Du kennst die Modulation bestimmt aus vielen Popsongs: Gegen Ende hin wird die Tonart des Lieds verändert. Das geschieht nicht einfach so, sondern mithilfe einer sogenannten Modulation. Ich erkläre dir, wie das geht und welche Arten von Modulationen es gibt.
Was ist eine Modulation?
Eine Modulation ist der Übergang von einer Tonart zu einer anderen Tonart. Soll innerhalb eines Stücks die Grundtonart wechseln, geht das nicht einfach ohne Übergang, denn dann klingt es sehr abrupt und unnatürlich. Stattdessen nutzt man Tonverwandtschaften, um mit gemeinsamen Akkorden zweier Tonarten überzuleiten.
Wenn man nur kurzzeitig in eine andere Tonart springt und diese nicht mit einer Kadenz festigt, sondern wieder zur Grundtonart zurückkehrt, spricht man von einer Ausweichung.
Bevor du dich mit Modulationen beschäftigst, solltest du sicher sein, dass du bereits musiktheoretische Grundlagen beherrscht. Falls dir die Stufenakkorde, Tonika, Dominante und Subdominante noch kein Begriff sind, lese dir am besten meinen Artikel über Akkorde durch.
Phasen der Modulation
Bevor ich dir die verschiedenen Arten von Modulationen vorstelle, folgt ein kurzer Überblick, wie eine Modulation durchgeführt wird.
- Zuerst befindest du dich in der Ausgangstonart. Diese wird vor der Modulation mit einer Kadenz deutlich gemacht, wie etwa Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika T – S – D – T oder eine verkürzte Kadenz T – D – T.
- Dann findet der Übergang zur Zieltonart statt, der wesentliche Teil der Modulation.
- Zuletzt wird die Zieltonart mit einer Kadenz gefestigt. Ist dies nicht der Fall, handelt es sich um eine Ausweichung.
Diatonische Modulation
Als Erstes betrachten wir die diatonische Modulation. Sie ist bei Weitem die gebräuchlichste Form. Merkmal dieser Modulation ist die Verwendung eines „Bindeakkords“. Dieser Akkord hat die Besonderheit, dass er sowohl in der Ausgangstonart, als auch in der Zieltonart leitereigen ist (d.h. er ist mit den Tönen der jeweiligen Tonleiter zusammensetzbar).
Dafür kommt logischerweise nur eine begrenzte Menge an Akkorden infrage.
Es eignet sich jeder Akkord, der in beiden Tonarten leitereigen ist, als Modulationsakkord. Ich habe dir zum Überblick die leitereigenen Akkorde der C-Dur-Tonleiter aufgeführt:
1. Von C-Dur zu D-Dur (Dominantmodulation)
Hier wird sich die Tatsache zunutze gemacht, dass der G-Dur Akkord als Dominante von C-Dur gleichzeitig ein Akkord in der Tonart D-Dur ist, und zwar die Subdominante, oder auch IV. Stufe. Zuerst wird eine Kadenz in C-Dur gespielt, dann folgt der Bindeakkord und sogleich wird die neue Tonart mit einer verkürzten Kadenz gefestigt. Und so einfach hast du die Tonart gewechselt!
Verwendet man die Dominante als Modulationsakkord, spricht man von einer Dominantmodulation. Sie ist die häufigste Form der Tonartwechsel.
2. Von C-Dur zu G-Dur (Tonikaparalelle)
Beim Wechsel von C-Dur zu G-Dur lässt sich am leichtesten ein Bindeakkord finden. Da die beiden Tonarten direkt quintverwandt sind, teilen sie sich ganze vier Akkorde: G-Dur, C-Dur, a-Moll und e-Moll.
Ich habe mich hier als Übergangsakkord für a-Moll entschieden. Er ist von C-Dur die Tonikaparallele und gleichzeitig von G-Dur der II. Stufenakkord, auch Subdominantparallele genannt. Die Modulation endet wieder klassisch mit T – D – T der neuen Tonart.
Sicherlich könnte man hier auch wieder eine Dominantmodulaiton vornehmen und dann die Dominante von C-Dur als Modulationsakkord verwenden, die dann in G-Dur die neue Tonika ist.
Enharmonische Modulation
Bei dieser Modulation wird sich die enharmonische Verwechslung zunutze gemacht, sodass ein Akkord als Akkord einer anderen Tonart umgedeutet werden kann. Das bedeutet, dass die Töne gleich bleiben, nur ihre Bezeichnung ändert sich (ein fis wird z.B. als ges umgedeutet).
