Für meinen Podcast habe ich den Gründer von flowkey Jonas Gössling interviewt. Hier findet ihr einen Auszug aus dem Gespräch, das du in voller Länge in meinem Podcast nachhören kannst.
Jonas ist ein sehr sympathischer junger Mann und ich bin begeistert davon, wie er gemeinsam mit seinen beiden Co-Foundern seine Vision durchgezogen hat. Mittlerweile ist flowkey international erfolgreich.
Meinen ausführlichen Test zu flowkey findest du hier >>
Hallo Jonas, stell dich doch einmal kurz vor
Ich bin Jonas und in Hannover aufgewachsen. Meine Eltern hatten ein altes Klavier im Wintergarten und ich habe mit 6 Jahren meine Eltern gebeten, Unterricht zu bekommen. Seitdem spiele ich Klavier hobbymäßig. Ich habe dann Wirtschaftsingenieurwesen studiert und gegen Ende meines Studiums ist das Klavier mit flowkey wieder etwas mehr in den Mittelpunkt gerückt.
Was ist flowkey und wie kam die Idee zur App?
Kurz gesagt: Flowkey ist eine Klavier-App, die hört, ob du richtig spielst.
Während meines Studiums wollte ich mir Jazz-Piano mit YouTube selbst beibringen. Tutorials gab es auf YouTube genug. Allerdings war das Erlebnis mit Videos ziemlich frustrierend: Ich musste immer stoppen, vor- und zurückspringen und das Tempo war nie richtig. Ich war mehr damit beschäftigt, das Video zu bedienen, als Klavier zu spielen.
Aus dieser Frustration heraus kam die Idee, eine App zu entwickeln, diese Probleme zu lösen, sodass man sich nur aufs Spielen konzentrieren kann und in den Flow kommt (daher auch der Name „flowkey“).
Diese Kernidee hat sich seit damals nicht geändert und stellte die Basis für die erste Version dar.
Wie war der Weg von der Idee zur ersten Version von flowkey?
Ich hatte das große Glück, dass ich an der Uni zwei Freunde hatte, die genauso gründungsbegeistert waren wie ich. Alex hat Physik studiert, ist ein rationaler Mensch und versteht Zahlen. Deswegen übernimmt er bei uns alles organisatorische. Dann haben wir noch Ahmed mit ins Boot geholt, der ein exzellenter Coder und Designer (!) ist. Damit war die Dreierkombo perfekt.
Wir haben ein Gründerstipendium beantragt und dann ein Jahr den Prototyp weiterentwickelt und 2014 die erste Betaapplikation als Web-Applikation herausgebracht. Da wir noch keine Apps hatten und es mit Laptop am Klavier etwas schwierig ist, war es ein steiniger Weg, die ersten zahlenden Kunden zu bekommen. Die mobilen Apps für iPad, iOS und Android haben uns dann den weiteren Weg geebnet.
Ihr wart 2015 bei der bekannten TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Wie war die Erfahrung in dieser Show?
Es war auf jeden Fall sehr aufregend. Die Löwen fanden unsere eigene Bewertung für die App zu hoch und bezeichneten es als eine „Fantasiebewertung“, mit der sie nicht mitziehen würden.
Als die Show dann ausgestrahlt wurden, haben wir einen großen Anstieg der Nutzerzahlen verzeichnet. Es hat uns dann auf jeden Fall geholfen, auf eine neue Stufe zu kommen.
Wenn man flowkey jetzt aus der Vogelperspektive betrachtet, sind wir jetzt noch viel, viel, viel größer geworden, insbesondere auch durch die internationale Verbreitung. Jetzt sind wir sicherlich das zehnfache wert, was wir damals ausgerufen haben.
Ich hatte schon das Gefühl, dass uns die Löwen etwas von oben herab behandelt haben, aber ich habe das am Ende sportlich genommen. Bei der Höhle der Löwen geht es um die Show und nicht darum, wie ein Business funktioniert.
Habt ihr ein Wachstum in der Coronazeit bemerkt?
Auf jeden Fall! Letztes Jahr war ein gewaltiger Wachstumsschub bei uns. Es hat direkt mit dem ersten Lockdown angefangen. Wir haben es Anfang 2020 schon gemerkt, als wir auf einmal viel mehr Nutzer aus China hatten. Als mehr Länder im Lockdown waren, sind die Nutzerzahlen explodiert und wir hatten das 4-6-fache der sonstigen Neuanmeldungen pro Tag. Dieser enorme Wachstum hat sich inzwischen wieder normalisiert.
Welche Vision und Ziele habt ihr noch mit flowkey?
Wir werden flowkey laufend weiterentwickeln und schauen uns auch neue Technologien wie Augmented Reality an. Außerdem werden wir tiefer in den Bereich Klavier Spielen udn Klavier Lernen eintauchen. Wir haben auf jeden Fall eine Menge geplant!
Ich kenne viele, die digitalem Klavierlernen sehr skeptisch gegenüberstehen. Wie stehst du zu diesem Thema?
Wenn ich sehe, was unsere Nutzer in kurzer Zeit schaffen, bin ich selber fasziniert, welche Fortschritte möglich sind. Man kann auf jeden Fall mit der App und etwas Disziplin so weit kommen, dass man Spaß hat an der Musik und fortgeschrittene Stücke spielen kann. Wenn es darum geht, in die Tiefe und in die Feinheiten der Technik zu gehen, dann ist Klavierlehrer unersetzbar. Außerdem geben gute Lehrer die Motivation, dranzubleiben und zu üben. Daran hakt es etwas beim Online-Lernen und es ist Eigenmotivation nötig, weiterzuüben.
Auch in dem Gebiet der Motivation haben wir mit flowkey noch einiges vor in nächster Zeit.
Wie bekommt ihr so viele Stücke in flowkey?
Wir haben ein eigenes Team von Pianisten, die Stücke transkribieren oder komponieren und einspielen. Das Team produziert in unserem Studio die Songs und pflegt diese in die App ein. Wir haben da einen sehr, sehr hohen Qualitätsanspruch. Einfache Versionen von Stücken, die auch noch gut klingen, ist eine der größten Herausforderungen dabei.
Welche Rolle spielt das Klavier aktuell in deinem Leben?
Ich spiele immer noch regelmäßig und nutze auch flowkey zum Lernen. Gerade lernen ich zum Beispiel die Partita von Bach und Don’t stop me now von Queen, wo wir eine tolle fortgeschrittene Version in der App haben. Ansonsten bin ich Vater von zwei Töchtern und spiele aktuell viele Kinderlinder mit Akkordbegleitung. Ich komme manchmal nicht ganz so viel zum Spielen, wie ich gerne möchte, aber die Musik hat immer noch einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben.
Was sollte man beachten, wenn man mit flowkey Klavier lernen will?
Wer noch nie Klavier gespielt hat, sollte mit den Videokursen starten, die Schritt für Schritt an die Grundlagen heranzuführen.
Dann sollte man sich einen Lieblingssong aussuchen, der toll klingt. Die Motivation, diesen Song spielen zu können, trägt einen und hilft auch über Motivationslöcher.
Fortgeschrittene sollten einfach in die App gehen, sich einen Song aushören, der einen wirklich umhaut – und einfach Spaß haben!