8 häufige Fehler beim Klavier üben, die deinen Fortschritt verlangsamen


„Übung macht den Meister“ – ja das stimmt, aber damit du zu einem Meister am Klavier wirst, musst du auch „richtig“ üben. In diesem Beitrag stelle ich dir 8 häufige Fehler beim Üben vor, die ich immer wieder beobachte.

  8 häufige Fehler beim Klavier üben, die deinen Fortschritt verlangsamen

1. Nicht wirklich üben

Du übst jeden Tag mindestens 15 Minuten und bist total stolz auf dich. Doch übst du auch wirklich oder spielst du nur Klavier? Üben ist das systematische Erlernen von Fähigkeiten oder Stücken. Und wenn du nur ein bisschen dahinklimperst, kann das kaum als Üben bezeichnet werden.

Üben ist anstrengend, klingt häufig nicht schön und macht nicht so viel Spaß wie das Lieblingsstück noch einmal herunterzubrettern….aach was solls – ich spiel doch für mich und da solls doch schön klingen und Spaß machen! Vielleicht kommt dir dieser innere Dialog bekannt vor, ich kenne ihn auf jeden Fall nur zu gut.

Wenn du dich wirklich verbessern und neue Fähigkeiten erlernen willst, führt kein Weg am konsequenten und effektiven Üben vorbei. Nimm dir die Zeit, stell dich auf „Arbeit“ ein und du wirst Erfolge erzielen.

Mehr über effizientes Üben kannst du hier nachlesen.

2. Üben, was du schon kannst

Es macht Spaß, Stücke zu spielen, die wunderbar sitzen und einfach toll klingen. Wenn du endlich mal ein kleines Repertoire hast, das sich schön anhört, verleitet das sehr, sich darauf zu beschränken. Anstatt immer nur die schon gelernten Stücke zu spielen, solltest du dich regelmäßig neu fordern. Nur so machst du dauerhaft Fortschritte und dein Repertoire von Stücken, die schön klingen, wächst gleichzeitig an.


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3. Dein Repertoire nicht pflegen

Dieser häufig gemachte Fehler ist das Gegenteil vom vorherigen. Vielleicht überrascht es dich, aber es gibt mehr Leute als man denkt, die gelernte Stücke nicht mehr anfassen wollen. Bei mir kommt es auch vor, dass ich ein Stück einfach nicht mehr hören kann und für einige Zeit „zur Seite lege“.

Leider hat dein Gehirn so einen dummen „Verlernmechanismus“ eingebaut. Ehe du dich versiehst, kannst du einzelne Stücke nicht mehr wirklich schön spielen. Wie viel Gedichte aus deiner Schulzeit kannst du noch KOMPLETT auswendig? Wahrscheinlich weißt du von vielen noch ein paar Verse, aber das ganze Gedicht kannst du vermutlich nur aufsagen, wenn du es danach noch mal wiederholt hast. Ähnlich ist es bei Klavierstücken. Einzelne Passagen kannst du noch wunderbar auswendig spielen, andere scheinen sich heimlich aus deinem Finger- und Musikgedächtnis geschlichen zu haben.

Dein Repertoire braucht Pflege und je größer es ist, desto mehr Arbeit ist das. Alle je gelernten Stücke immer nahe an der Aufführungsreife zu haben, ist zu viel des Guten und lenkt dich von neuen Herausforderungen ab.

Nimm dir immer wieder andere Stücke aus deinem Repertoire heraus und poliere sie etwas auf. Du wirst erstaunt sein, wie schnell du das dann doch wieder draufhast.

4. Nie vorspielen

„Ich spiele nur für mich!“ – diesen Satz höre ich oft, wenn ich Hobby-Pianisten frage, ob sie schon einmal vorgespielt haben. Natürlich übst du nicht für andere und dein „Geklimper“ muss primär dir gefallen. Es ist aber auch ein wunderbares Gefühl, ein Stück sehr gut zu beherrschen und es dann anderen vorzuspielen. So richtig meisterst du ein Stück in der Regel nur, wenn du es auch vorspielst.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man ohne den „Vorspieldruck“ sehr geneigt ist, bei 90 % aufzuhören und es dabei zu belassen. Klar – der Weg von 90 zu 100 % ist wahrscheinlich genauso weit wie von 0 bis 90, aber es lohnt sich.

