Popsongs auf dem Klavier zu spielen – diesen Wunsch haben viele Pianisten. Die Top Charts Gold-Reihe vom Hage Verlag beinhaltet die 40 besten Songs jedes Jahres in einem Sammelband für Klavier, Keyboard, Gitarre und Gesang. Ich habe mir das Heft Top Charts 12 (erschien Ende 2017) etwas genauer angesehen.
Viele Klavierschüler und Pianisten haben den Wunsch, neben Klassikern von Mozart, Bach und Co. auch mal etwas „Modernes“ zu spielen. Zum einen kommen da Stücke der „New Classic“ in Frage, zum Beispiel von Komponisten wie Ludovico Einaudi, Yann Tiersen oder Yiruma. (Eine Übersicht über Noten dafür findest du hier).
Neben den für Klavier komponierten modernen Stücken bieten sich auch Popsongs ideal an. Viele davon beinhalten sowieso ein Klavierintro oder eine Klavierbegleitung. Viele stehen dann aber vor der Frage: Wie spiele ich denn Popsongs? Eine Möglichkeit ist das freie Spielen nach Akkorden (ein hervorragendes Buch dazu findest du hier). Das benötigt allerdings etwas Übung und ein geschultes Gehör.
Wenn du beim freiem Klavierspielen noch nicht so weit bist, sind fertig ausgeschriebene Noten ideal für dich. Verschiedene Verlage arrangieren Pop- und Rocksongs für das Klavier und bringen Notenhefte dazu heraus. Mein absoluter Favorit ist die Reihe „Top Charts Gold“ vom Hage Verlag.
Stellvertretend für alle Werke der Reihe habe ich „Top Charts Gold 12“ etwas genauer unter die Lupe genommen. Vielen Dank an den Hage Verlag für das Zusenden eines Testexemplars. Selbstverständlich habe ich das Buch dennoch neutral für dich getestet 🙂
40 aktuelle Songs aus dem Jahr 2017
„Top Charts Gold“ wird vom Hage Verlag herausgebracht. Jährlich im Dezember erscheint ein neues Exemplar mit 40 aktuellen Songs aus den Charts. Die Gold-Reihe ist sozusagen eine Zusammenfassung der „Top Charts“-Serie, die alle 1-2 Monate erscheint und sechs Stücke enthält.
In der Ausgabe 12 (erschien im Dezember 2017) sind folgende Titel enthalten:
Dominierender Interpret ist wenig überraschend Ed Sheeran mit drei Songs. Auch Wincent Weiss, Die Toten Hosen, Alle Farben, Mark Forster und Katy Perry sind mehrfach vertreten. Die Auswahl ist ein gutes Abbild aus den Charts des Jahres 2017. Etwas überrascht mich, dass DER Sommerhit von 2017 Despacito nicht enthalten ist. Das kann aber durchaus auch daran liegen, dass der Hage-Verlag die erforderlichen Rechte nicht bekommen hatte.
Überrascht hat mich auch, dass „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller enthalten ist. Der „Originalsong“ kam im Jahr 2005 heraus und die (für dieses Arrangement zugrundeliegende) Unplugged Version 2013. Nun gut – ich mag das Lied, also kein Problem 🙂
Zweigeteilter Aufbau
Wie alle Top Charts Bücher ist auch die Ausgabe 12 zweigeteilt. In der ersten Hälfte sind die Songs nur mit Melodiestimme und Akkorden abgedruckt. Diese Variante ist zum Beispiel für Gesang mit Gitarrenbegleitung. Mit der Tempoangabe sowie einem Vorschlag für die Begleitung und „Melodiestimme“ lässt sich jedes Stück auch gut auf dem Keyboard spielen.
Im zweiten Teil sind sämtliche Songs noch einmal für Klavier arrangiert abgedruckt. Neben der Melodiestimme findest du auch eine vollständige Begleitung für die linke Hand. Die Stücke sind leicht bis mittelschwer arrangiert und nicht besonders schwer zu erlernen. Ich denke, dass man sich nach zwei Jahren Klavierunterricht schon an die Songs trauen kann. Am meisten Probleme bereitet wahrscheinlich das „Lesen“ des Rhythmus.
Hier hilft die mitgelieferte CD sehr weiter: Hör dir einfach den Song ein paar Mal an, lies währenddessen in den Noten mit und du bekommst schnell ein Gefühl dafür, wie das Stück klingen soll.
