„Oktav“ bezeichnet sich selbst als das Spotify der Klaviernoten. Eine unbegrenzte Anzahl an Noten „streamen“ für einen Abo-Preis – das klingt verlockend. Wie meine Erfahrungen mit Oktav sind, erfährst du in diesem Test.
Das Spotify für Klaviernoten
Was das Thema „Klaviernoten“ angeht, gehöre ich wie viele andere Pianisten vermutlich auch zur Kategorie „Jäger und Sammler“. Ich bin ständig auf der Suche nach neuem Notenmaterial und neige dazu, mehr anzuhäufen, als ich wirklich auch spielen kann. Ich muss mich meistens dabei etwas bremsen und mich dazu ermahnen, mich auf die aktuellen Stücke, die ich gerade einüben will, zu konzentrieren.
Hier kannst du meinen Video-Test zu Oktav ansehen
Hier findest du meine große Übersicht über alle Onlineshops für Klaviernoten >>
Aber vor allem für Blattspielübungen und lockeres „Spaß-Spielen“ bin ich immer offen für neues Notenmaterial. Und nicht selten wandert auch eines der neu ergatterten Stücke auf meine (zu lange) To-Play-Liste.
Als ich das erste Mal von der Notenflatrate „Oktav“ gehört habe, klang es für mich wie ein Paradies. Einen unbegrenzten Zugang zu Tausenden Klaviernoten? Ähnlich aufgeregt war ich, als ich das erste Mal Spotify ausprobiert habe.
Das Prinzip ist bei beiden Plattformen ähnlich: Für eine monatliche (oder jährliche) Abo-Gebühr hast du Zugriff auf alles, was der Fundus des Anbieters hergibt. Im Falle von Oktav sind das viele Tausende klassische und moderne Klavierstücke.
Die sympathischen Gründer von Oktav stammen aus Österreich und haben es mir netterweise ermöglicht, Oktav kostenlos auf Herz und Nieren zu testen. Natürlich wurde mein Test dadurch nicht beeinflusst und ich berichte dir wie immer neutral darüber 🙂
Welche Noten sind enthalten?
Einrichtung und Aufbau von Oktav
Nach der Registrierung sollst du dein Niveau einschätzen. Anschließend zeigt dir Oktav ein Notenbeispiel und fragt dich, ob das ungefähr deinem Können entspricht.
Anschließend kannst du dein Niveau etwas feinjustieren. Das Ganze dient nicht dazu, dich zu bewerten, sondern es ermöglicht Oktav, dir passende Stücke für dein Niveau anzuzeigen. Anschließend wählst du noch deine Lieblingsgenres aus, also zum Beispiel Klassik, Jazz & Blues, Filmmusik, Pop oder Ragtime & Swing. Dein Profil kannst du nachträglich problemlos anpassen und verfeinern. Beispielsweise bekommst du YouTube-Videos vorgeschlagen und gibst per Daumen hoch oder runter an, ob dir die Musik gefällt.
Gut gestaltete und übersichtliche Seite
- neue Empfehlungen aus deinen Lieblings-Genres
- Playlists, die zu dir passen könnten
- Zuletzt geöffnete Stücke
- Neue Stücke auf Oktav
- Editor’s Picks, also aktuelle Empfehlungen von Oktav
Im Reiter „Explore“ kannst du durch die Empfehlungen scrollen, dir die Oktav-Charts ansehen oder durch Kategorien und Playlists stöbern.
Die „Library“ zeigt dir übersichtlich Listen deiner Stücke an, die du aktuell übst, die du üben möchtest und die du bereits gemeistert hast. Diese Listen sind super, damit du deine markierten und geöffneten Stücke später einfach wiederfindest. Auch die zuletzt geöffneten Stücke kannst du dir anzeigen lassen.
Bedienung der Noten: Intuitiv, aber etwas hakelig
Ich habe Oktav ausschließlich am iPad verwendet, aber du kannst du Noten prinzipiell mit jedem Gerät öffnen, das einen Browser besitzt.
Die Bedienung der Notenansicht ist sehr intuitiv und einfach. Mit einem Klick kannst du in den Vollbildmodus wechseln und dann je nach Darstellung per Wisch weiterblättern oder nach unten scrollen. Praktisches Feature: Zu jedem Stück sind ein paar passende YouTube-Videos verlinkt. Diese helfen aber lediglich dabei, einen Eindruck vom Song zu bekommen, denn die abgebildete Version ist dabei in der Regel nicht enthalten.
Auch das Schriftbild ist sehr gut und klar. Gut finde ich, dass bei Popsongs auch immer noch die Akkorde mit Gitarrengriffen angezeigt werden. Ideal für alle Band-Pianisten 🙂
Leider gibt es bisher noch keine Möglichkeit, in den Noten Notizen zu machen und beispielsweise den eigenen Fingersatz zu notieren.
