – das ist definitiv eine Technik. Und zwar eine, die viele Anfänger vernachlässigen, während sie sich auf Einzeltöne und Melodien konzentrieren.

Wenn du jemals einen Popsong am Klavier begleitet hast, kennst du bereits die Macht der Akkorde. Selbst mit nur drei oder vier verschiedenen Akkorden kannst du Hunderte von Songs spielen – von „Let It Be“ der Beatles bis zu „Perfect“ von Ed Sheeran.

Akkorde sind das Herzstück der Musik. Sie bilden das harmonische Gerüst, auf dem Melodien tanzen können. Für Klavieranfänger ist das Verständnis und Beherrschen von Akkorden daher ein entscheidender Schritt.

Ich möchte hier nicht zu tief in die Musiktheorie eintauchen und dir die Grundlage von Akkorden komplett neu erklären (mehr Infos findest du hier).

Aber: Nimm dir Zeit, Akkorde zu üben.

Dein Ziel sollte es sein, ein Akkordsymbol zu sehen und deine Finger bewegen sich automatisch zu den richtigen Tasten am Klavier.

Mein absoluter Tipp, um die Theorie hinter Akkorden (und ihre Praxis) sehr gut zu lernen, ist das Buch „Piano-Akkorde Schritt für Schritt. (hier kannst du es bestellen)

Klaviertechnik verbessern: Diese 5 Elemente vernachlässigen die meisten

Ein Klavierspieler, der nichts von Akkorden versteht, ist wie ein Koch, der keine Ahnung von Gewürzen hat.

Einfach nicht ernstzunehmen.

Also, nimm dir die Zeit und kümmere dich darum, dass deine Finger und Akkorde beste Freunde werden.

4. Arpeggios

Du begleitest eine Melodie mit Akkorden in der linken Hand, aber schlägst die Akkordtöne gleichzeitig an.

Hört sich superlangweilig an.

Wie bekommst du mehr Würze in deine Begleitung?

Mit Arpeggios!

Technisch gesehen ist ein Arpeggio nur ein Akkord, bei dem die Töne nacheinander statt gleichzeitig gespielt werden. Bei Arpeggios mit sehr vielen Tönen entsteht ein harfenartiger Klang (daher kommt auch der Name Arpeggio).

Nehmen wir einen einfachen C-Dur-Akkord: C-E-G. Als Arpeggio gespielt, würdest du diese Töne nacheinander anschlagen, vielleicht sogar über mehrere Oktaven hinweg: C-E-G-C-E-G-C.

Warum sind Arpeggios so wichtig?

Sie machen dein Klavierspiel sofort ausdrucksstärker und interessanter.

Denk mal nur an den 1. Satz der Mondscheinsonate. Die besteht in der rechten Hand nur aus Arpeggios.

Einfaches Mittel, aber wunderbar schön.

Übe Arpeggios in beiden Händen, nach oben, nach unten und für alle Akkorde.

Mit schnell gespielten Arpeggios kannst du virtuos klingen (obwohl sie nicht sehr schwer zu spielen sind).

Gleichmäßig gespielte, schnelle Arpeggios lassen sich sofort nicht mehr wie einen Anfänger klingen und sorgen für den gewissen Wow-Effekt bei deinen Zuhörern.

5. Oktavspiel

Welche Technik verleiht deiner Begleitung mehr Tiefe und lässt gleichzeitig deine Melodie ausdrucksstärker und mächtiger wirken?

Oktaven!

Auf den ersten Blick erscheint es einfach: Du spreizt die Hand und spielst einfach zwei Tasten gleichzeitig, die eine Oktave auseinanderliegen.

Wenn du aber einmal längere Passagen mit Oktaven in einer Hand gespielt hast, dann kennst du die beiden Schwierigkeiten:

  • Die richtigen Töne zu treffen
  • Es wird mit der Zeit anstrengend…

In der Regel spielst du Oktaven mit dem ersten und fünften Finger. Deswegen machst du zwangsläufig immer kleine oder größere Sprünge. Besonders letzteres ist gar nicht so einfach…

Insbesondere bei höherem Tempo wird das Oktavenspiel herausfordernd.

Ein längeres Oktavenspiel ist anstrengend. Besonders für Klavierspieler mit kleineren Händen.

Deswegen ist es umso wichtiger, dass du Oktaven mit entspannten Handgelenken und Armen spielst. Versuche, nicht zu verkrampfen (ich weiß, das ist leichter gesagt als getan…).

Ein bekanntes Stück mit mehreren Oktav-Passagen in der rechten Hand ist der Rondo alla Turca von Mozart:

rondo alla turca oktaven
Eine Passage des Rondo alla Turca von Mozart

Auch wenn du Popsongs coverst, bereichern Oktaven den Klang deines Spiels.

Übe also Oktaven regelmäßig und sorge dafür, dass du dieses schöne Stilmittel jederzeit einsetzen kannst.

Welche Technik hast du bisher unterschätzt? Oder ist es eine, die nicht in dieser Liste steht? Ich freue mich über deinen Kommentar.


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