Durch den „doppelten Aufbau“ und 40 Songs ist Top Charts Gold 12 ein richtiger Schinken (368 Seiten!). Ohne Wäscheklammern, Bücher oder andere Hilfsmittel ist es schwer, das Notenbuch zum Offenbleiben zu zwingen. Aber damit muss man eben leben, wenn man eine so umfangreiche Notensammlung kauft 😉
Sehr gute Arrangements
Die Arrangements finde ich bei fast allen Songs ausgesprochen gelungen. Manche der enthaltenen Songs sind seehr schwer für Klavier zu arrangieren (Imagine Dragons „Thunder oder „Feels“ von Calvin Harris und Co.). Andere bieten sich geradezu an (Chainsmokers & Coldplay „Something Just Like This“). Der Arrangeur Gerhard Kölbl hat wie gewohnt hervorragende Arbeit geleistet.
Einen kurzen Einblick bekommst du in diesem Video:
…oder wie ich selbst ein paar Songs anspiele (leider im Hochformat):
So gut die Arrangements auch sind – es gibt natürlich beim Spielen kein richtig oder falsch und ich sehe die Begleitpattern häufig auch als Anregung, wie der Song begleitet werden könnte. Letztendlich spiele ich dann oft meine eigene Version, die so ähnlich klingt wie die abgedruckte. Frei nach dem Motto: „Erlaubt ist, was gefällt“.
Tolle Anregung für eigene Begleitmuster
Und genau das ist auch ein sehr wertvolles Element der Top Charts-Hefte: Du siehst sehr viele verschiedene Begleitpattern, die du analysieren und in dein Repertoire aufnehmen kannst. Schau dir deswegen auch gerne die Begleitungen mal etwas genauer an. Wie spiegelt sich der Charakter des Songs im Begleitmuster wieder? Wie wird der Beat (:-D) in die Begleitung übertragen? Je mehr Möglichkeiten du kennst, desto vielfältiger kannst du in Zukunft auch beim freiem Spielen nach Gehör begleiten.
Manchmal nicht in der Originaltonart
Ein kleiner Wertmutstropfen für mich (wie bei allen Top Charts-Heften): Die Songs sind teilweise nicht in der Originaltonart abgedruckt. Ich habe ein sehr feines Gehör und spiele Songs sehr ungern in einer anderen Tonart, das hört sich einfach falsch für mich an. Der Verlag (und Arrangeur) müssen natürlich immer abwägen: Soll ich „Shape of You“ wirklich im vorzeichenreichen cis-moll abdrucken oder lieber ins deutlich schneller erlernbare d-moll transponieren?
Bei Top Charts Gold entscheidet sich der Verlag für eine leichtere Spielbarkeit. Für viele ist das ein Segen, denn sie müssen sich nicht durch den Vorzeichendschungel kämpfen. Mir persönlich immer die Originaltonart lieber, aber für die Zielgruppe des Buchs ist der Weg des Verlags wohl der richtige. Auf meinem E-Piano kann ich transponieren und habe so dann auch den Originalklang.
Meine Übersicht zu Seiten mit kostenlosen Klaviernoten findest du hier >>
Fazit:
Top Charts Gold 12 ist wieder ein toller Band geworden. Ich empfehle die Serie allen, die gerne Popsongs am Klavier spielen wollen, aber noch nicht soweit sind, um sie frei nach Gehör zu spielen. Die Arrangements sind sehr gut gelungen und transportieren den Sound der Stücke richtig gut wieder. Sie sind meistens mittelschwer und können von etwas Fortgeschrittenen häufig schon gespielt werden. Manchmal sind die Songs nicht in der Originaltonart abgedruckt, was mich etwas stört, aber für die meisten wegen der leichteren Spielbarkeit sehr positiv sein dürfte. Sinnvoll ist auch die mitgelieferte CD. Sie liefert einen guten Höreindruck und eignet sich auch für das Sing-along.
Auch als Anregung für eigene Begleitmuster ist das Heft ideal und ich entdecke immer wieder neue Pattern. Die Songauswahl ist ganz gut gelungen, es ist fast alles enthalten, was im Jahr 2017 hip war.
Top Charts Gold 12 bekommt also meine vollste Empfehlung – der Hage Verlag macht eine echt tolle Arbeit mit der Reihe!
=> Hier kannst du Top Charts Gold 12 bestellen
Hast du schon ein Top Charts Gold Heft zuhause? Oder spielst du lieber frei nach Gehör? Lass es mich wissen 🙂
Richtig guter und ausführlicher Beitrag! Ich spiele nun schon seit 10 Jahren Klavier und nach so vielen Jahren voller klassischer Stücke, finde ich es an der Zeit auch mal etwas aus der heutigen Zeit zu spielen und dieses Buch eignet sich da ja wirklich hervorragend.
Wissen Sie zufällig, wann „Top Charts 13“ erscheint?
Mfg
Vielen Dank ? finde Pop auch immer eine sehr gute Abwechslung – toll, dass Sie sich auch heranwagen! Band 13 müsste demnächst erscheinen – hab auf der Homepage des Verlags aber noch keine Infos gefunden 🙂