Zwei Stücke pro Monat ausdrucken
Im Rahmen des kostenpflichtigen Abos kannst du so viele Stücke online spielen wie du möchtest. Zusätzlich kannst du bis zu zwei Stücke pro Monat ausdrucken, was nicht nur für Freunde von gedruckten Noten eine sehr schöne Funktion ist. Auch wer immer wieder mal gerne digital spielt, wird sich sicherlich über einen ergänzenden Abzug auf Papier freuen.
Update 2023: Online-Kurs-Sammlung in Oktav Learning
Seit 2023 gibt es eine große Neuerung in Oktav: Oktav Learning. Mit einem separaten Abo kannst du zusätzlich über 100 Videokurse zugreifen und damit verschiedene Fähigkeiten lernen.
In Zusammenarbeit mit Yamaha und mehreren Lehrern gibt es über 100 Videokurse zu verschiedenen Themen, Tendenz steigend.
Manche Kurse sind von Oktav selbst entwickelt, zusätzlich gibt es Gastdozenten wie Manuel Weber von Piano Revolution oder Daniel Hunziker von Frei Klavier Spielen. Das Kursangebot ist riesig und für alle Spielstufen geeignet, hier eine kleine Auswahl:
- Geläufigkeit für Anfänger
- Üben von Arpeggios
- Der Blues-Kurs
- Der Cover-Kurs: Wie spiele ich bekannte Songs nach?
- 5 Anfänger Aufwärmübungen für die Hände
- Songs begleiten für Anfänger
Die meisten Kurse haben eine Spielzeit von 20 Minuten bis zu 2 Stunden und widmen sich intensiv einem bestimmten Aspekt oder Song.
Ergänzend dazu findest du Video-Tutorials zu beliebten Stücken wie „The Scientist“, „Nocturne es-Moll“ von Chopin oder „Le Onde“ von Ludovico Einaudi. Als Lehrer fungiert hier der sympathische David Kitzmüller von Oktav, den ich auch in meinem Podcast schon zu Gast hatte.
Neben Lernbüchern ist auch das Element „Interaktive Noten“ bei Oktav Learning sehr spannend. Dort stehen interaktive Noten mit einem Playalong-Midi zur Auswahl. Auch hier steigt die Auswahl laufend.
Diese Playalongs werden natürlich mit dem gewohnten Schwierigkeitsgrad-Rating von Oktav versehen.
Oktav Learning ist ein Zusatzangebot, das separat gebucht werden kann. Du kannst dir entweder einzelne Tutorials kaufen oder die Flatrate.
Die Kosten von Oktav Learning + Playing in der Flatrate betragen 20,75 € pro Monat (im Jahresabo). Du hast dann sowohl auf alle Noten als auch auf alle Kurse und Tutorials Zugriff.
Was kostet Oktav?
Oktav kostet monatlich 14,90 €. Das Jahresabo kostet insgesamt 119,04 €, du sparst also wenn du jährlich im Voraus zahlst knapp 33 %.
Wer regelmäßig viele neue Stücke spielt und vor allem moderne Stücke liebt, für den lohnt sich das Abo auf jeden Fall. Wenn du lieber ein Stück nach dem anderen spielst und nur selten mehrere Songs gleichzeitig übst, solltest du durchkalkulieren, ob du nicht mit dem Einzelkauf von Stücken besser beraten bist.
Nicht zu vernachlässigen sind die wirklich guten Empfehlungen und Playlists auf Oktav. Auf viele Stücke, die ich in der letzten Zeit dadurch gespielt habe, wäre ich von selbst nicht gekommen. Die Empfehlungen richten sich nach deinem Geschmack und deinem Können und sind also maßgeschneidert.
Fazit: Noten-Flatrate mit enormen Angebot
Oktav ist wirklich das Paradies für alle Noten-Junkies! Für die riesige Auswahl in vielen verschiedenen Genres, die echt guten Empfehlungen und die Möglichkeit, zwei Stücke pro Monat auszudrucken ist der Preis von 14,90 € pro Monat ausgesprochen fair. Vorausgesetzt natürlich du nutzt das Angebot auch ;-).
Die Web-Anwendung ist sehr übersichtlich gestaltet und hilft dir, dass du nicht im Noten-Dschungel verloren gehst. Einziger kleiner Wermutstropfen: Die Bedienung ist manchmal etwas hakelig und die Web-App reagiert nicht so schnell, wie ich es von anderen Klavier-Apps kenne. Ganz oben auf meiner Wunschliste würde eine native Oktav-App stehen 🙂
Mit Oktav Learning beinhaltet Oktav auch ein sehr umfangreiches Kurspaket, das zum Standardpaket Oktav Playing dazugebucht werden kann.
Vorteile
- Riesige Auswahl an hochwertigen Noten
- Große Bandbreite an Musikstilen
- Sehr gute Arrangements
- Übersichtliche Anwendung
- Maßgeschneiderte Empfehlungen
- Große Auswahl an Online-Kursen in Oktav Learning
Nachteile
- Bedienung etwas hakelig
- Keine native App für mobile Geräte verfügbar