Klavier üben trotz Verletzung oder Einschränkung – so geht’s


Vor kurzem hat es mich erwischt und ich habe mir beim Sport den kleinen Finger gebrochen. Danach konnte ich einige Zeit nicht wie gewohnt Klavier üben. Stattdessen wurde ich erfinderisch und habe weitere Möglichkeiten genutzt, um meine Fähigkeiten am Klavier zu verbessern. In diesem Artikel gebe ich dir Anregungen, wie du dich auch trotz Verletzung am Klavier verbessern kannst.

1. Mit der anderen Hand üben

Ich habe mich am kleinen Finger (Gottseidank der nichtdominanten linken Hand) verletzt. Dennoch konnte ich problemlos mit meiner rechten Hand üben. Ich habe diese Zeit genutzt, um intensiv an meiner Geläufigkeit zu arbeiten und immer wieder technisch schwierige Stellen zu üben.

Zum Beispiel hab ich mir insbesondere eine Stelle zu Beginn der Fantaisie-Impromptu von Chopin vorgenommen.

Chopin Impromptu Lauf rechts
Mit dieser Stelle habe ich immer so meine Schwierigkeiten.

Was du trotz Verletzung noch am Klavier machen kannst, hängt natürlich immer von der Art deiner Verletzung ab. Wenn du eine einseitige Verletzung am Handgelenk, Unterarm, Schulter oder Finger hast, kannst du – wenn die Schmerzen nicht zu groß sind – in der Regel problemlos mit der anderen Hand üben.

Schwierig wird es dagegen bei einem Bandscheibenvorfall, es sei denn, du hast ein Stagepiano, das du schweben über dir platzieren kannst 😉

2. In Musiktheorie weiterbilden

Was genau ist ein Septakkord? Was bedeutet „diminuendo“? Und wie unterscheiden sich noch einmal die dorische und phrygische Tonleiter?

Wenn du nicht wie gewohnt „praktisch“ üben kannst, ist das eine ideale Gelegenheit, deine Musiktheorie-Kenntnisse etwas aufzufrischen.

Dazu eignen sich zum Beispiel YouTube-Videos oder auch gute Lehrbücher.

Besonders empfehlen kann ich dir „Allgemeine Musiklehre anschaulich erklärt“ von Claire Langford.

Musiklehre

3. Das musikalische Gehör verbessern

Ein wichtiger Bestandteil der Musikalität ist ein gutes musikalisches Gehör. Gleichzeitig verbessert die Gehörbildung das freie Klavierspielen und ermöglicht dir ein besseres Improvisieren. Nicht umsonst ist die Gehörbildung ein fixer Teil jedes Musikstudiums.

Zu einem guten musikalischen Gehör gehören beispielsweise das Erkennen von Intervallen, Akkorden und Tonleitern. Mit geeigneten Apps wie Better Ears kannst du mit dem Smartphone bequem dein Gehör trainieren und deine Musikalität verbessern.

Auch ohne App kannst du dein Gehör trainieren, in dem du versuchst, Melodien, die du hörst oder in deinem Kopf hast, aufzuschreiben.

4. Mental üben

Mentales Üben bezeichnet die Tätigkeit, wenn du dir das Klavierspielen nur vorstellst. So kannst du tatsächlich Stücke nur mit deiner Vorstellungskraft üben, selbst wenn du aktuell physisch dazu nicht in der Lage bist.

Bei allen Profis – egal ob Sportler oder Musiker – gehört mentales Training fest zur regelmäßigen Routine. Wenn du ein Klavierstück mental übst, sind  überwiegend die gleichen Bereiche im Gehirn aktiv, wie wenn du wirklich am Klavier sitzt. Dadurch kannst du nicht nur das Stück verinnerlichen, sondern auch tatsächlich deine Technik verbessern.

Mental üben kannst du sowohl mit Noten als auch auswendig. Wenn du ein auswendig gelerntes Stück komplett und fehlerfrei mental wiedergeben kannst, dann hast du es wirklich zur Konzertreife gebracht.

So könnte mentales Üben aussehen:

  • Schließe die Augen und versuche alle Ablenkungen abzuschalten
  • Stell dir vor, wie du an deinem Klavier sitzt und die Hände auf die Tasten legst
  • Anschließend fängst du in deinem Kopf an, dein Stück zu spielen
  • Versuche, das Spiel in allen Sinnen zu erfassen. Was hörst du? Was siehst du? Was fühlst du?
  • Wenn du an einer Stelle hängenbleibst, hast du diese vermutlich noch nicht gut verinnerlicht
  • Da mentales Üben geistig sehr fordernd ist, mache nach einigen Minuten eine kurze Pause

5. Klavierstücke bewusst anhören

Die meisten von uns sind es so gewöhnt, Musik im Hintergrund zu hören, dass wir wirkliches aufmerksames Zuhören fast schon verlernt haben.

Wann hast du das letzte Mal Musik gehört, ohne etwas anderes zu machen?

Nimm dir doch einmal bewusst die Zeit, machs dir gemütlich und hör dir Klaviermusik an. Konzentrier dich ganz auf den Klang, die Stimmung die das Stück erzeugt und wie der Pianist es interpretiert
Die Erkenntnisse, die du dabei gewinnst, kannst du auch für dein eigenes Spiel nutzen. 

Ich hoffe, ich konnte dir einige Anregungen geben für die Situation, wenn du nicht wie gewohnt üben kannst. Einige der Alternativen sind auch hervorragend, wenn du im Urlaub oder unterwegs bist und kein Klavier zur Hand hast.

Konntest du schon einmal wegen einer Verletzung nicht Klavier üben? Wie hast du diese Zeit überbrückt? Ich freue mich über deinen Kommentar 🙂


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