Gutes Klavierspielen beginnt mit einem guten Sitzen und besonders bei längerer Übedauer ist ein schlechtes Sitzen schlecht für Handgelenke, Schultern, Ellenbogen und den Rücken. Mit folgenden Tipps gelingt es dir, richtig am Klavier zu sitzen.
Bereits in meinem Blogpost über effizientes Üben habe ich über die Wichtigkeit einer richtigen Sitzposition geschrieben. Das Thema ist aber so grundlegend und wird so oft vernachlässigt, dass ich etwas ausführlicher darüber schreiben möchte. Einiges habe ich aus dem tollen Buch „Technik des Klavierspiels“ von Rudolf Kratzert.
Ein guter Klavierhocker
Ein richtiger Klavierhocker ist natürlich Grundvoraussetzung. Ein einfacher Keyboardhocker oder ein Stuhl aus dem Esszimmer sind ungeeignet zum Klavierspielen. Der Hocker sollte unbedingt höhenverstellbar sein, damit du ihn an deine Größe anpassen kannst und richtige Haltung einnehmen kannst. So einen Klavierhocker bekommst du in jedem Klavier- und Musikfachgeschäft oder du bestellst ihn ganz einfach online. Dein Rücken wird dir den Kauf auf jeden Fall danken!
Die richtige Höhe und Position des Klavierstuhls
Der erste Schritt ist immer, die Höhe des Klavierhockers einzustellen. Viele vermeiden es aus Bequemlichkeit, die Höhe des Sitzes anzupassen. Besonders wenn mehrere Personen ein und denselben Hocker nutzen, passen ihn die wenigsten an ihre Größe an. Doch mit der einfachen Mechanik der meisten Klavierhocker ist das meistens eine Sache von wenigen Sekunden. Die richtige Höhe ist dann erreicht, wenn dein Daumen beim Tastenkontakt in der Ebene des Unterarms bleibt und das Handgelenk eine neutrale Position einnimmt. Der Ellenbogen sollte außerdem etwas höher als das Handgelenk liegen. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, gelingt das Spielen effizient und mit der geringsten Belastung für Arme und Schultern.
Du solltest zusätzlich genau in der Mitte der Klaviatur sitzen, also zwischen dem eingestrichenen D und E. In dieser Position lassen sich alle Tasten ohne größere Verrenkungen erreichen.
Die richtige Distanz zum Klavier
Um die richtige Distanz des Hockers zum Klavier zu ermitteln, lässt du am besten die Hände neben deinem Rumpf frei herabhängen (natürlich in „Klavierhaltung“). Die linke Hand sollte sich nun etwa im Bereich zwischen kleiner und großer Oktave befinden und die rechte im oberen Bereich der zweigestrichenen. Ist das nicht der Fall, musst du die Entfernung zum Klavier anpassen. Der Winkel im Ellenbogengelenk sollte beim Tastenkontakt deutlich kleiner als rechtwinklig, ansonsten sitzt man zu nahe am Klavier. Die Pedale sollten sich mit der Fußspitze betätigen lassen, ohne dass sich die Ferse vom Boden abhebt.
Die richtige Sitzhaltung
Eine gesunde Sitzhaltung ist nicht nur für ein effizientes und gutes Spielen nötig, auch dein Rücken wird es dir danken. Wer über viele Jahre hinweg oft am Klavier sitzt und sich eine falsche Haltung angewöhnt hat, wird zwangsläufig früher oder später mit Rückenschmerzen konfrontiert werden. Deswegen sollte die Sitzhaltung regelmäßig überprüft werden. Der Rücken sollte gestreckt und gerade sein, wie es dir deine Eltern immer beibringen wollten. Die Füße sind abgewinkelt und die Unterschenkel etwa senkrecht zum Boden und die Füße befinden sich kurz vor den Pedalen. Die Schultern sollten immer locker und entspannt sein, selbiges gilt für Ellenbogen und Handgelenke.
Ist der Hocker richtig platziert und die Sitzhaltung neutral und entspannt, ist die Basis für ein gutes Klavierspiel gelegt. Langes Sitzen gilt allgemein als nicht sehr gesund, deshalb solltet ihr spätestens nach einer Stunde Üben aufstehen, euch etwas lockern und bewegen.
Mit der richtigen Sitzhaltung hast du nun optimale Voraussetzungen für gutes Klavierspielen – allerdings nur in Kombination mit einer korrekten Handhaltung. Hier erfährst du, was du bei deiner Handhaltung noch verbessern kannst.