Fehlerfrei Klavier spielen in 5 Schritten


Du hast ein Stück am Klavier eingeübt und bist langsam so weit, dass du es vorspielen kannst. Doch es schleicht sich schon wieder ein lästiger Fehler beim Spielen ein…. Genervt startest du den nächsten Anlauf! Kommt es dir bekannt vor? In diesem Beitrag erfährst du, wie du in 5 Schritten fehlerfrei Klavier spielen lernst.

1. Fokussier dich auf perfektes Spielen statt auf Fehler

Warum mache ich immer so viele Fehler beim Spielen?… Ich hab schon wieder einen Fehler an dieser blöden Stelle gemacht! … Ich schaffe es einfach nicht, fehlerfrei zu spielen! …

Wenn du dir diese Sätze immer wieder selbst sagst, dann fokussierst du dich auf Fehler statt auf korrektes Spielen.
In unserer Gesellschaft liegt der Fokus leider sehr stark auf Fehlern. Bereits in der Schule werden die Fehler fett mit Rotstift markiert. Selbst wenn 95 % der Klassenarbeit richtig sind, macht das viele Rot ein schlechtes Gefühl.

Versuche einfach, nicht an Fehler zu denken, sondern daran, wie schön das Stück klingt, wenn du es wirklich beherrscht. Allein durch diesen Wechsel in deiner Einstellung machst du deutlich weniger Fehler beim Spielen. Du wirst erstaunt sein!

Passend dazu der Beitrag: Wie du schwierigen Passagen in 4 Schritten meisterst

Fehlerfrei Klavier spielen in 5 Schritten

2. Suche dir Stücke im richtigen Schwierigkeitsgrad

Ich für meinen Teil würde gerne die Hammerklavier-Sonate von Beethoven fehlerfrei spielen können. Selbst wenn ich über Monate hinweg täglich üben würde, zum fehlerfreien Spielen würde es dennoch nicht reichen. Das Stück liegt (leider) etwas über meinen technischen Fähigkeiten. Die Sonate No. 5 in C-Moll dagegen könnte ich mit gezieltem Üben fehlerfrei (oder zumindest ausgesprochen fehlerarm) vorspielen.

Eines ist klar: An schweren Stücken kannst du wachsen und deine Fähigkeiten am Klavier deutlich verbessern. Die Kunst ist aber, Stücke auszuwählen, die dich fordern, aber nicht überfordern.

Lege als deinen falschen Ehrgeiz zur Seite und versuche nicht, auf Biegen und Brechen ein Stück zu perfektionieren, das für dich einfach (noch) etwas zu schwer ist.

3. Konzentriertes Üben

„Wenn du Fehler übst, wirst du Fehler machen“.

Versuche deswegen, beim Üben immer so konzentriert wie möglich zu sein. Wenn du einfach mechanisch durch die Stücke hetzt, immer wieder über die selben Stellen stolperst, werden sich die Fehler und Ungenauigkeiten einschleifen.

Versuchst du dagegen, schon beim Üben dank voller Konzentration jeden Fehler zu vermeiden, übst du das Stück richtig ein. Je öfter du ein Stück bei voller Konzentration richtig spielst, desto einfacher wird es dir später fallen, „Musik zu machen“ und es mit Ausdruck und Gefühl fehlerfrei aufzuführen.

=> Mehr zum Thema konzentriertes Üben findest du hier

Es gibt einen Weg, um auch zu Beginn des Einstudierens sehr wenige Fehler zu machen: Langsam spielen! Vielleicht kannst du den Satz nicht mehr hören und langsames spielen ist eine „Qual“ für dich.

Auch ich muss mich immer wieder zwingen, neue Stücke nicht zu schnell zu üben. Besonders, wenn ich die Musik im Ohr habe und diesen Klang einfach so schnell wie möglich selbst erzeugen will.