Vorspielen ist für viele keine angenehme Situation – ähnlich wie einen Vortrag halten. Mit jedem Mal wird es aber leichter – versprochen!

Mehr Tipps zum erfolgreichen Vorspielen findest du hier.

5. Zu leichte oder zu schwere Stücke wählen

Die Schwierigkeitswahl ist keine leichte Angelegenheit. Spielst du regelmäßig „zu leichte“ Stücke, entwickelst du dich nicht wirklich weiter. Bei zu schweren Stücken besteht die Gefahr, dass du den Spaß verlierst und die langsamen Fortschritte dich entmutigen und aufgeben lassen. Ich mache leider manchmal immer noch den Fehler, zu schwere Stücke anzugehen, um einige (oder viele) Übestunden später festzustellen, dass das vielleicht eine Nummer zu groß war.

8 häufige Fehler beim Klavier üben, die deinen Fortschritt verlangsamen

Das Einschätzen der Schwierigkeit ist keine leichte Angelegenheit. Am besten kann dir natürlich dein Klavierlehrer weiterhelfen, er kennt dich und deine Stärken genau. Wenn er ein guter Lehrer ist, sucht er Stücke heraus, die dich fordern, aber nicht überfordern.

Eine sehr gute Hilfe, die ich sehr gerne verwende, ist das „Handbuch der Klavierliteratur“ von Klaus Wolters. Das Buch bewertet die Schwierigkeit von Stücken von 1 bis 15. Solche Einstufungen sind natürlich nicht absolut zu sehen, geben aber einen sehr guten Anhaltspunkt.

6. Keinen Wert auf den Fingersatz legen

Eine der häufigsten Stolperfallen beim Spielen ist ein schlechter Fingersatz. Bei langsamen Passagen kannst du dich vielleicht irgendwie durchmogeln. Sobald es etwas schneller und technisch anspruchsvoller wird, ist ein sinnvoller Fingersatz essentiell.

Ich war als Schüler lange in der Fraktion „Fingersatz bääh“. Ich habe „improvisiert“ und frei Schnauze gespielt. Irgendwann habe ich es mir zum Glück angewöhnt, mir VOR dem Erlernen von Stücken Gedanken über den Fingersatz zu machen. Mit einem guten Fingersatz lernst du schwere Passagen deutlich effizienter.

Mache bitte nicht den Fehler, draufloszuspielen und dich nicht um den Fingersatz zu kümmern. Am besten schreibst du den Fingersatz auch immer gleich in die Noten. Wenn du das Stück ein paar Monate später wieder hervorkramst, wirst du dir selbst unglaublich dankbar dafür sein.

Mehr zum wichtigen Thema Fingersatz findest du hier >

7. Zu schnell üben

Je schneller du eine Passage übst, desto langsamer lernst du sie. Das klingt vielleicht ein bisschen nach einer Mutti-Weisheit, aber wie die meisten dieser Sprüche beinhaltet auch dieser Satz viel Wahrheit. Langsam üben ist nervig und kostet häufig Überwindung. Außerdem hört sich das Stück dann beim Üben nicht toll an.

Wie hast du Autofahren gelernt? Bist du gleich auf die Autobahn? Ich hoffe nicht und auch beim Klavier üben musst du häufig zu Beginn die kleine Landstraße nehmen, bevor du irgendwann aufs Gas drücken kannst. Zwing dich immer wieder dazu, langsam zu üben. Glaub mir, du lernst so wirklich schneller!


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8. Immer von vorne bis hinten üben

Ein weiterer sehr häufiger Fehler, den auch ich lange gemacht habe, ist das sture Von-Vorne-Bis-Hinten-Üben. Es geht los bei Takt 1 und dann Stück für Stück bis zum Schlussakkord. Die Gefahr ist dann, dass du den Anfang supergut kannst und du den Rest des Stücks immer weniger gut beherrscht.

Fange deswegen vielleicht einfach mal ganz hinten an und arbeite dich nach vorne. Das kommt dir am Anfang möglicherweise komisch vor, aber kann wirklich sehr effektiv sein. Oder du nimmst dir bewusst die schwierigen Passagen raus und übst zuerst diese. Die leichten Stellen fügst du irgendwann später ein. So minimierst du die Gefahr, dass du immer wieder die leichten Passagen, die sich vielleicht auch noch ständig wiederholen, viel zu oft spielst und gleichzeitig immer wieder über die gleichen gemeinen Stellen stolperst.

