Klavier üben ohne Klavier – das klingt paradox. Doch oft passiert es, dass man Zeit, aber kein Klavier zur Verfügung hat. Dieser Beitrag richtet sich an diejenigen, die im Urlaub gerne weiter üben würden oder allgemein zuhause kein Klavier zur Verfügung haben. Ich zeige dir mehrere Wege, wie man auch ohne dem doch etwas unhandlichen Instrument üben kann.
Rollpiano
Beim „Rollpiano“ handelt es sich um eine Klaviatur aus Kunststoff mit integriertem Lautsprecher, die sich zusammenrollen lässt. So kannst du es perfekt transportieren und überallhin mitnehmen. Die meisten Rolltastaturen haben ähnliche Funktionen wie ein Keyboard und teilweise nur 61 Tasten, wobei man nicht wirklich von Tasten sprechen kann. Vielmehr drückt man auf eine Plastikmatte, um den Ton zu erzeugen. Die Haptik und das Spielgefühl ist total anders und natürlich ganz und gar nicht mit einem echten Klavier vergleichbar.
Das Rollpiano eignet sich nicht zum täglichen Üben, aber um das Gespür für die Finger beizubehalten und zu trainieren, ist das es definitiv eine gute Methode. Vor allem für Anfänger, wo es zunächst erst einmal darum geht, sich mit den Tönen vertraut zu machen, ist ein Rollpiano eine gute Alternative, wenn kein echtes Klavier in der Nähe ist.
Hier findest du meine Rollpiano-Empfehlung mit 88 Tasten:
Kleines Keyboard
Eine ähnliche Alternative ist ein kleines MIDI-Keyboard oder Synthesizer. Im Vergleich zu einem Keyboard in normaler Größe ist es deutlich günstiger und zudem leicht transportfähig. Der Vorteil gegenüber dem Rollpiano ist, dass du „echte“ Tasten drückst. Trotzdem ist der Anschlag nicht vergleichbar mit dem eines akustischen Klaviers. Und auch hier gilt zu beachten: die kleine Tastatur ist sehr unterschiedlich zu der des echten Klaviers und ersetzt keinesfalls das Üben am Piano. Aber da es so gut in einen Rucksack passt, ist es für unterwegs perfekt geeignet.
Meine Empfehlung für ein solches Mini-Keyboard ist das Yamaha PSS-F30 Mini:
Klavier-App
Mittlerweile gibt es natürlich auch mehrere Apps, die eine virtuelle Klaviatur anbieten. In den App Stores findest du dazu eine gute Auswahl. Hier kannst du nach demselben Prinzip üben und dir Töne verinnerlichen oder das Notenlesen trainieren. Ein Tablet ist hier vorteilhaft, da die Tasten dort nicht ganz so winzig sind. Zum Notenlesen Üben zum Beispiel tut es aber auch ein Smartphone. Für Technik und ganze Stücke eignet sich dieses Tool wiederum nicht – aber es ist immer noch besser, als sich eine Zeit lang gar nicht mit Musik auseinanderzusetzen.
Hier findest du eine Auflistung der besten Klavier-Apps.
Trockenübungen
Fingerübungen
Um die Finger zu trainieren, kann man auch auf einer einfachen Oberfläche wie einer Tischplatte ein paar Trockenübungen durchführen. Klopfe mit deinen Fingern einfach in derselben Haltung, als ob du am Klavier sitzen würdest. Dann kannst du die gleichen Übungen, Tonleitern, Etüden, etc., die du auch am Piano zum Aufwärmen verwendest, im Stillen ausprobieren.
Auch einzelne Passagen aus Stücken, mit denen du sonst Schwierigkeiten hast, kannst du versuchen, auf einer Oberfläche zu simulieren. Das hört sich vielleicht nicht besonders effektiv an, aber Trockenübungen sind in der Tat hilfreich für den Anschlag. Sie helfen dir, am Klavier die Tasten gleichmäßig und präzise anzuschlagen. Wenn du dir den Klang der Töne dabei vorzustellen versuchst, schulst du nebenbei auch dein inneres Gehör!
Lernen mit den Noten und mentales Spielen
Was auch sehr hilfreich sein kann, ist nur deine Noten zur Hand zu nehmen und das Stück mental zu spielen.. Wenn du Schwierigkeiten mit dem Rhythmus eines Stückes hast, kannst du ihn durch Klopfen oder Klatschen üben und verinnerlichen. Wenn du viel auswendig spielst, kennst du folgendes Problem bestimmt: sobald du darüber nachdenkst, wie ein Stück weitergeht, fällt es dir nicht mehr ein. Dagegen kann ich besonders empfehlen, sich separat die Noten „durchzulesen“, den Klang im Kopf vorzustellen und gut einzuprägen. Somit bleibt das Stück nicht nur im Fingergedächtnis, sondern du hast den Ablauf der Noten und Töne abgespeichert.
Öffentliches Piano
Am besten spielt es sich am Ende doch auf einem richtigen Klavier. Wenn du in einer etwas größeren Stadt wohnst oder Urlaub machst, schau dich nach Möglichkeiten um, wo du öffentlich Klavier spielen kannst. In den allermeisten Städten gibt es irgendwo öffentliche Einrichtungen, wo du kostenfrei spielen kannst. Allgemein übliche Plätze dafür sind Einkaufszentren, Hotellobbies oder Bars. Frag einfach mal nach – die meisten Leute freuen sich über ein paar Stücke. Wenn du lieber nur für dich spielen oder üben willst, kannst du dich auch nach Musikschulen in der Nähe erkundigen. Oft gibt es nämlich dort das Angebot, einen einem ruhigen Raum zu üben zu nutzen.
Oder du siehst im „Airbnb für Klaviere“ nach, bei piano.me (Meinen Testbericht findest du hier)
Vielleicht bietet sich für dich die ein oder andere Möglichkeit gut an, um in Zeiten ohne Klavier trotzdem ein bisschen dranzubleiben.
Last but not least: Nur etwas Klaviermusik zu hören oder ein bisschen zum Thema Klavier zu lesen kann auch schon eine gute Tat sein. Daher empfehle ich dir natürlich besonders meinen Blog als Urlaubslektüre 😉