Für kaum ein anderes Instrument ist so viel Literatur geschrieben worden wie für das Klavier. Beim Auswahl von geeigneten Stücken kann daher leicht der Überblick verloren gehen. Auch bei Sammelbänden und Klavierschulen wird man von der Vielfalt beinahe erschlagen. Natürlich sollte man Stücke zum Lernen auswählen, die einem gefallen. Aber nicht immer sind die schönsten Stücke auch die geeignetsten, wenn es um den persönlichen Fortschritt geht. Als Hobby-Pianist kann man die Schwierigkeit von Stücken oft nur schwer von außen einschätzen. Ein großartiges Buch, das versucht, Licht in den Dschungel der Klavierliteratur zu bringen, ist „Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen“ von Klaus Wolters.
Toller Gesamtüberblick über die Klavierliteratur
Klaus Wolters ist wohl einer, wenn nicht der größte deutschsprachige Experte, was die Klavierliteratur angeht. Über Jahrzehnte hinweg beschäftigte er sich intensiv mit der Klavierliteratur. Die erste Auflage des Buchs erschien bereits im Jahr 1967, mittlerweile ist die fünfte Auflage erhältlich.
Am Anfang des über 700 Seiten dicken Werkes gibt Klaus Wolters einen Überblick über Klavierschulen, Fachbüchern und Literatur über Improvisation und Jazzklavier. Jedes der aufgeführten Werke bewertet der Autor kurz und knapp und hilft bei der Auswahl von geeigneten Werken.
Chronologische Reise durch die Musikgeschichte
Anschließend arbeitet sich Klaus Wolters durch die Musikgeschichte der Klavierkomponisten, von der Renaissance und dem Barock über die Klassik und Romantik bis hin zur Moderne. Je nach Bedeutung des Komponisten variiert auch der Umfang und die Seitenzahl, die der Autor den Werken beimisst. J.S. Bach wird beispielsweise auf 37 Seiten behandelt, der Romantiker Robert Schumann bekommt zehn Seiten. In leicht zu lesender Form stellt der Autor die Klavierkompositionen der Komponisten vor und beschreibt den Stil und verschiedene Merkmale der Stücke. Zu vielen Werken kann man auch seine subjektive Meinung lesen. Manche Stücke behandelt Klaus Wolters ausführlicher (auch hier wieder je nach Bedeutung und subjektiver „Bewertung“ der Stücke), während andere nur sehr kurz kommentiert werden.
Obwohl das Buch durchaus den Charakter eines Nachschlagewerkes besitzt, lesen sich die Texte zu den Komponisten sehr flüssig und das Buch ist auch zum gelegentlichen Schmökern geeignet. Nach der Beschreibung und Bewertung der Klavierstücke der jeweiligen Komponisten listet der Autor noch die Ausgaben der Klavierstücke auf. So bekommt man einen schnellen Überblick, welche Verlage welche Werke des Komponisten anbieten.
Einteilung in 15 Schwierigkeitsgrade
Sämtliche aufgeführte Stücke der Klavierliteratur beurteilt Klaus Wolters (subjektiv) im Schwierigkeitsgrad. Dafür verwendet er fünfzehn Stufen. Bis Stufe 12 veranschlagt er etwa 9 Jahre Klavierunterricht, natürlich bei regelmäßigem Üben und einem guten Lehrer. Stufe 13-15 sind dem Autor zufolge hauptsächliche Berufsmusikern und Musikstudenten vorbehalten. Natürlich kann man die Schwierigkeit von Stücken nicht absolut bewerten, denn jedes Stück stellt unterschiedliche Anforderungen, die sich sehr schwer vergleichen lassen. Dennoch ist die Einstufung auf der Skala von 1 bis 15 sehr hilfreich und bietet einen guten Anhaltspunkt über die Schwierigkeit der Stücke.
Die Bewertungen der Stücke hat der Autor in der Praxis erprobt und spiegeln seine langjährige Erfahrung als Klavierlehrer wider. Diese Einschätzung der Schwierigkeit macht das Werk in meinen Augen so wertvoll und hilfreich. Mit der Bewertung kann man recht schnell abschätzen, ob ein Stück erlernt werden kann oder ob man besser noch ein bisschen damit warten sollte.
Fazit
Das „Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen“ von Klaus Wolters ist ein Standardwerk über die Klavierliteratur. Es eignet sich hervorragend für Klavierlehrer, aber auch Hobby-Pianisten finden hier viele Hilfen bei der Literatur-Auswahl.
Hier kannst du das Buch bestellen:
Handbuch der Klavierliteratur. Klaviermusik zu zwei Händen
9 MONATE bis Stufe 12?
Müssen natürlich Jahre sein, vielen Dank für den Hinweis 🙂