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Wenn du diese 8 Fehler vermeidest, machst du einen großen Schritt zu einem effektiven Üben. Vielleicht hast du dich ja auch ein paar Mal selbst ertappt. Ich habe jeden einzelnen davon mehr oder weniger lang gemacht. Manchmal erwische ich mich immer noch dabei, dass ich einfach „schlecht“ übe. Aber ich versuche, mein Üben möglichst oft möglichst effektiv zu gestalten – dann kann ich aus „nur“ 20 Minuten viel herausholen.

Kennst du weitere Übe-Fehler? Und wie haben diese deine Fortschritte behindert? Lass es mich wissen 🙂


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tipps, Üben


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  1. Hallo! Meine Nichte hat einem Jahr angefangen, Klavier zu spielen. Da sie nicht so viel übt, hat meine Schwester schon an einen Klavierverkauf gedacht. Aber vielleicht liegt es ja am ‚falschen‘ Üben. Also danke für die Tipps, dass z.B. neue Herausforderungen oder das Vorspielen helfen können. VG

  2. Guten Tag,
    Ich habe gerade alle Tipps gelesen und sehr sehr erfreut erkannt, ich liege nicht ganz falsch. Ich habe mein Klavier Studium vor vielen Jahren in Spanien im Konservatorium absolviert, dann selbst „wie man nicht soll“ lange gespielt und letzten September nach eine Pause von 10 Jahren unerklärlicherweise wieder angefangen. Ich erkenne mich nicht wieder, seit dann lerne ich permanent nur neue Stücke, übe das Teil was (für meinen Mann vor allem) am schlimmsten klingt, schreibe ich mir die beste Zahlen für die Finger bis alles sitzt, pflege Stücken-weise meine Repertoire und ich muss sagen, es macht jetzt -trotzdem- viel mehr Spaß als früher. Das erkennen, wie ein neues Stück langsam „wird“ und dass die Finger nicht wie ein Lotto Gewinn bei schwierigen Passagen die Tasten treffen, kommt nur als Belohnung zur Arbeit. Ich denke ich habe in diesem Jahr mehr genossen als früher. Leider ist das Vorspielen verlernt und noch in Arbeit. Aber ja, ich habe mich wahrscheinlich kontinuierlich selbst angelogen, ich würde „nur für mich spielen“, anstatt zu erkennen es bereitet mir Panik. Meine drei Kinder nutzen leider nicht zu diesem Zweck!
    Warum ich dieses schreibe, weil der Text auf dieser Seite genau das ist, was ich hören wollte, die beruhigende Bestätigung, dass Klavier spielen nicht -wie jeder glaubt- einfach Klavier spielen ist. Der Weg zum „schön spielen“ hat einen Preis. Das muss ich jetzt nicht mehr als ich würde es so gern!
    Vielen Dank für die Tipps!.

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar!
      Schön zu hören, dass auch professionelle Pianisten nicht vor manchen „Fehlern“ bewahrt sind.
      Und ja: Üben klingt für Zuhörer oft nicht schön, aber das tut es dann beim Vorspielen umso mehr 🙂

  3. Vielen Dank für die sehr hilfreichen Tipps. Ich spiele zwar Cello, gehe oft so vor, dass ich das Stück von Anfang an spiele bis zur ersten Stelle, wo es hakt. DANN nehme ich mir diese Passage direkt vor. Ich hab dann zuerst den Erfolg, dass schon was klappt, Erst nach diesem Einspielen bin ich mental schon im Stück drin und komme so Stück für Stück voran

    1. Das ist doch perfekt! Erfolgserlebnis und ein bisschen notwendige Arbeit 🙂

  4. Vielen Dank!
    Was ich noch hinzufügen möchte ist, dass ich zu passiv übe. Ich möchte lieber schnell schnell weiterspielen und hoffe dass es beim nächsten Mal klappt. Viel besser ist es, die Schwierigkeiten oder Ungenauigkeiten zu benennen. Sehe und fühle, was genau nicht klappt und warum nicht. Konkret das Problem benennen. Und dann sich selber eine Übung ausdenken! Das bringt viel mehr Spaß.

    1. Kenne ich auch zu gut mit dem passiv üben. Kreatives Üben hilft sehr weiter, gerade das selber Ausdenken von Übungen!

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