Was Laufen gehen und Klavier spielen gemeinsam haben


Ich liebe es nicht nur, Musik zu machen, sondern bin auch ein begeisterter Sportler. Eine der vielen Sportarten, die ich gerne betreibe, ist das Laufen. Vor kurzem ist mir aufgefallen, wie ähnlich sich das Laufen und das Klavierspielen sind. Diese Ähnlichkeiten und wie du Fähigkeiten von einem der beiden Bereiche auf den anderen übertragen kannst, liest du in diesem Beitrag.

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Auftritte bzw. Wettkämpfe sind wichtig

Ich bin viele Jahre gelaufen, ohne je an einem richtigem Wettkampf teilzunehmen. Meine Motivation war lediglich, meine Ausdauer zu trainieren und mich etwas zu bewegen. Ich war in keinem Leichtathletikverein und bin auch überwiegend alleine oder höchstens zu zweit oder dritt gelaufen. Dementsprechend fehlte auch etwas der „Gruppendruck“, sich gemeinsam zu einem Lauf anzumelden. Ähnlich ist es beim Klavierspielen: Ohne das Klassenvorspielen deines Klavierlehrers wärst du vermutlich nie auf die Idee gekommen, dein Können vor Zuhörern vorzutragen. 

Mein erster wirklicher Laufwettkampf war dann vor einigen Jahren ein Firmenlauf, bei dem wir uns gemeinsam mit der gesamten Firma vorbereitet haben. Ein Jahr später habe ich mich tatsächlich an einen Halbmarathon gewagt und mich sehr strukturiert darauf vorbereitet. Die Wettkämpfe waren für mich immer Motivation und ein lohnendes Ziel in der Ferne, für das es sich lohnt, zu trainieren. Ähnlich ist es bei Auftritten. Wenn ein Auftritt mit dem Klavier oder mit der Orgel feststeht, habe ich ein Ziel für mein Üben und bin motiviert.

Das Gefühl nach einem erfolgreichen Laufwettkampf ist ähnlich gut wie nach einem gelungenen Auftritt. Es fühlt sich einfach gut an und die lange Vorbereitung zahlt sich endlich aus.

Allen Läufern und allen Pianisten empfehle ich gleichermaßen: Sucht euch einen Wettkampf beziehungsweise einen Auftritt – es lohnt sich!

Meine besten Tipps zum erfolgreichen Vorspielen findest du hier > 

Die überwiegende Zeit übst du langsam

Als Vorbereitung auf meinen Halbmarathon habe ich mir einige Informationen von renommierten Experten eingeholt. Bei einem waren sich alle einig: Am wichtigsten sind lange langsame Läufe, um die aerobe Leistungsfähigkeit zu verbessern. Bei diesen Dauerläufen lief ich erheblich langsamer als ich es eigentlich gewohnt bin. Im Wettkampftempo bin ich immer wieder nur kurze Abschnitte gelaufen. Die Verlockung war anfangs groß, einfach schneller zu laufen. Warum sollte ich langsamer laufen als ich kann? Ich habe aber den Experten geglaubt und habe das Tempo etwas widerwillig reduziert. Ich hätte es nicht geglaubt, aber ich wurde perfekt auf den 21 km-Lauf vorbereitet, ohne längere Zeit den Ernstfall zu proben.

Beim Klavierspielen ist das ähnlich. Ein neues Stück übst du sehr lange sehr langsam, bis du es wirklich fehlerfrei beherrscht. Auch hier ist die Verlockung groß, viel zu schnell ins Endtempo zu wechseln. Aber wenn du die Disziplin aufbringst und geduldig langsam übst, wirst du belohnt werden.

Du kannst den Alltag vergessen und in den Flow kommen

Viele Leute gehen laufen, um vom Alltag abzuschalten. Die frische Luft und die gleichförmige Bewegung eignen sich wunderbar, um auf andere Gedanken zu kommen. Ähnlich ist es beim Klavierspielen. Wenn du wirklich fokussiert übst und voll und ganz in dein Stück eintauchst, rückt der stressige Alltag weit in den Hintergrund.

