An exzellenten Konzertpianisten herrschte noch nie ein Mangel. Der Konkurrenzkampf zwischen den Solokünstlern ist nach wie vor extrem und nur ein kleiner Bruchteil schafft es in den Olymp der Virtuosen zu stoßen und nachhaltig in Erinnerung zu bleiben.
Einige unter ihnen sind nicht nur für ihre exzellenten technischen Fertigkeiten und bahnbrechenden Interpretationen von Werken berühmt, sondern auch für einen extravaganten Auftritt.
Im Folgenden stelle ich dir 4 besonders schillernde und berühmte Pianisten vor.
1. Liberace
Wladziu Valentino Liberace war ein US-amerikanischer mit polnischen und italienischen Wurzeln. Das 1919 geborene Wunderkind trat schon früh als Solist mit renommierten Orchestern auf. In den 1950er Jahren begann er damit, klassische und volkstümliche Stücke mit einem Pop-Stück zu versehen und damit aufzutreten.
Seine Auftritte wurde immer mehr zu einer spektakulären Inszenierung und er begeisterte in einer eigenen Las-Vegas-Show die Massen.
Das Showtalent brachte Liberace den Spitznamen Mr. Showmanship ein und machte ihn in den 1960er und 1970er Jahren zu einem der gefragtesten Acts.
Eines seiner vielen extravaganten Kostüme war ein Chinchillapelz, mit dem er häufig mit einem Rolls-Royce auf die Bühne gefahren kam.
Neben seiner Show beeindruckte er auch durch ein exzellentes Klavierspiel, er galt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als schnellster Pianist der Welt.
Auch Jahre nach seinem Tod im Jahr 1987 ist Liberace immer noch in den Köpfen präsent, insbesondere in den USA. Mehrere Filme würdigen das Leben des Pianisten, darunter eine Biografie mit Michael Douglas in der Hauptrolle.
2. Ignacy Jan Paderewski
In der Zeit vor Liberace galt Ignaz Paderewski als das höchste Ausmaß der Extravaganz eines Pianisten. Der polnische Pianist wurde 1860 geboren und erreichte sowohl in Europa als auch in den USA eine außergewöhnliche Popularität.
Paderewski war kein Wunderkind und eroberte erst relativ spät mit 28 Jahren das Pariser und Londoner Publikum.
Er beeindruckte die Welt mit seiner für damalige Zeit ungewöhnlichen Mähne, seiner Eleganz und seinem aristokratischem Flair. Er bereiste die Länder im eigenen Salonwagen, hatte stets Sekretär, Tourmanager, Klavierstimmer und Koch bei sich.
Die Bekanntheit, die weit über die Landesgrenzen Polens hinausreichte, ließ ihn auch politischen Einfluss gewinnen. Er wurde während des ersten Weltkriegs Mitglied des Polnischen Nationalkomitees und kämpfte als Diplomat in den USA den Kampf für ein freies Polen. Letztendlich wurde er sogar Premier- und Außenminister Polens und unterzeichnete im Jahr 1919 den Friedensvertrag von Versaille. Nach nur wenigen Monaten widmete er sich wieder komplett der Musik.
Paderewski war nicht nur ein gefeierter Pianist, sondern auch ein anerkannter Komponist, insbesondere vieler Klavierwerke.
Übrigens war es Paderewski, der Liberace riet, wie er selbst auch nur unter seinem Nachnamen aufzutreten.
3. Glenn Gould
Glenn Herbert Gould kam im Jahr 1932 im kanadischen Toronto zur Welt. Im Alter von drei Jahren konnte er bereits einmal gehörte Melodien auf dem Klavier wiedergeben und ein Jahr später begann er mit der Komposition von Stücken.
Im Royal Conservatory of Music in Toronty lernte Gould eine besondere Technik des Spielens, bei dem es mehr um das Hochziehen der Tasten als um das Herunterdrücken ging. Außergewöhnlich war auch, wie Gould am Klavier saß:
Er saß besonders nah an den Tasten und benutzte einen sehr tiefen Klavierstuhl.
Schlagartig bekannt wurde Gould mit seiner Einspielung von Bachs Goldberg-Variationen in im Jahr 1955. Anschließend konzertierte der extravagante Pianist ausgiebig in Europa und dem nordamerikanischen Kontinent.
Neben der feinen Visualisierung der Musik und der scharfen Artikulation ist Gould insbesondere auch für sein Mitsummen bekannt, das auch charakeristisch für seine Studioaufnahmen ist. Die teilweise ungewöhnliche Tempowahl polarisierte ebenso wie die scharfe Artikulation.
So extravagant Glenn Gould nach außen hin auch schien, so suchte er doch stets die Ruhe und Isolation. Nur in der Einsamkeit schaffte er es, die Musik zum Leben zu erwecken und seine beeindruckende Darstellung polyphoner Musik zu entwickeln. Außerdem hatte er zeitlebens mit Lampenfieber zu kämpfen und fühlte sich im Studio deutlich wohler als auf der großen Bühne. Bereits mit 31 Jahren kehrte er der Konzertbühne den Rücken und konzentrierte sich auf Aufnahmen und die Musik selbst.