Weil ich diesen Schritt schon so schön mit einem Zitat begonnen habe, beende ich ihn mit einem weiteren Bonmot:

„Wer langsam übt, lernt schnell.“

____________________________________________

Willst du lernen, wie du Stücke richtig einübst? Wie du schnell Fortschritte erzielen kannst? Franz Titscher lehrt dir in diesem Videokurs die Grundlagen des Klavierspiels:

Zum Klavierkurs >>

____________________________________________

4. Mental spielen

Bevor du ein Stück fehlerfrei spielen kannst, musst du es gut kennen und auch verstehen. Ich meine wirklich gut – so gut, dass du genau weißt, wie jeder Ton klingt.

Führ dir für ein besseres Verständnis die Struktur und den Charakter des Stückes vor Augen:

  • Welche Harmonien werden verwendet?
  • Wo liegt die Melodie und wo die Begleitung?
  • Welche Motive sind besonders wichtig?
  • Wie ist die Dynamik des Stückes?
  • Wie ist das Tempo? Wechselt das Tempo im Laufe des Stückes?

Wenn du jeden Abschnitt des Stückes kennst, kannst du versuchen, es mental zu spielen.

Leg dir dazu die Noten bereit und spiele das Stück geistig durch. Stelle dir möglichst genau vor, wie deine Finger die Tasten betätigen und wie es genau klingt. Je genauer deine Vorstellung ist, desto wirkungsvoller ist deine Übung. Wenn du irgendwo hängenbleibst, kennst du das Stück noch nicht gut genug.

Fortgeschrittener Modus: Spiele das Stück mental mit geschlossenen Augen, also komplett auswendig!

Wenn du das mentale Spielen deines Stücks meisterst, machst du einen großen Schritt hin zu fehlerfreiem Spielen. Ein weiterer Vorteil: Du kannst auch dann üben, wenn du gerade kein Klavier „zur Hand“ hast, also beispielsweise im Zug oder beim Arzt im Wartezimmer.

5. Versuche, in den Flow zu kommen

Um ein Stück wirklich fehlerfrei spielen zu können, also von 90 % auf 100 % zu kommen, ist vieeel Üben notwendig. Möglicherweise musst du noch einmal die selbe Zeit reinstecken, die du von 0 auf 90 % gebraucht hast.

Je öfter du das Stück dann geübt hast, desto leichter fallen dir auch die schwierigen Passagen. Irgendwann denkst du nicht einmal mehr nach, wie du bestimmte Stellen zu spielen hast, sondern machst es einfach.

Wenn du das Stück sicher und fast automatisch spielen kannst, bist du schon sehr weit und du hast nur noch einen Schritt vor dir:

Komm in den Flow!

Der Flow ist ein Zustand, wo du einfach im Hier und Jetzt bist und nicht darüber nachdenkst, was du tust.
Du hast das bestimmt schon einmal erlebt, dass du vollkommen in einer Aufgabe versunken bist, Zeit und Raum total vergessen hast und völlig ohne Anstrengung agiert hast.

Diesen Zustand kannst du erreichen, wenn du versuchst, dich voll auf das Spielen zu konzentrieren und alles von außen ausblendest. Geh raus aus deinem Kopf und versuche, mit jeder Faser deines Körpers in das Stück einzutauchen und die Musik lebendig werden zu lassen.

Du wirst das Stück anschließend mühelos und fehlerfrei spielen können – probier es aus!

Hab auch mit Fehlern Spaß

Auch wenn es sehr schön ist, ein Stück fehlerfrei spielen zu können, ist es nicht immer das einzige und ultimative Ziel. Viel mehr zählt, dass du Spaß am Klavierspielen hast, dich verbesserst und vielleicht auch hin und wieder jemand eine Freude mit deiner Musik machst.

Wenn also Fehler passieren, ist das kein Untergang, sondern völlig normal und alles andere als schlimm 🙂


Tags


Weitere Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published. Required fields are marked

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}