Viele Läufer berichten, dass sie bei längeren Läufen oder bei Wettkämpfen in einen regelrechten Flow kommen. Die Gedanken verschwinden, du läufst fast von alleine und bist komplett in der Gegenwart. Auch beim Klavierspielen kann dieser Flow entstehen. Voraussetzung ist, dass du Ablenkungen vermeidest, dein Smartphone außer Sichtweite legst und dich auch sonst nicht stören lässt.

Aufraffen ist manchmal schwierig

Manchmal gibt es Tage, da fällt es einem schwer, die Laufschuhe zu schnüren und eine Runde zu drehen. Du fühlst dich müde, es ist kalt und neblig und du würdest dich einfach viel lieber gleich auf das Sofa legen. Sich dennoch aufzuraffen, ist manchmal nicht ganz einfach. Mir hilft es immer, die Lust gar nicht groß zu hinterfragen, sondern einfach meinen Plan einzuhalten. Bisher hat es mir nach ein paar Minuten dann doch immer sehr gefallen.

Beim Klavierspielen wirst du auch immer wieder Phasen haben, wo du dich nur schwer aufraffen kannst (Meine besten Tipps, wie du dich besser aufraffen kannst, findest du hier). Auch hier hilft es, dich einfach ohne große Nachzudenken an das Klavier zu setzen. Wenn das nicht klappt, nimm dir einfach vor, nur 5 Minuten zu üben. Meistens willst du dann noch gar nicht aufhören, sondern spielst gerne weiter.

Ein Plan kann helfen

Wenn du auf einen Laufwettkamp hintrainierst, lohnt sich ein Trainingsplan sehr. Je länger die Wettkampfstrecke ist, desto wichtiger ist eine gründliche Vorbereitung. Mir hat bei meinem Halbmarathonversuch mein Trainingsplan sehr geholfen, um wirklich auch jede Einheit durchzuziehen. Außerdem habe ich laufend Fortschritte gesehen und sowohl das Tempo als auch die Distanzen wurden laufend gesteigert. Höhepunkt war ein 10 km-Wettkampf zwei Wochen vor dem Halbmarathonstart. Dieser letzte Leistungscheck hat mir gezeigt, dass ich bis dahin sehr gut trainiert habe und reif für den Ernstfall bin.

Wenn du einen Auftritt mit dem Klavier in Aussicht hast, kann dir ein strukturierter Übeplan sehr weiterhelfen. Unterteile deine Vortragsstücke in Teile und weise sie deinen Übungseinheiten zu. Beispielsweise kann ein Übeplan ungefähr so aussehen:

  • Montag: Dritte Seite von „Clair de lune“ – möglichst fehlerfrei beherrschen, erste Seite von Bachs Invention linke Hand komplett auswendig
  • Dienstag: Dritte Seite von „Clair de lune“ auswendig lernen, rechte Hand bei Bachs Invention fehlerfrei beherrschen

Der Plan ist natürlich variabel und nicht immer wirst du es schaffen, die Vorgaben genau zu erfüllen. Er kann dir aber sehr dabei helfen, ein großes Vorhaben wie das fehlerfreie Vortragen von 2-3 Stücken in kleine Häppchen zu zerlegen. Zusätzlich hast du so immer kleine Erfolgserlebnisse.


Fähigkeiten wie diszipliniertes Üben, das Aufraffen zum Üben oder eine strukturierte Herangehensweise, die du bei einer Fähigkeit gelernt hast, kannst du wunderbar auch auf andere Felder übertragen. Wenn du dich schon mehrfach strukturiert auf Laufwettkämpfe vorbereitet hast, kannst du diese Erfahrung nutzen, um für dein nächstes Klaviervorspiel zu üben. Andersrum funktioniert das Ganze natürlich auch.

Hast du bestimmte Fähigkeiten, die du dir am Klavier angeeignet hast, schon übertragen können? Oder nützen dir Fähigkeiten aus anderen Feldern für dein Klavierspiel etwas? Ich freue mich auf deinen Kommentar 🙂


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  1. Ich bin auch Läufer und spiele ein bisschen Klavier…ich habe selber nicht die zwei verbundet aber du hast vollkommen recht mit der Punkten hier! Die sind sehr ähnlich.

    1. Danke für den Kommentar, Shaun 🙂 ist mir erst vor kurzem aufgefallen, als ich mich zum wiederholten Mal zum langsam üben zwingen musste!

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