Besonders gut eignet sich der verminderte Dominantseptakkord, da er nach Auflösung strebt und in mehrere Auflösungsakkorde geführt werden kann, was einen schnellen Tonartwechsel möglich macht.
Hier siehst du die Tonika C-Dur und den entsprechenden Dominantseptakkord (G7). Ein Dominantseptakkord besteht aus dem normalen Dominantakkord (hier G-Dur) und einer hinzugefügten Septime (f). Die Septime (f) strebt danach, um einen Halbtonschritt nach unten (e) aufgelöst zu werden, während die Terz, der sogenannte Leitton (h), zur Auflösung nach oben hin zum Grundton (c) strebt.
Daneben siehst du im Vergleich einen verkürzten verminderten Septakkord, bei dem der Grundton fehlt. Die None as ersetzt den Grundton g, der als Quinte zu c zählt. Man spricht hier auch von einem hochalterierten Quintton.
Die Besonderheit dieses Akkordes: alle Töne haben den Abstand einer kleinen Terz. Man kann sie also deuten, wie man möchte – ob als Terz, Quinte, Septime oder None. Dadurch kann man nach verschiedene Tonarten auflösen.
1. Von C-Dur zu A-Dur
Im ersten Beispiel findet ein Wechsel von C-Dur zu A-Dur statt. Die Kadenz zu Beginn und zum Ende wird zur vereinfachten Abbildung weggelassen.
Der verminderte Dominantseptakkord mit hochalteriertem Quintton as wird enharmonisch verwechselt. So wird er umgedeutet zum Dominantseptnonenakkord von A-Dur (E7v) mit gis als Terz. Im Anschluss wird er zu A-Dur aufgelöst. Die neue Tonart kann wie bei der diatonischen Modulation noch mit einer Kadenz gefestigt werden.
2. Von C-Dur zu Fis-Dur
Hier wird ähnlich vorgegangen, allerdings in einer anderen Umstellung der jeweiligen Akkorde.
Hier wird das f zum eis und das as wird zum gis, dieses Mal der Quintton des verminderten Septakkords zu Fis-Dur (Cis7v). Die Töne an sich verändern sich nicht, doch schon ihre andere Deutung ermöglicht den Wechsel in eine neue Tonart.
Chromatische Modulation
Die dritte Möglichkeit ist, Stammtöne der Tonart um einen Halbtonschritt zu alterieren, um die Zieltonart zu erreichen. Meist ist dieser Ton der Leitton, also der Ton, der um eine Auflösung zum Grundton der Zieltonart strebt.
Das Tongeschlecht ist bei dieser Form der Modulation egal. Man kann mit den gleichen Akkorden sowohl in die Dur- als auch in die Molltonart der jeweiligen Wunschtonart leiten.
1. C-Dur zu d-Moll
Zu Beginn des zweiten Takts wird der vorherige Akkord, also die Tonika, nur um einen Halbtonschritt verändert. Das C wird zum Cis und es entsteht sofort eine Spannung, die nach Auflösung strebt. Es entsteht ein verminderter Akkord (C°) – der einzige verminderte Stufenakkord einer Tonleiter ist der Akkord der VII. Stufe.
Er wird auch als verkürzter Septakkord bezeichnet, d.h. ein Dominantseptakkord ohne dem Grundton (Đ7). Ein verminderter Cis-Akkord als VII. Stufe hat D-Dur bzw. d-Moll als Grundtonart.
Dieser spannungsreiche Akkord mit dem Leitton Cis will zur Tonika aufgelöst werden. In diesem Beispiel ist das d-Moll – abgeschlossen wird wieder mit einer verkürzten Kadenz.
2. C-Dur zu D-Dur
Zur Verdeutlichung, dass das Tongeschlecht keine Rollte spielt, hier der Fall D-Dur:
Das Prinzip ist dasselbe, nur die Zieltonart ist hier D-Dur statt d-Moll.
Das waren jetzt die gebräuchlichsten Beispiele für eine Modulation. Deiner Fantasie sind aber keine Grenzen gesetzt und insbesondere, wenn du dir für die Modulation mehr Zeit nimmst, hast du unzählige Möglichkeiten.
Mehr Informationen rund um Musiktheorie findest du in diesen Beiträgen: